Er räumte zwar Fehler ein, doch wollte er an den Grundfesten der Firma und der ganzen Branche nicht rütteln: «Ich bin stolz auf unsere Geschichte und die Arbeit unserer Leute.»
Rückendeckung von Buffett
Rückendeckung bekam er von Grossaktionär und Investorenlegende Warren Buffett: «Das war die grösste Blase, die ich in meinem ganzen Leben gesehen habe.» Kaum jemand – auch er nicht – habe den Einbruch des Häusermarkts vorhergesehen, sagte er bei der Anhörung in New York. Dem Moody’s-Management mache er deshalb keine Vorwürfe. Buffett hält über seine Holding Berkshire Hathaway knapp 17 Prozent an dem Unternehmen.
«Warum hat Moody’s so falsch gelegen?»
Die drei grossen Ratingagenturen Moody’s, Standard & Poor’s sowie Fitch hatten noch kurz vor dem Platzen der Blase im Jahr 2007 Hypothekenpapiere reihenweise mit Bestnoten bewertet. Beim Zusammenbruch des US-Häusermarktes wurden die Wertpapiere dann über Nacht nahezu wertlos. Anleger verloren viel Geld, das Vertrauen der Finanzfirmen untereinander schwand, der Grundstein für die Wirtschaftskrise war gelegt. «Warum hat Moody’s so falsch gelegen?» fragte der Ausschussvorsitzende Phil Angelides.
Bewertungen nur Hilfsmittel
«Moody’s ist sicherlich nicht zufrieden mit diesen Bewertungen», sagte Firmenchef McDaniel. Er spielte aber gleichzeitig die Bedeutung der Rating-Agenturen herunter. Märkte funktionierten auch ohne sie, führte er in einem vorbereiteten Statement aus. Oft sei das Rating auch nicht der entscheidende Faktor für eine Investitionsentscheidung. «Kreditratings sind keine Empfehlung für eine Investition», unterstrich McDaniel. Die Bewertungen seien nur Hilfsmittel. Eine eigenständige Analyse sei für eine Geldanlage unersetzlich.
Grosser Druck innerhalb von Moody’s
Der sorglose Umgang mit den Bestnoten hatte den Rating-Agenturen viel Kritik eingebracht, manche Politiker stellen sogar das komplette Geschäftsmodell infrage. Denn momentan zahlt der Emittent eines Wertpapiers, also derjenige, der es herausgibt, für das Rating. Das öffne der Einflussnahme Tür und Tor, sagen Kritiker. Bei der Anhörung kamen auch ehemalige Mitarbeiter zu Wort, die in diese Kerbe schlugen und von grossem Druck innerhalb Moody’s berichteten, gute Noten zu verteilen. Sonst hätte die Gefahr bestanden, dass Kunden zur Konkurrenz abwanderten.
Buffet zwangsweise vorgeladen
Buffett räumte ein, dass die Rating-Agenturen kein perfektes Geschäftsmodell hätten. Er stimmte aber mit Firmenchef McDaniel überein, dass es keine bessere Lösung gebe. Damit präsentierte sich Buffett ungewohnt handzahm. Eigentlich ist der 79-jährige Multimillionär für seine scharfzüngigen Äusserungen gegenüber der Finanzbranche bekannt. Buffett hatte eigentlich gar nicht vor dem Ausschuss erscheinen wollen. Die Abgeordneten luden ihn daraufhin zwangsweise als Zeugen vor. (awp/mc/pg/27)