Porsche und Deutsche Börse beenden Rechtsstreit über Quartalsberichte

Das teilten beide Unternehmen am Freitag mit.  Börsianer massen dieser Entscheidung am Freitag allerdings nicht allzu grosse Bedeutung bei, weil der neue Index bislang kaum bekannt sei und deshalb wohl nur wenig zusätzliches Interesse auf die Porsche-Aktie lenken dürfte. Der Anteilsschein des Automobilherstellers gewann am Mittag gegen den Markttrend 0,2 Prozent auf 108,06 Euro. Die Deutsche-Börse-Aktie lag 1,2 Prozent tiefer bei 79,70 Euro.

Prime Standard
Laut Börsenordnung muss jedes Unternehmen, dessen Aktien im stärker regulierten Prime Standard geführt werden, vierteljährliche Geschäftsberichte vorlegen. Weil Porsche seit seinem Börsengang 1984 noch nie Quartalsberichte vorgelegt hat, wurde die Porsche-Aktie aus dem Prime Standard verbannt und konnte daher auch nicht in den DAX aufsteigen. Seitdem ist der Titel in dem weniger stark regulierten General Standard enthalten. Dagegen hatte Porsche 2004 vor dem Hessischen Verwaltungsgerichtshof in Kassel geklagt. «Man wird auf Zahlen festgelegt, und jede langfristige Planung ist unmöglich», argumentierte der Porsche-Anwalt damals. Die Börse erklärte dagegen, die Berichte seien zum Schutze der Anleger vorgeschrieben worden.


Berufung vor dem Bundesverwaltungsgericht
Im März 2007 wies das Gericht die Klage gegen die Quartalsberichtspflicht im Prime Standard der Frankfurter Börsenordnung ab, liess jedoch eine Berufung vor dem Bundesverwaltungsgericht zu. Auch seit der Gründung einer Holding als Europäische Aktiengesellschaft (SE) im Vorjahr sah sich der Autobauer nicht zur Vorlage von Quartalsberichten verpflichtet.


Hauptziele erreicht
Mit der Aufnahme in das seit März 2008 existierende Börsensegment DAX International könnten beide Unternehmen ihre Hauptziele erreicht haben: Porsche muss auch weiterhin keine Vierteljahresberichte vorlegen, und die Börse hat eine mögliche Aufweichung der Zugangskriterien zum Prime Standard verhindert. Darauf deuten die Reaktionen von Porsche-Chef Wendelin Wiedeking und Börsen-Chef Reto Francioni hin, die die aktuelle Entwicklung begrüssten.


Die wichtigsten Indizes DAX, MDAX, TecDAX und SDAX
Im Prime Standard sind unter anderem die wichtigsten Indizes DAX, MDAX, TecDAX und SDAX enthalten. Der DAX International bildet die liquidesten in Frankfurt gelisteten Werte ab, unabhängig von ihrem Herkunftsland und ihrer Zugehörigkeit zu Prime Standard, General Standard oder Entry Standard. Deshalb sind darin neben Porsche- unter anderem auch die generell umsatzstarken Nokia-Aktien enthalten. (awp/mc/gh)

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