Im Versandhandel brechen seit Monaten die Umsätze weg. KarstadtQuelle-Konzernchef Thomas Middelhoff hatte eingeräumt, dass die Probleme grösser sind als zuvor angenommen und kräftige Sparanstrengungen eingefordert. Dazu soll auch der Abbau von Stellen beitragen, dessen Umfang noch nicht genannt wird.
Von der AG zur Gesellschaft mit beschränkter Haftung
Am Quelle-Sitz in Fürth berieten am Freitag die Unternehmensleitungen und Betriebsräte über Konsequenzen aus der am Vortag von der Konzernspitze angekündigten Umwandlung der Quelle AG und der Neckermann AG in Gesellschafte mit beschränkter Haftung. Dadurch soll die Anbindung an den Mutterkonzern enger werden. Zudem muss über zusätzliche Kosteneinsparungen im Versand verhandelt werden. Einzelheiten zu den Beratungen wurden zunächst nicht genannt. Derzeit hat der Universalversand rund 12.000 Beschäftigte.
Probleme sind symptomatisch für diese Branche
Nach Darstellung des Bundesverbandes des Deutschen Versandhandels (bvh) sind die Probleme von KarstadtQuelle mit seinem Versandhandel symptomatisch für einen Grossteil der Branche. «Für den Versandhandel ist es angesichts der angespannten konjunkturellen Lage insgesamt schwierig», sagte die Sprecherin des bhv, Dorothee Hoffmann, am Freitag der dpa in Frankfurt. Vor allem Universalanbieter, zu denen auch Quelle und Neckermann gehören, hätten Absatzprobleme. «Dagegen ist der Spezialversand im Aufwind: Wenn es um Freizeit, Hobby oder Luxus geht, geben die Leute eher noch Geld aus», sagte Hoffmann.
Neuausrichtung vom Universal- zum Spezialversender
Das Versandhaus Quelle in Fürth hat bereits Konsequenzen aus dem veränderten Verbraucherverhalten gezogen. Im Zuge der Neuausrichtung vom Universal- zum Spezialversender brachte das Unternehmen erstmals zwei getrennte Kataloge für Mode sowie für Wohnen und Technik auf den Markt. Dies sei aber nur der Einstieg in eine weitere Aufspaltung der Sortimentspräsentation. So sollen die Bereiche Wohnen und Technik im kommenden Jahr noch einmal getrennt werden. Quelle erhofft sich von einer grösseren Zielgenauigkeit bei der Ansprache der Kunden mehr Umsatz.
Wachstumspotenzial im E-Commerce
Der Umsatz des Versandhandels ist nach Verbandsangaben im vergangenen Jahr um 3,4 Prozent auf 20,3 Milliarden Euro gesunken. Die Universalanbieter seien an dieser Entwicklung überproportional beteiligt gewesen, sagte bvh-Sprecherin Hoffmann. Wachstumspotenzial sieht der bvh auch im Warenverkauf über das Internet. Die Umsätze im so genannten E-Commerce kletterten den Angaben zufolge von einer Milliarde Euro im Jahr 2000 auf 4,9 Milliarden Euro 2004. Der bvh hat 207 Mitglieder und vertritt nach eigenen Angaben 90 Prozent des gesamten Umsatzes der deutschen Versandhandelsbranche. (awp/mc/ab)