Privatbankiers: Madoff-Affäre lastet auf dem Image
«Die Schweizer Privatbanken haben die Krise bisher im Grossen und Ganzen unbeschadet überstanden, sagte Konrad Hummler, Präsident der Vereinigung Schweizerischer Privatbankiers (VSPB) am Donnerstag im Gespräch mit den Medien in Bern. Die Konzentration auf die Vermögensverwaltung habe sie vor dem Schlimmsten bewahrt. Tatsache ist, dass 2008 die verwalteten Vermögen der 14 Mitgliedsbanken durchschnittlich um 20 Prozent schrumpften, sagte Nicolas Pictet, Vizepräsident der VSPB. Der Zustrom von Neugeld habe diese Verluste aber ungefähr wettgemacht, so der Partner der Genfer Privatbank. Für 2009 wagte er allerdings keine Prognose.
Madoff verändert Kundenverhalten
«In der Madoff-Affäre standen unsere Häuser nicht direkt im Brennpunkt, aber als Depotbank ist man immer irgendwo betroffen», sagte Hummler. Von den 14 VSPB-Banken war vor allem die Luzerner Bank Reichmuth mit einem Kundenengagement von rund 390 Mio CHF bei Madoff in die Schlagzeilen geraten. «Es bestand ja auch eine Nachfrage nach Madoff-Produkten», sagte Hummler mit Blick auf das Kundenverhalten. In der Analyse sei die Madoff-Affäre primär kein regulatorisches Problem, und auch kein Problem der Vorsichtsmassnahmen der Depotbanken, sondern eine Frage der Vermögensverwaltung.
Die grössere Skepsis der Kunden werde die Privatbanken betreffen, sowohl in der Folge der Madoff-Affäre als auch der Finanzkrise. «Finanzinstrumente, die nicht glaubwürdig und transparent sind, haben einen höheren Rechtfertigungsbedarf am Markt», erklärte Hummler.
Schweizer Regeln verteidigen
Ein Dauerbrenner sind für die Privatbankiers die Steuerabkommen mit der EU und den USA. Die Bankiers seien einer Verbesserung der steuerlichen Bestimmungen in der grenzüberschreitenden Vermögensverwaltung keineswegs abgeneigt, sagte Michel Dérobert, Geschäftsführer der Privatbanken-Vereinigung. «Es macht Sinn, bestehende Lücken zu schliessen», sagte Dérobert. Druck, der von den USA und von einigen EU-Staaten ausgeübt werde, müsse man aber widerstehen. Die Schweizer Bestimmungen seien entgegen regelmässig vorgetragener Vorwürfe effiziente Mittel gegen Steuerhinterziehung. Das mit den USA geschlossene Doppelbesteuerungsabkommen gelte es zu respektieren, sagte Dérobert. Vorschläge der US-Behörden zur Einführung einer Quellensteuer dürfte bei vielen Schweizer Banken auf Vorbehalte stossen.
Kritik an Staatsbanken
Trotz einer relativ guten Situation der Privatbanken warnte Hummler vor Schäden am gesamten Finanzsystem: «Das Systemrisiko kann man weder absichern noch wegdiversifizieren. Wir sind an allen Massnahmen zur Sicherung des Systems in hohem Masse interessiert», sagte der geschäftsführende Teilhaber der St. Galler Bank Wegelin. Dennoch blickt Hummler argwöhnisch auf die staatlichen Eingriffe in die Bankenwelt: Risiken und damit auch Macht seien an den Staat verlagert worden. «Die Frage ist, wie der Staat damit umgehen wird», sagte der St. Galler Privatbankier. Schlimm wäre in den kommenden Monaten eine verschlechterte Bonität der Staatschuldner. Diese seien ein wichtiger Pfeiler der Systemstabilität. (awp/mc/ps/18)