Unterdessen lehnte die staatliche Förderbank KfW einen Milliardenkredit für den Sportwagenbauer vorerst ab. Porsche hat sich bei der geplanten Übernahme von Europas grösstem Autobauer Volkswagen verhoben. Bei einem Treffen der Familien Porsche und Piech habe Porsche-Chef Wendelin Wiedeking ein Papier über die zukünftige Beteiligungsstruktur des Sportwagenherstellers präsentiert, schreibt der «Focus». Darin stehe, dass ein «externer Investor» 29,9 Prozent der Porsche-Anteile übernehmen solle – bisher war eine geplante Beteiligung mit 25 Prozent an der Holding bekannt. Ein Porsche- Sprecher sagte auf Nachfrage nur, man habe Stillschweigen über alle Verhandlungen vereinbart.
Bald Einigung erwartet
Baden-Württembergs Wirtschaftsminister Ernst Pfister (FDP) erwartet schon bald eine Einigung von Porsche mit dem möglichen Grossinvestor, dem Staatsfonds des Emirates Katar. «Nach meiner Kenntnis sind die Gespräche mit Katar weitgehend abgeschlossen. Und es kann gut sein, dass Katar bei Porsche einsteigt», sagte Pfister den «Stuttgarter Nachrichten» (Montag). Die zuletzt diskutierte Beteiligung von über 25 Prozent sei aber «ein bisschen üppig».
Wulff trifft Delegation aus Katar
Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) traf sich am Wochenende mit einer Delegation des Emirates Katar. Dabei sollte es auch um die geplante Beteiligung Katars an Porsche und dessen Interesse an der VW AG gehen. «Der politische Gedankenaustausch ist konstruktiv und harmonisch verlaufen», sagte eine Regierungssprecherin am Sonntag in Hannover. Beschlüsse habe es aber nicht gegeben.
Hinweise auf Gespräche zwischen Daimler und Porsche
Unterdessen verdichteten sich die Hinweise auf Gespräche zwischen Daimler und Porsche. Ein eindeutiges Dementi gab es dazu zumindest von Porsche nicht. «Wir möchten nicht zu jeder Spekulation Stellung beziehen», sagte ein Porsche-Sprecher. Ein Daimler-Manager wies die Gerüchte hingegen als «reine Spekulation» zurück. Auch in Aufsichtsratskreisen bei Porsche wird ein Daimler-Einstieg nach Informationen der «Süddeutschen Zeitung» (Montag) für unwahrscheinlich gehalten. Daimler sei durch die Autokrise schliesslich auch stark gebeutelt.
«Gute Mischung»
Branchenkenner halten nach dpa-Informationen aber zumindest eine stärkere Zusammenarbeit der beiden angeschlagenen Autobauer für möglich. Wirtschaftsminister Pfister begrüsste im Interview der «Stuttgarter Nachrichten» einen möglichen Einstieg von Daimler bei Porsche. «Ich kann mir das gut vorstellen», sagte er. «Katar und Daimler könnte eine gute Mischung sein, und die Abhängigkeit vom Ausland wäre etwas reduziert.»
Keine endgültige Absage von KfW
Porsche betonte ausserdem, dass es noch keine endgültige Absage für einen Förderkredit der staatlichen KfW gebe. «Wir sind nach wie vor in Verhandlungen mit der KfW und der Politik. Es ist noch nichts entschieden», betonte der Sprecher. Die KfW fordert nach dpa- Informationen eine verbindliche Festlegung von Porsche, wofür der Kredit verwendet wird. Das Geld dürfe nicht zum Aktienkauf und nicht gegen Volkswagen verwendet werden. Ausserdem besteht die KfW auf einem genauen Plan, wie der Gesamtkredit von 12,5 Milliarden Euro, den Porsche bei mehreren Banken beantragt hat, zurückgezahlt werden soll. Bundeswirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) schätzt dennoch, dass sich die Aussichten für Porsche auf Staatshilfe nun verschlechtert haben.
«Hedge-Fonds-Methoden» vorgeworfen
Der Vorsitzende des VW-Gesamtbetriebsrates, Bernd Osterloh, warf dem Porsche-Vorstand in Interviews «Hedge-Fonds-Methoden» vor. Wiedeking und Finanzvorstand Holger Härter hätten bei der Übernahme von VW «getrickst und gezockt wie Heuschrecken», sagte Osterloh der «Süddeutschen Zeitung».
Porsche bessert KfW-Antrag nach
Porsche will seinen Antrag für einen Milliardenkredit durch die staatliche Förderbank KfW nachbessern. «Das werden wir schnell tun», sagte ein Porsche-Sprecher am Montag in Stuttgart. Die KfW habe die Nachbesserung verlangt. Porsche hatte Anfang Juni bei der KfW ein Darlehen über 1,75 Milliarden Euro beantragt. In der vergangenen Woche war bekanntgeworden, dass die Förderbank diesen Antrag zunächst abgelehnt hat. Autoexperten glauben unterdessen nicht, dass sich Daimler bei Porsche beteiligen wird. «Daimler braucht das Geld selbst», sagte Prof. Ferdinand Dudenhöffer der Deutschen Presse-Agentur dpa, zu den Spekulationen. (awp/mc/ps/02)