«Wir wollen unsere Preisführerschaft in Deutschland ausbauen und bei der Auslandsexpansion noch einen Takt zulegen», sagte Praktiker-Finanzvorstand Thomas Ghabel am Dienstag bei der Bilanzpressekonfrenz in Frankfurt.
2 bis 5 Prozent Umsatzplus
Für 2006 plant der MDAX-Neuling ein niedriges einstelliges Umsatzplus. «Nach meiner Einschätzung könnten das 2 bis 5 Prozent sein», sagte Ghabel. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Firmenwertabschreibungen (EBITA) soll über das 2005-Niveau steigen. An der Börse wurde dieser Ausblick als zu vorsichtig eingestuft. Die Aktie verlor bis zum Mittag 4,16 Prozent auf 23,01 Euro. Zuvor war der Kurs bis auf 22,24 Euro gesackt. Praktiker selbst bezeichnete den Ausblick als konservativ. «Wir sind sehr optimistisch gestimmt, aber es ist noch sehr früh im Jahr», sagte Ghabel. Bereits in 2005 habe das Unternehmen die eigenen Ziele erreicht oder übertroffen. Der Start in 2006 sei gut geglückt, ergänzte Vorstandschef Wo lfgang Werner. Allerdings hätten die Witterungsbedingungen seit Mitte Februar die Geschäftsentwicklung beeinträchtigt. So hätten wegen des starken Schneefalls einige Märkte vorübergehend geschlossen werden müssen. Zudem verlagere sich das Ostergeschäft, dass für die Kette beispielsweise aus Pflanzen oder Gartenzubehör bestehe, in diesem Jahr in den April. Seine Zahlen für das erste Quartal will Praktiker am 26. April vorlegen.
Überschuss um 21,8 Prozent gestiegen
Im abgelaufenen Geschäftsjahr 2005 stieg der Überschuss um 21,8 Prozent auf 77,6 Millionen Euro. Das EBITA legte um 31,6 Prozent auf 105,8 Millionen Euro zu. Beim Umsatz erzielte Praktiker ein Plus im Konzern von 3,4 Prozent auf 3,033 Milliarden Euro. Auf dem hart umkämpften deutschen Markt, auf dem drei Viertel der Konzernerlöse erwirtschaftet werden, wuchs Praktiker gegen den Branchentrend um 0,7 Prozent und im Ausland um 12,3 Prozent. Dabei erhöhte sich der Umsatz auch auf vergleichbarer Fläche, was Praktiker im laufenden Jahr fortsetzen will.
Niedrigpreis-Kampagnen
Die Zuwächse begründete Vorstandschef Werner unter anderem mit Niedrigpreisen. Mit Kampagnen wie «10.000 Tage Praktiker» oder «20 Prozent auf alles» kämpft das Unternehmen auf dem deutsche Markt mit Wettbewerbern wie der aktuellen Nummer Eins OBI oder den Hornbach-Baumärkten um Marktanteile. Ende 2005 lag der Marktanteil bei 7,1 Prozent und soll 2006 weiter steigen. Den Preiskampf werde Praktiker fo rtsetzen, kündigte Ghabel an. «Wenn die Wettbewerber am Preis drehen, werden wir zurückschlagen.» Dafür werde Praktiker zur Not auch ein weniger starkes Ergebniswachstum in Kauf nehmen.
Auf Rendite trimmen
Die bestehenden Märkte will Praktiker weiter auf Rendite trimmen und die Kosten senken. In diesem Jahr, will der Konzern, der seit 2002 rund 30 Märkte in Deutschland geschlossen hat, 5 Standorte dichtmachen. Darüber hinaus plant Praktiker, sein «Easy-to-Shop»-Konzept auf den Weg zubringen. In 2006 wird das Projekt in drei Märkten geprobt und soll dann nach erfolgreichem Testlauf ab 2007 in rund 50 Filialen umgesetzt werden. Dabei geht es Praktiker um die weitere Reduzierung des Sortiments von derzeit 72.000 Artikeln, einen übersichtlicheren Aufbau sowie umfassende Informationen über die Produkte auf Infotafeln und -säulen.
Neue Märkte im Ausland
Neue Märkte sollen zwar auch in Deutschland aber in erster Linie im Ausland entstehen. In diesem Jahr sollen elf und im darauffolgenden Jahr 15 Märkte eröffnet werden. Mittelfristig plant Praktiker 15 bis 20 neue Standorte pro Jahr. Die Investitionssumme bezifferte Werner für 2006 auf 90 Millionen Euro. Schwerpunkte der Expansion seien die Länder, in denen Praktiker bereits vertreten ist, wie Griechenland, Rumänien, Bulgarien oder die Türkei. Auch der Markteintritt in die Ukraine stehe an.
Fortdauernde Konsolidierung
Die fortdauernde Konsolidierung auf dem deutschen Markt beobachtet Praktiker laut dem Vorstandschef genau. «Wir führen mit Interesse das ein oder andere Gespräch.» Nur um der Flächen willen, wolle Praktiker aber nicht wachsen. «Wir werden uns an der Konsolidierung nur beteiligen, wenn diese sich betriebswirtschaftlich rechnet.»
Seit November 2005 an der Börse
Praktiker war im November 2005 an die Börse gegangen und im März dieses Jahres in den MDAX aufgestiegen. Die Baumarktkette gehörte zuvor zum METRO-Konzern, der nach dem Börsengang mit 40,5 Prozent noch immer der grösste Aktionär ist. METRO-Chef Hans-Joachim Körber hatte vor wenigen Wochen angekündigt, weitere Anteile abstossen zu wollen. Praktiker sieht dem laut Finanzchef Ghabel gelassen entgegen. «Unsere Investoren haben durchaus ein Interesse daran, wenn sich der Streubesitz erhöht». (awp/mc/gh)