Das Bewilligungsverfahren wurde am Mittwoch mit der Übergabe der Projektdokumentation an die zuständigen Ministerien eingeleitet, wie die Rätia Energie mit Sitz im südbündnerischen Poschiavo mitteilte. Gebaut werden soll das neue Kohlekraftwerk auf einem ungenutzten Industriegelände in Saline Joniche in Kalabrien.
Neueste Technologien
Konzernchef Karl Heiz rechnet damit, dass das Bewilligungsverfahren drei bis vier Jahre dauern wird. Die Leistung des projektierten Kohlekraftwerks von 1’320 Megawatt (MW) liegt leicht über jener des grössten Schweizer Atomkraftwerks Leibstadt. Das Kraftwerk soll nach neuster Technologie realisiert werden. Gegenüber herkömmlichen Anlagen bedeute dies einen deutlich geringeren Kohleverbrauch und damit tiefere CO2-Emmissionen, schreibt die Rätia Energie. Die Anlage werde mit modernsten Filtern und Systemen zur Abgasbehandlung ausgerüstet.
Einsatz von Biomasse
Zudem werde das Kraftwerk technisch so ausgelegt, dass eine CO2-Abscheidung später möglich sei. Neben Kohle soll in der Anlage auch Biomasse aus lokaler Produktion verarbeitet werden können. Die Elektrizitätsgesellschaft, an welcher der Kanton Graubünden 46% des Aktienkapitals hält, war in jüngster Zeit in Graubünden wegen ihrer Beteiligung an einem Steinkohlekraftwerk in Brunsbüttel an der norddeutschen Elbe in die Kritik geraten.
Rätia steht zu Kohle
Konzernchef Heiz verteidigt die Investitionspolitik: «Wir stehen dazu. Die Welt und Europa werden auf die Kohle in den nächsten 50 Jahren nicht verzichten können», sagte er der Nachrichtenagentur SDA auf Anfrage. Die Rätia Energie verfolgt auf ihrem Wachstumskurs im In- und Ausland eine Diversifizierung nach Technologien. In der Schweiz stehen Wasserkraftwerke im Vordergrund, in Italien und Deutschland thermische Anlagen wie Gas und Kohle sowie Windkraftwerke. In Mittel- und Osteuropa setzt das Unternehmen auf Wasserkraft, Wind und thermische Kraftwerke. (awp/mc/ps)