Verglichen mit anderen Volkswirtschaften scheint die Schweiz die Verwerfungen auf den Finanzmärkten recht glimpflich zu überstehen. Eine Immobilienkrise gibt es hierzulande nicht, und der staatliche Rettungsschirm musste ? zumindest bislang ? nur über der UBS aufgespannt werden. Es gibt aber auch Gründe, aus denen die Finanzkrise gerade die Schweiz empfindlich trifft: Mit elf Prozent ist der gesamtwirtschaftliche Beitrag, den die Finanzbranche zum Bruttoinlandprodukt beisteuert, höher als in fast jedem anderen europäischen Land und in den USA. Nur Liechtenstein und Luxemburg sind mit einem Wertschöpfungsanteil von rund 30 Prozent noch exponierter. Zudem könnte die Lockerung des Bankgeheimnisses die Attraktivität des Finanzplatzes beeinträchtigen.
Unverhohlene Sanktionsdrohungen
So lautet eines der Fazite des soeben veröffentlichten White Papers «Götterdämmerung ? Finanzkrise und Finanzplatz Schweiz » von PricewaterhouseCoopers Schweiz. Demnach wäre d er Schaden für die Reputation der Schweiz aber ohne die Akzeptanz der OECD-Bestimmungen ungleich höher. Dies gilt vermutlich auch für den wirtschaftlichen Schaden, denn sowohl die USA als auch die grossen EU-Länder haben unverhohlen mit Sanktionen nicht nur gegen den Finanzplatz, sondern auch gegen den Werkplatz Schweiz gedroht.
«The era of banking secrecy is over»
Die G-20 liess in ihrem Communiqué vom 2. April 2009 keinen Zweifel aufkommen: «The era of banking secrecy is over» ? Die Zeiten des Bankgeheimnisses sind vorbei. Seit September 2008 scheint die Weltwirtschaft beinahe täglich vor einer neuen Situation zu stehen; die Unsicherheit über die Zukunft war seit Jahrzehnten nicht mehr so gross. Dennoch wagt PricewaterhouseCoopers eine Momentaufnahme und einen Ausblick auf die Zeit nach der Krise. Im Zeitraffer werden die Ursachen der Krise beleuchtet. Den Kern des White Papers aber bildet die Zukunft des Finanzplatzes Schweiz.
Differenzierung nach Marktteilnehmern vonnöten
Die Struktur der Finanzbranche macht eine Differenzierung nach Marktteilnehmern notwendig. Denn die Situation von Grossbanken, klassischen Privatbanken sowie Kantonal-, Regional- und Raiffeisenbanken stellt sich völlig unterschiedlich dar. In einer besonderen Rolle befinden sich die Versicherer und Rückversicherer.
Trends und Lösungsansätze
Sie haben die Krise zwar nicht ausgelöst, haben sie aber teilweise verstärkt und spüren die Konsequenzen. Separate Beiträge setzen sich im White Paper mit den Auswirkungen der Krise auf die einzelnen Kategorien von Finanzinstituten und deren spezifischen Problembereichen auseinander, und sie zeigen Trends und Lösungsansätze auf. Dabei werden die einzelnen Aspekte der Krise, die durchaus mehrere Marktsegmente betreffen können, in jenen Beiträgen thematisiert, in denen sie die Problematik am besten erhellen. Den Ausblick auf die Zukunft des Finanzplatzes Schweiz manifestiert PricewaterhouseCoopers in zehn Thesen. (pwc/mc/ps)