PwC-Studie «Power Deals»: Kernenergie bringt neue Impulse

Der Energiesektor in Europa ist vom wirtschaftlichen Abschwung am wenigsten betroffen. Impulse gehen vom weltweiten Wiederaufleben der Kernenergie aus. Zu diesen Ergebnissen kommt die am Donnerstag veröffentlichte Studie «Power Deals – 2008 Annual Review» von PricewaterhouseCoopers.


Abwartende Haltung vorherrschend
Im Jahr 2008 zeigte sich in den wichtigsten Märkten der Energiebranche im Zusammenhang mit grossen Akquisitionen deutlich eine abwartende Haltung. Das Transaktionsvolumen sank um 41 Prozent auf 220 Milliarden USD (2007: 372 Milliarden USD). Gleichzeitig stieg die Marktaktivität mit 954 Transaktionen um 24 Prozent (2007: 768 Transaktionen). Die Anzahl der Transaktionen wuchs in allen wichtigen Märkten der Welt gleichmässig: 35 Prozent in Europa, 29 Prozent im asiatisch-pazifischen Raum und 24 Prozent in Nordamerika. Hinsichtlich des Gesamtwerts der Transaktionen stehen europäische Unternehmen an erster Stelle. In der Studie noch nicht berücksichtigt ist die grösste Schweizer Transaktion zwischen den beiden Unternehmen Atel und EOS, die seit 1. Februar 2009 gemeinsam als Alpiq auftreten. «Im unsicheren Marktumfeld werden Megatransaktionen weniger werden, am ehesten aber im Versorgungsbereich stattfinden, da hier die Beurteilung der Zukunft noch recht gut möglich ist», sagt Dr. Ralf C. Schlaepfer, Leiter des Branchensektors Energie und Versorgung von PricewaterhouseCoopers Schweiz.


Marktbelebung durch Aufschwung der Kernenergie
Die Wiederbelebung der Kernenergie hat zu einem regelrechten weltweiten Positionierungswettkampf unter den grossen Akteuren auf den Weltmärkten geführt. Ins Rampenlicht rückte dabei im Jahr 2008 die staatlich dominierte französische Elektrizitätsgesellschaft Électricité de France SA, als sie in Grossbritannien mit dem Kauf von British Energy und in den USA mit einer knapp 50-Prozent-Beteiligung am nuklearen Portfolio von Constellation Energy für fast 30 Milliarden USD akquirierte. Der Aufschwung der Kernenergie führte zudem zu einer ganzen Reihe von Joint-Ventures zwischen Nukleartechnologie-, Versorgungs- sowie Bauunternehmen. Gesamthaft betrug im Jahr 2008 in der Strombranche das Übernahmevolumen aus 832 Transaktionen 205,6 Milliarden USD (2007: 679 Transaktionen, 348,3 Milliarden USD). Der Anteil des Gasmarktes belief sich mit 122 Transaktionen auf 11,6 Prozent der Gesamtbranche und mit 14,4 Milliarden USD auf sieben Prozent des gesamten Transaktionsvolumens.


Europa im Zentrum des Marktinteresses
Europa blieb auch im Jahr 2008 im Zentrum des internationalen Marktgeschehens. 58 Prozent der Bieteraktivitäten und 53 Prozent der Übernahmekandidaten sind auf europäische Unternehmen zurückzuführen. Sechs der zehn weltweit grössten Transaktionen und 45 Prozent aller Transaktionen im Umfang von über einer Milliarde USD stammen von europäischen Kaufinteressenten. Während die Bieteraktivitäten auch in Nordamerika auf bis zu 58 Prozent anstiegen, fiel der Gesamtwert im Jahr 2008 um 54 Prozent auf 40 Milliarden USD (2007: 87,5 Milliarden USD). Ursache dafür ist vor allem das Ausbleiben der erwarteten Megatransaktionen von Kinder Morgan über 21,6 Milliarden USD und TXU über 43,8 Milliarden USD. Im asiatisch-pazifischen Raum fiel das Übernahmevolumen um 49 Prozent auf 25,9 Milliarden USD (2007: 50,4 Milliarden USD). Ähnlich stark fiel auch die Bieterktivität; nämlich um 42 Prozent auf 27,4 Milliarden USD (2007: 47,6 Milliarden USD).


Prognosen von Wirtschaftsentwicklung abhängig
Die Prognosen für die Energiebranche werden einerseits von Schwierigkeiten geprägt sein, andererseits aber auch von Chancen. «Da einige Unternehmen über knappe finanzielle Mittel verfügen oder Refinanzierungsbedarf haben, können sich für Unternehmen mit starken Bilanzen und Cash-Flows attraktive Marktchancen ergeben», sagt Dr. Ralf C. Schlaepfer. Weiter sind im ersten Amtsjahr von US-Präsident Barack Obama und hinsichtlich des UN-Klima-Gipfels in Kopenhagen im Dezember 2009 die Auswirkungen einer veränderten Klimapolitik und des möglichen Wiederauflebens von erneuerbaren Energien und Kernenergie zu erwarten. In Europa könnte der von E.ON und Vattenfall angekündigte Verkauf der Übertragungsnetze eine Marktbelebung auslösen. «Ganz allgemein wird die Schwierigkeit, externe Finanzmittel zu mobilisieren, die Aktivität im Markt weiterhin hemmen, auch wenn es aus wirtschaftlicher Sicht heute gute Gründe und Gelegenheiten für Transaktionen gibt», sagt Dr. Ralf C. Schlaepfer. (pwc/mc/ps)

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