Die eigens für die Übernahme des Kunststoffverarbeiters gegründete Aquamit hat am Berichtstag den lange erwarteten Angebotsprospekt veröffentlicht. Dessen Publikation hatte sich zuvor ohne Angabe von Gründen um zwei Wochen verschoben. «Da war keine Taktik dahinter, es hat einfach nur länger als erwartet gedauert», beteuerte Niggli. Damit dauert die Angebotsfrist voraussichtlich vom 17. Juni bis zum 14. Juli 2009.
Aquamit hält derzeit 32,7 Prozent an Quadrant
Die Transaktion wird als zu Stande gekommen erklärt, wenn Aquamit zwei Drittel der Anteile an Quadrant hält. Heute hält Aquamit 32,7% der Quadrant-Aktien, so der Prospekt. Diese setzen sich zusammen aus 15,7% vom Management; 5,8% Treasury-Shares sowie 11,1%, die wenige Tagen vor Vorankündigung des Angebotes vom Grossaktionär Corisol erworben wurden. Dazu kommen weitere 4,1% in Optionen.
Saftige Paketzuschläge für Management und Grossaktionär
Heute wurde bekannt, mit welchem Paketaufschlag Corisol für die Abtretung ihrer Beteiligung belohnt wurde. Bei einem Kaufpreis von 104,50 CHF je Aktie beläuft sich die Blockprämie auf 21,5%. Noch grosszügiger hat sich das Quadrant-Management selbst bedacht, die ihre Anteile für 114,50 CHF je Aktie an Aquamit abgetreten haben. Die Blockprämie von 33,13% liegt damit nur knapp unter dem gesetzlich erlaubten Maximum von 33,33%. «Es handelte sich um den grössten Block und der Preis bewegte sich innerhalb des gesetzlich erlaubten», kommentierte Niggli. Die Optionen liess sich das Quadrant-Management mit einem Prämie von 25% vergelten.
Dekotierung geschieht wohl in jedem Fall
Die Dekotierung der Quadrant-Aktien von der Schweizer Börse wird nach dem Stand der Dinge wohl auf jeden Fall geschehen. Aquamit will die Transaktion als zu Stande gekommen erklären, wenn das Unternehmen nach Ablauf der Nachfrist zwei Drittel der Anteile an Quadrant hält. «Wir behalten uns aber vor, das Angebot bei einer tieferen Andienungsquote als zu Stande gekommen zu erklären», sagte Niggli.
Rechenspiele
Hält Aquamit 98% der Anteile, ist eine reguläre gesetzliche Kraftloserklärung der fehlenden Aktien vorgesehen. Hält die niederländische Zweckgesellschaft mehr als 90% aber weniger als 98% der Anteile, soll Quadrant mit einer von Aquamit kontrollierten Gesellschaft fusioniert werden; die verbleibenden Minderheitsaktionäre von Quadrant würden eine Barabfindung oder eine andere Abgeltung erhalten, so der Angebotsprospekt. Auch mit weniger als 90% der Aktien wird Quadrant von der Schweizer Börse genommen. «Dafür braucht es nur einen Mehrheitsbeschluss der Generalversammlung», so Niggli.
Kein Kontakt zu Giorgio Behr
Wenig Neues gab in Sachen Giorgio Behr mitzuteilen. «Wir hatten im Februar einen losen ersten Kontakt – und das war’s schon», sagt Niggli. Der Quadrant-Grossaktionär Behr hatte vom ersten Tag an Widerstand gegen das Übernahmeangebot geleistet. Ihm schwebte eine schweizerische Lösung rund um Teile seiner ebenfalls im Kunststoffbereich tätigen Behr Bircher Cellpack BBC vor. Behr hatte ursprünglich geplant, seine Beteiligung von zuletzt gemeldeten 10,18% auf 20 bis 30% ausbauen.
Börse preist mögliche Angebotserhöhung aus
An der Schweizer Börse gewinnt so langsam die Einsicht überhand, dass sich Aquamit mit seinem Ansinnen durchsetzen könnte. Bis um 13.40 Uhr sinkt der Valor um 3% auf 90 CHF und baut seine Spekulationsprämie etwas ab. In den Worten des Quadrant-Finanzchefs Wolf-Günter Freese ausgedrückt: «Lieber einen Spatz in der Hand als irgendwann vielleicht eine Taube auf dem Dach». Freese vertrat am Dienstag den Quadrant-Verwaltungsrat, der das Angebot zur Annahme empfiehlt. (awp/mc/ps/03)