Dies schrieb der Vorsteher des Eidgenössischen Departementes für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (UVEK) am Samstag in einer Stellungnahme. Der Vergleich mit Fernsehgebühren sei nicht stichhaltig, hielt Moritz Leuenberger fest. «Diese sind neben Werbegeldern die einzige Einnahmequelle von Radio und Fernsehen, während die Post für den Transport von Paketen und Briefen wie auch für Finanztransaktionen bereits Gebühren erhebt», argumentiert er.
Auch Béglé hält wenig von Kunz› Vorschlag
Weniger resolut verwarf Post-Verwaltungsratspräsident Claude Béglé die Idee seines CEO. Eine Briefkastengebühr sei im Verwaltungsrat zwar nie ein Thema gewesen und sei auch nicht Teil der Post-Strategie. Man werde aber selbstverständlich auch diese Idee prüfen, sagte Béglé in einem Interview mit dem «SonntagsBlick». Die Idee einer Briefkastengebühr tauche in den Köpfen verschiedener Postchefs in Europa auf, da alle mit rückläufigen Briefmengen zu kämpfen hätten, hatte Kunz in einem am Samstag erschienen Interview mit der «Basler Zeitung» gesagt. Man könne das Ganze auch als Anschlussgebühr an das postalische Netz bezeichnen.
Neues Preisbildungs-Modell
Die immer stärkere Verlagerung in Richtung E-Mail führe dazu, dass die Kosten pro Brief entsprechend stiegen, sagte Kunz weiter. Da man nicht beliebig rationalisieren könne – insbesondere bei der Zustellung – müssten die Preise pro Brief angehoben werden. Dies schrecke allerdings ab und führe zu noch stärkerer Nutzung von Alternativen. Deshalb sollte laut Kunz ein neues Modell der Preisbildung eingeführt werden. Man könne analog der Lösung für TV und Radio dem Empfänger eine Geführ für die Nutzung der postalischen Grundversorgung abverlangen. Diese soll laut Kunz fix und mengenunabhängig sein und müsste einmal pro Jahr entrichtet werden.
Briefpostmengen gehen überdurchschnittlich stark zurück
Hintergrund dieses lauten Nachdenkens des Post-Chefs über neue Finanzierungsmöglichkeiten ist ein offenbar überdurchschnittlich starker Rückgang der Briefpostmengen. Dieses Jahr habe sich das Tempo des Rückgangs verdreifacht, sagte Claude Béglé im «SonntagsBlick»-Interview. Bislang habe die Post jährlich ein Minus von 1,5% hinnehmen müssen, dieses Jahr seien es minus 4,9%. In der Krise gebe es weniger Werbung, weniger Massen-Mails, mehr B- statt A-Post, und die Leute würden mehr auf E-Mails setzen.
Langfristig «einige Tausend Stellen» betroffen
Er gehe davon aus, dass der Briefverkehr bis zum Jahr 2015 um 30% schrumpfen werde, sagte Béglé. Die Post habe eine Arbeitsgruppe eingesetzt, welche die entsprechenden Auswirkungen mit Blick auf einen damit verbundenen Stellenabbau untersuchen soll. Langfristig gesehen könnten laut Béglé «einige Tausend Stellen» betroffen sein. Zudem bestätigte Béglé eine «Blick»-Meldung vom Samstag, wonach das Poststellennetz weiter ausgedünnt werde und dass von 100 dieses Jahr überprüften Poststellen nur gerade 30 weiterbestehen werden. Trotzdem werde die Post in Zukunft auch die Randregionen gut versorgen. Die Frage der Poststellen sei politisch ein heisses Eisen. Wirtschaftlich seien aber andere Fragen wichtiger.
PostAuto nimmt in Frankreich weitere Linien in Betrieb
PostAuto hat in Frankreich eine weitere öffentliche Ausschreibung gewonnen. Diese umfasst fünf städtische Linien, vier Schulbuslinien und ein Rufbussystem. Der Betrieb wird am 1. Januar 2010 für sechs Jahre aufgenommen. Damit baut das Unternehmen seine Präsenz in Frankreich weiter aus. Das neue Mandat betrifft die Agglomeration Villefranche sur Saône im Département Rhône. Die Region zählt 60’000 Einwohner. Das schreibt die Schweizerische Post in einer Medienmitteilung vom Montag.
Umsatzsprung in Frankreich
Das bisherige Personal wird weiterbeschäftigt, zudem werden 14 neue Mitarbeitende angestellt. 28 Fahrzeuge werden eingesetzt. Der Auftrag ist bisher der zweitgrösste, den PostAuto in Frankreich erhalten hat. Der Jahresumsatz steige damit um über 4 Mio auf 30 Mio EUR. Das Tochterunternehmen ist seit 2004 im französischen Markt tätig und betreibt mittels eigener Gesellschaften in Frankreich an elf Standorten Busnetze. Insgesamt arbeiten 450 Personen für PostAuto in Frankreich, 250 Fahrzeuge werden eingesetzt. (awp/mc/ps/04)