Porsche stockt VW-Anteil auf und baut Einfluss aus
Porsche teilte am Montag mit, wie angekündigt eine Option auf den Erwerb von 3,6 Prozent der Stammaktien von Volkswagen ausgeübt zu haben und nun 30,9 Prozent der Stammaktien zu besitzen. Porsche strebe derzeit aber nicht die Mehrheit bei VW an, sagte ein Unternehmenssprecher. «Ob, wann und zu welchen Konditionen» weitere Zukäufe erfolgen, stehe «gegenwärtig noch nicht fest».
Bundesregierung begrüsste den Schritt von Porsche
Die Bundesregierung begrüsste den Schritt von Porsche am Montag. Mit der Aufstockung werde die Aktionärsstruktur bei Europas grösstem Autokonzern weiter stabilisiert, sagte Regierungssprecher Ulrich Wilhelm in Berlin. Ein Sprecherin von Wirtschaftsminister Michael Glos (CSU) ergänzte, es sei positiv zu bewerten, wenn Unternehmen Arbeitsplätze in Deutschland sicherten. Neben Porsche besitzt das Land Niedersachsen derzeit 20,25 Prozent der Volkswagen AG, 48,85 Prozent der Aktien befinde sich im Streubesitz. Die VW-Stammaktien, die am Freitag auf 117,70 Euro gesprungen waren, verloren am Montag im Tage sverlauf um knapp vier Prozent auf 133,18 Euro.
Gesetzlich vorgeschriebener Mindestpreis offerieren
Porsche ist nun gesetzlich verpflichtet, den anderen Aktionären ein Pflichtangebot für ihre Papiere zu machen; die Dr. Ing h.c. F. Porsche AG will aber lediglich den gesetzlich vorgeschriebenen Mindestpreis offerieren. Das Gebot solle dabei wie am Samstag angekündigt bei 100,92 Euro liegen. Der Preis bedürfe aber noch der Zustimmung der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufs icht (BaFin). Nach Abschluss der Prüfung durch die Behörde, die bis zu zwei Wochen dauern könne, werde das Angebot dann offiziell vorgelegt. Die Annahmefrist solle vier bis zehn Wochen laufen.
Zerschlagung des Volkswagen-Konzerns soll verhindert werden
Porsche hatte den Aufsehen erregenden Schritt am Samstag angekündigt. Vorstandschef Wendelin Wiedeking begründete die Aufstockung damit, dass damit eine Zerschlagung des Volkswagen-Konzerns verhindert werden solle. «Wenn ein Hedge-Fonds den VW- Konzern in seine Einzelteile aufteilt und an die Börse bringen würde, könnten wir unseren wichtigsten Partner verlieren», sagte er der «Bild»-Zeitung (Montag). «Eine solche Zerschlagung dürfen wir nicht zulassen. Deshalb haben wir gehandelt.»
Betriebsratschef begrüsste das verstärkte Engagement von Porsche
Porsche-Betriebsratschef Uwe Hück begrüsste das verstärkte Engagement von Porsche bei VW. Dies sei eine gute Strategie, wie man deutsche Unternehmen auch in Deutschland halten könne, sagte er stern.de am Montag. «Wir alle wollen nicht zulassen, dass Heuschrecken kommen, uns ab fressen und dann wieder verschwinden – und bei uns bleiben dann die Probleme und die Hartz-IV-Empfänger zurück», erklärte Hück.
Strippenzieher Piëch
Branchenbeobachter gehen aber auch davon aus, dass VW-Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch mit VW, Porsche und einer Allianz aus den Nutzfahrzeugbauern MAN und Scania und der VW-Nutzfahrzeugsparte einen auf allen Feldern agierenden weltweiten Firmenverbund schaffen will. Die milliardenschweren Familien Piëch und Porsche besitzen alle Stammaktien von Porsche.
Pflichtangebot in den nächsten Wochen
Erwartet wird, dass das Pflichtangebot in den nächsten Wochen erfolgen wird. Die Finanzierung des Übernahmeangebots ist mit einem vorsorglich vereinbarten Kreditrahmen in der Grössenordnung von 35 Milliarden Euro gesichert. Porsche-Sprecher Anton Hunger hatte am Wochenende aber erklärt: Wir zielen nicht auf eine Mehrheit.» Porsche wolle bei VW lediglich die Beteiligungsschwelle von 30 Prozent überschreiten, damit ein Pflichtangebot zur Übernahme ausgelöst wird und «wir von dem Moment an jede Freiheit haben zu reagieren».
VW-Gesetz
Im Zusammenhang mit dem VW-Gesetz wird darüber spekuliert, dass Finanzinvestoren VW übernehmen, den Konzern zerlegen und die Einzelteile wie etwa Audi Gewinn bringend verkaufen könnten. Das Gesetz mit seiner Stimmrechtsbegrenzung auf 20 Prozent gilt bislang als Bollwerk gegen «fremde» Aktionäre – dürfte aber im Sommer nach einer Klage der EU-Kommission vom Europäisch en Gerichtshof gekippt werden. Noch Anfang März hatte Wiedeking auf dem Genfer Autosalon bekräftigt, dass die VW-Beteiligung unter der 30-Prozent-Marke gehalten werden soll. Porsche war im September 2005 bei VW eingestiegen und hatte zunächst maximal 20 Prozent des stimmberechtigten Kapitals angepeilt. Damals war allerdings betont worden, dass «auf keinen Fall» die Schwelle erreicht werde, bei der ein öffentliches Übernahmeangebot nötig sei. (awp/mc/gh)