Prozess gegen Ex-Chef des Mischkonzerns Samsung eröffnet
Der 66-jährige Lee, der vor zwei Monaten seinen Posten als Vorsitzender des Mischkonzerns Samsung geräumt hatte, entschuldigte sich bei der ersten Anhörung vor dem Bezirksgericht in Seoul für den Ärger, den er verursacht habe. In den vergangenen 20 Jahren habe er nur nach vorne geschaut in dem Glauben, dass Samsung den Wettbewerb mit ausländischen Unternehmen gewinnen müsse, wurde der Angeklagte von der nationalen Nachrichtenagentur Yonhap zitiert. «Ich habe weder ausreichend über mich selbst noch über meine Umgebung nachgedacht.» Dafür übernehme er die volle Verantwortung.
Zehn Führungskräfte unter Anklage
Nach Untersuchungen zu möglichen Schmiergeldzahlungen bei Samsung, zu dem der weltgrösste Speicherchiphersteller Samsung Electronics gehört, hatten Sonderermittler im April gegen Lee und neun weitere Führungskräfte Anklage erhoben. Von ihnen erschienen sieben zusammen mit Lee vor Gericht. Lee soll auf verdeckten Konten über grosse Summen verfügt und darüber Aktiengeschäfte getätigt haben. Daraus erzielte Gewinne wurden demnach nicht versteuert. Auch wird Lee vorgeworfen, für zweifelhafte Aktientransaktionen verantwortlich zu sein, durch die er Mitte der 90er Jahre weitreichende Machtbefugnisse im Konzern an seinen einzigen Sohn übertragen konnte. Der Vorwurf gegen Samsung, aus schwarzen Kassen regelmässig Beamte bestochen zu haben, wurde aus Beweismangel fallengelassen.
«Teil von Geschäftsgewohnheiten von vor zehn Jahren»
Lees Verteidiger räumten ein, dass sich Samsung der Steuerhinterziehung schuldig gemacht habe. Doch sei dies Teil von «Geschäftsgewohnheiten von vor zehn Jahren» gewesen. Unternehmer hätten in der Regel freiwillig nicht Steuern gezahlt. Den Vorwurf des Vertrauensbruchs wiesen die Verteidiger laut Yonhap zurück.
Beobachter erwarten milde Strafe
Die Staatsanwaltschaft forderte eine harte Bestrafung Lees. Das Gericht müsse «illegale Unternehmenspraktiken aus alten Tagen auslöschen». Eine Verurteilung wegen Steuerhinterziehung kann eine Haftstrafe von fünf Jahren bis lebenslang zur Folge haben. Angesichts der Verdienste Lees für die Wirtschaft des Landes erwarten Beobachter jedoch eine milde Strafe. Das Urteil wird für Mitte Juli erwartet. (awp/mc/pg)