Porsche trägt umstrittene neue Holding ins Handelsregister ein

Die Porsche Automobil Holding SE hält nun das operative Geschäft von Porsche und die 31-prozentige Beteiligung an Volkswagen. Die Arbeitnehmer-Vertreter von VW hatten diesen Schritt zu verhindern versucht, weil sie sich im Aufsichtsrat der Holding nach der erwarteten Übernahme von VW durch Porsche unterrepräsentiert fühlten. Ein Arbeitsgericht in Ludwigsburg hatte eine einstweilige Verfügung allerdings kürzlich abgelehnt.


Formal freie Bahn für Wiedeking
Porsche-Chef Wendelin Wiedeking hat jetzt formal freie Bahn, den Anteil an VW weiter aufzustocken. Doch Konzernkreise hatten in den letzten Tagen wiederholt durchblicken lassen, dass man sich damit Zeit lassen werde. Auch hatte sich der Aufsichtsrat von Porsche nach Angaben eines Sprechers am Montag nicht mit dem Thema Aufstockung bei VW befasst. Porsche hat sich sowohl Optionen auf VW-Aktien gesichert als auch einen Kredit über zehn Milliarden Euro zusagen lassen, um gegebenenfalls die nötigen Aktien für die Mehrheit bei VW kaufen zu können.


Ausgliederung vor Umwandlung
Der Umwandlung in eine Europäische Aktiengesellschaft (SE) war die Ausgliederung des operativen Geschäfts der Dr. Ing. h.c. F. Porsche AG auf eine 100-prozentige Tochtergesellschaft vorausgegangen. Diese führt den Namen Dr. Ing. h.c. F. Porsche AG weiter und baut die Sportwagen von Porsche. Schon im Juli war Wendelin Wiedeking zum Vorstandschef und Holger Härter zum stellvertretenden Vorsitzenden der neuen Holding bestellt worden. Aufsichtsratschef ist Wolfgang Porsche, sein Stellvertreter der Betriebsratschef von Porsche, Uwe Hück. Beim Sportwagenbauer Porsche AG bleibt Wiedeking Vorstandschef und Härter Finanzchef.


Vorsteuergewinn von fast sechs Milliarden Euro
Porsche hatte am Montag einen Vorsteuergewinn von fast sechs Milliarden Euro (Vorjahr 2,11 Mrd Euro) gemeldet. Hierzu hatten vor allem erfolgreiche Optionsgeschäfte mit VW-Aktien beigetragen, die allein 3,593 Milliarden Euro in die Kassen spülten. Der Konzern-Jahresüberschuss verdreifachte sich auf 4,242 Milliarden Euro (Vorjahr 1,393 Mrd Euro). Die Erlöse stiegen um drei Prozent auf rund 7,4 Milliarden Euro.


Betriebsräte uneins
Ungeklärt ist weiter der Streit zwischen dem VW-Betriebsrat und den Porsche-Arbeitnehmervertretern. Wiedeking und Hück hatten vereinbart, dass im Aufsichtsrat der Holding nach einer Übernahme von VW jeweils drei Porsche- und drei VW-Arbeitnehmervertreter sitzen, obwohl die VW-Belegschaft um ein Mehrfaches grösser ist. Hück hatte am Montag nach der Aufsichtsratssitzung ausdrücklich betont, dass sich alle Anteilseigner klar für die umstrittene Mitbestimmungsvereinbarung der Holding ausgesprochen hatten – also auch VW-Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch. (awp/mc/gh)

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