Post 2008 mit weniger Gewinn und trüben Aussichten

Verantwortlich für den tieferen Gewinn sind der rückläufige Briefverkehr, höhere Personal- und Treibstoffkosten, Wertberichtigungen und der Wegfall von Bundessubventionen für die Zeitungstransporte.


250 Mio. Franken an die Pensionkasse
250 Mio CHF vom Gewinn will der Gelbe Riese in die wegen der Finanzkrise in Unterdeckung geratene Pensionskasse stecken. Der Bund soll eine Gewinnausschüttung im Umfang von 170 Mio CHF erhalten, 96 Mio CHF sind für Reserven vorgesehen.


Höherer Umsatz nicht zuletzt dank Immobiliengeschäften
Ihren Umsatz konnte die Post im vergangenen Jahr steigern: um 268 Mio CHF auf fast 8,9 Mrd CHF. Dazu beigetragen hat vorab die PostFinance. 120’000 neue Kunden konnte sie gewinnen. Ihren Ertrag steigerte sie um 254 Mio CHF. Positiv auf den Umsatz ausgewirkt haben sich auch Immobiliengeschäfte wie etwa der Verkauf der Sihlpost in Zürich.


Béglé spricht sich für «Lizenz light» für Postfinance aus
Das gute Ergebnis von PostFinance lässt die Forderungen nach einer Postbank wieder lauter werden. Seit Jahren will die Konzernleitung eine Bewilligung für die Vergabe von Krediten und Hypotheken in der Schweiz. Keinesfalls soll die PostFinance im Gegenzug für eine Banklizenz aus dem Konzern ausgelagert werden. «Das würden wir finanziell nicht verkraften», sagte der designierte Verwaltungsratspräsident Claude Béglé. Er spricht sich deshalb für eine «Lizenz light» aus. Die PostFinance soll nur so weit zur Bank werden, wie sie noch im Konzern bleiben kann.


Gut getimte Forderungen
Mitte März hatte schon Bundesrat Moritz Leuenberger die Idee einer «Postbank light» im dritten Konjunkturpaket aufgebracht. Die PostFinance soll ins Schweizer Kredit- und Hypothekengeschäft einsteigen dürfen. Das Bankgeschäft im Ausland soll ihr aber weiter verwehrt bleiben. Die Forderungen der Konzernleitung sind zeitlich wohl gesetzt. Noch in diesem Frühjahr soll der Bundesrat seine Botschaft zur Totalrevision des Postgesetzes dem Parlament vorlegen. Dieses definiert den Auftrag der Post im Hinblick auf die totale Liberalisierung voraussichtlich im Jahre 2011 oder 2012.


Keine Angst vor Liberalisierung
Die Liberalisierung mache ihm keine Angst, sagte der abtretende Verwaltungsratspräsident Anton Menth. «Die Post ist gut gerüstet.» Sein Nachfolger Béglé hofft, dass das neue Gesetz «nicht historische Strukturen betoniert», sondern eine gewisse Flexibilität zulässt. Flexibel müsse man insbesondere beim Poststellennetz sein, sagte Béglé. «Ich glaube an ein dichtes, flächendeckendes Poststellennetz.» Trotzdem brauche es Restrukturierungen, die «mit Vorsicht» durchgeführt werden müssten. 500 Poststellen werden momentan überprüft, wie die Post bereits früher mitteilte.


Diskussionen mit Gewerkschaften
Über dieses Dossier wird er gemeinsam mit dem künftigen Konzernchef Michel Kunz noch mit der Gewerkschaft Kommunikation zu sprechen haben. Mit Blick auf das gute Ergebnis 2008 forderte sie in einem Communiqué vom Mittwoch, auf den «inakzeptablen und wirtschaftlich unbegründeten Abbau» zu verzichten.


Für 2009 schlechteres Ergebnis erwartet
Für Gesprächsstoff dürfte auch das Ergebnis des laufenden Jahres sorgen, das laut Gygi «mit relativ hoher Sicherheit» weiter sinken wird. «Die Lohnverhandlungen mit den Sozialpartnern werden mit Sicherheit härter werden.» Grund für die weitere Verschlechterung des Ergebnisses sind die Wirtschaftskrise, der stärkere Wettbewerb und Preissenkungen bei der Briefpost im Umfang von jährlich 200 Mio CHF. Dabei hat die Post wegen der laufenden Sanierung ihrer Pensionskasse und der angestrebten Eigenkapitalaufstockung beträchtlichen Finanzbedarf.


Die Jahresmedienkonferenz der Post vom Mittwoch war die letzte des abtretenden Konzernchefs Ulrich Gygi. Er wird am 1. April von Michel Kunz abgelöst, der derzeit noch die Brief- und Paketpost leitet. (awp/mc/pg/17)

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