Razzien in verschiedenen Tessiner Banken wegen Geldwäscherei-Verdacht
Die Fahnder handelten im Auftrag der Mailänder Staatsanwaltschaft, die im Zusammenhang mit dem Übernahmekampf um die Banca Antonveneta ermittelt. Im Zentrum dieser Ermittlungen stehen der skandalumwitterte Bankier Gianpiero Fiorani – der frühere Vorstandschef der Banca Popolare Italiana (BPI) und ein Vertrauter von Zentralbankchef Antonio Fazio – sowie drei weitere italienische Top-Bankiers. Sie stehen im Verdacht der Geldwäscherei, der Marktmanipulation sowie der mehrfachen Veruntreuung. Sie sollen eine kriminelle Organisation gebildet haben.
In Schweiz geflüchtet
Die Tessiner Behörden müssen nun das beschlagnahmte Material sichten und danach entscheiden, welche Unterlagen sie der Mailänder Staatsanwaltschaft via Rechtshilfe allenfalls zustellen können, teilte die Tessiner Polizei am Mittwoch mit. Fiorani und die mutmasslichen Komplizen waren am Mittwoch in Mailand festgenommen worden. Ein weiterer Verdächtiger ist laut italienischen Medien in die Schweiz geflüchtet.
ABN Amro auszustechen versucht
Im Zusammenhang mit dem Übernahmekampf um die Banca Antonveneta war vor Monaten auch Zentralbankchef Antonio Fazio ins Visier der Justiz gerückt: Er soll versucht haben, die niederländische Bank und Fioranis Bank zu begünstigen. Trotz Rücktrittsforderungen ist der Notenbankchef noch im Amt. «Ich habe ein reines Gewissen und habe immer korrekt nach den Gesetzen gehandelt. Wenn Fiorani Delikte begangen hat, dann haben wir damit nichts zu tun», wurde Fazio am Mittwoch in der Zeitung «Corriere della Sera» zitiert. Am Dienstag hatte auch die EU-Kommission mitgeteilt, den Bankenmarkt in Italien prüfen zu wollen. Es soll festgestellt werden, ob sich das Land unfair gegenüber ausländischen Käufern verhalten hat. (awp/mc/as)