Dies gab Claude Longchamp, Leiter des Forschungsinstitutes gfs.bern, am Montag an einer Medienkonferenz bekannt. Die Einwohner der Schweiz würden sich aufgrund der Alltagsnähe stark mit der Post identifizieren, das Unternehmen repräsentiere schweizerische Werte wie Solidarität und Beständigkeit. Deshalb würde sich eine Mehrheit einer rein ökonomischen Betrachtungsweise der Post verschliessen.
Liberalisierung mehrheitlich nicht begrüsst
Sei die Bevölkerung zufrieden, tendiere sie eher zum status quo, sagte Longchamp. Die geplante Liberalisierung mit einer Öffnung des Postmarktes trifft gemäss der Umfrage auf Gegenwind: 57% der Befragten halten diesen Schritt überhaupt nicht oder eher nicht für sinnvoll. Mehr oder weniger Zustimmung bekundeten 35%. Die Mehrheit der Befragten sind gegenüber der Liberalisierung skeptisch, weil sie befürchten, diese schwäche die Finanzierung des Poststellennetzes und die Randregionen. Die Hälfte der Befragten glaubt zudem, die Liberalisierung koste Arbeitsplätze.
Ausländer eher für Marktöffnung
Ulrich Hurni, Leiter PostMail betonte, die Skepis der Bevölkerung gegenüber der Liberalisierung bestärke die Post in der Forderung einer dreijährigen Übergangsfrist zwischen Inkrafttreten der Postgesetzgebung und vollständiger Marktöffnung. Laut Claude Longchamp zeige sich bei der Frage der Liberalisierung eine Differenz zwischen schweizerischen und ausländischen Befragten. Während die Schweizer der Öffnung eher skeptisch gegenüberstünden, befürworteten Ausländer diese und finden, die Schweiz solle sich wie die EU verhalten und den Markt öffnen.
Banklizenz für PostFinance auch in Bevölkerung umstritten
In der Umfrage umstritten ist eine mögliche Ausdehnung des Geschäftsfeldes der PostFinance. 55% der Befragten wollen nicht, dass die Post eine Bank wird. Dennoch befürworten 47% einen Einstieg der Post-Tochter in den Schweizer Hypotheken- und Kreditmarkt. Rund die Hälfte der Befragten erachtet ein solches Engagement aber als riskant. Mit der Umfrage haben man feststellen wollen, wie die Schweizer denken und welche Bedürfnisse sie hätten, sagte Daniel Mollet, Leiter Unternehmenskommunikation der Post. Die Umfrageresultate seien nicht überraschend, sagte Mollet und fügte an, «dass es nicht unser Ziel ist, Poststellen ersatzlos zu streichen.»
1’206 Einwohnerinnen und Einwohner befragt
Die Umfrage führte das Forschungsinstitut gfs.bern im Auftrag der Schweizerischen Post im Hinblick auf die Revision des Postgesetzes durch. Befragt wurden zwischen Ende Mai und Anfangs Juni 1’206 Einwohnerinnen und Einwohner in allen drei Landesteilen. Gefragt wurden die Teilnehmenden zu ihrer Einstellung zum Service Public, der geplanten Briefpostmarktöffnung, dem Ausbau der Dienstleistungen der Postfinance sowie den Anstellungsbedingungen der Mitarbeitenden. (awp/mc/ps/20)