Allerdings müssen sich die Briten aber fast den kompletten Kaufpreis erst noch am Markt besorgen. Der staatlich gestützte Versicherer AIG kann durch den Verkauf einen Teil seiner Schulden an den amerikanischen Staat zurückzahlen. Die Übernahme soll im dritten Quartal 2010 abgeschlossen werden. Die Prudential-Aktie reagierte mit einem Kurssturz auf die Nachrichten. Nachdem das Papier am Morgen vom Handel ausgesetzt worden war, notierte es nach der Wiederaufnahme mit 12,94 Prozent im Minus bei 525,00 Britischen Pence.
Kapitalerhöhung
Den Angaben zufolge wollen die Briten von dem Kaufpreis 25 Milliarden Dollar in bar bezahlen. Dieses Geld soll direkt an den amerikanischen Staat fliessen. Den restlichen Betrag bekommt AIG in in neuen Prudential-Aktien und anderen Wertpapieren, will diese aber auch über kurz oder lang zu Geld machen. Um den Kaufpreis aufzubringen, muss Prudential eine Kapitalerhöhung von 20 Milliarden Dollar vornehmen und sich 5 Milliarden Dollar Fremdkapital beschaffen.
AIG benötigt Milliarden
Der US-Konzern AIG braucht das Geld aus dem Verkauf, um die Staatshilfen aus der Finanzkrise zurückzuzahlen. Die US-Regierung hatte den einst weltgrössten Versicherer in den vergangenen beiden Jahren mit einer dreistelligen Milliardensumme vor dem Zusammenbruch bewahrt. Seitdem versucht das Management werthaltige Konzernteile abzustossen, um wieder zu Geld zu kommen. Dies gilt auch für die Asiensparte AIA, die sich dem Lebensversicherungsgeschäft verschrieben hat.
«Aufregende Transaktion»
Prudential war die Chance nur recht. «Die Transaktion ist sehr aufregend und eine einmalige Gelegenheit, den Konzern zu verändern», sagte Prudential-Chef Tidjane Thiam. Bereits seit Jahren sei Asien ein grosser Werttreiber für das Unternehmen gewesen. 44 Prozent des Gewinns aus dem Neugeschäft stammte laut Thiam im vergangenen Jahr aus der Region. Durch die Übernahme soll der Asien-Anteil auf 60 Prozent steigen. Wachstumschancen sieht die Prudential-Führung sowohl im Vertrieb über Agenturen als auch im Verkauf von Versicherungsprodukten etwa über die Bankschalter von Standard Chartered und anderen Instituten.
Jährliche Einsparungen von 340 Millionen Dollar
Von dem Zusammenschluss versprechen sich die Briten Einsparungen von 340 Millionen Dollar pro Jahr vor Steuern, die ab dem dritten Jahr erreicht sein sollen. Dazu will Prudential vor allem Standorte schliessen, ausserdem werden Einsparungen beim Management auf Länderebene erwartet. Die Integrationskosten bezifferte das Unternehmen ebenfalls auf 340 Millionen Dollar.
Sitz bleibt in London
Eine Verlagerung ihres Konzernsitzes nach Asien steht für die Briten nicht zur Debatte: Die Hauptverwaltung soll in London bleiben, der Unternehmensname auch für das Asiengeschäft soll auf Prudential lauten. Allerdings strebt das Management eine zweite Börsennotierung in Hongkong an. Die AIG-Asiensparte erwirtschaftete den Angaben zufolge im Geschäftsjahr bis Ende November einen operativen Gewinn von 1,4 Milliarden Dollar. In den 15 Märkten in der Region beschäftigte sie 320.000 Vertreter und rund 23.500 angestellte Mitarbeiter.
Rückkehr in die Gewinnzone
Im abgelaufenen Jahr erwirtschaftete Prudential vorläufigen Zahlen zufolge einen Überschuss von 676 Millionen britischen Pfund. Ein Jahr zuvor war das Unternehmen infolge der Finanzkrise mit 396 Millionen Pfund in die Verlustzone gestürzt. Dieses Mal lastete der Verkauf des Taiwan-Geschäfts schwer auf dem Gewinn, der sonst fast doppelt so hoch ausgefallen wäre. Das Neugeschäft legte um ein Prozent auf 2,9 Milliarden Pfund zu. Die Gesamtdividende soll um fünf Prozent auf 19,85 Pence je Aktie steigen. (awp/mc/ps/14)