RBoS, SCH und Fortis wollen ABN Amro übernehmen und aufspalten

Der Vorstoss bringt die Kaufpläne der britischen Bank Barclays in Gefahr, da die Anteilseigner von ABN Amro bei einer Aufspaltung möglicherweise mehr Geld bekommen könnten. Bei den drei Interessenten handelt es sich um die Royal Bank of Scotland (RBoS) , die spanische Santander Central Hispano (SCH) und die belgisch-niederländische Finanzgruppe Fortis , wie ABN Amro bestätigte. Die niederländische Bank hatte sich bisher gegen eine Aufspaltung gestemmt, während die Hedge-Fonds unter ihren Aktionären dies mit Nachdruck fordern.


Keinen Preis genannt
Die drei Banken hätten in ihrem Brief an ABN Amro keinen Preis genannt, berichtete die «Financial Times» am Samstag. Nach Einschätzung von Analysten könne er bei mehr als 40 Euro je Aktie liegen. Von Barclays erwarte man dagegen höchstens ein Gebot von 35 Euro je Anteilsschein. Die ABN-Amro-Aktie ging am Freitag mit 33,65 Euro aus dem Handel. ABN Amro und Barclays hatten vor knapp vier Wochen exklusive Gespräche über ein Zusammengehen aufgenommen. Barclays soll laut Medienberichten aber bereits klargestellt haben, dass man ABN Amro nicht um jeden Preis haben wolle.


ABN Amro prüft den Vorschlag
ABN Amro kündigte an, den Vorschlag der drei Banken, Sondierungsgespräche aufzunehmen, aufmerksam zu prüfen. Zugleich bekräftigte sie, dass man sich in exklusiven Gesprächen mit Barclays befinde.


Gebot von insgesamt 65 Milliarden Euro
Das Gebot der drei Banken könne sich insgesamt auf 65 Milliarden Euro belaufen, schrieb die Zeitung. Jeder Käufer würde etwa ein Drittel des niederländischen Bankkonzerns bekommen. So wolle die Royal Bank of Scotland die US-Tochter und das hauptsächlich in London basierte Investment-Banking übernehmen und Santander das Geschäft in Brasilien und Italien. Fortis sei an dem niederländischen Kundengeschäft sowie an Privatbanking und Vermögensverwaltung interessiert.


RBoS wird notfalls feindliche Offerte starten
Zugleich sei die Royal Bank of Scotland bereit, notfalls eine feindliche Offerte für ABN Amro zu starten, berichtete die britische Zeitung «The Observer» (Samstagausgabe) ohne Nennung von Quellen. Dies wäre das erste feindliche Übernahmegebot in der Finanzbranche in dieser Grössenordnung. Übernahmen ohne Zustimmung des gekauften Unternehmens gelten im Finanzgewerbe als schwierig zu realisieren.


Grossaktionär begrüsst den Vorstoss
Der Hedge-Fonds TCI, der Grossaktionär von ABN Amro ist, begrüsste unterdessen den Vorstoss der drei Banken. Das Management von ABN Amro stehe jetzt in der Pflicht, dem Konsortium schnellstmöglich den gleichen Zugang zu den Zahlen wie Barclays zu ermöglichen, hiess es. ABN-Amro-Grossaktionäre wie TCI hatten immer wieder die exklusiven Gespräche mit Barclays kritisiert und Gespräche auch mit anderen Instituten gefordert.


ABN Amro wehrt sich gegen Aufspaltung
TCI hatte das Rennen um die ABN Amro mit einen offenen Brief ins Rollen gebracht. Darin hatte der Hedge-Fonds eine Aufspaltung gefordert, um den Wert der Bank zu steigern. ABN Amro wehrt sich gegen eine Aufspaltung und hatte sich deshalb nach einem Investor umgesehen, der die Bank im Ganzen übernehmen will. (awp/mc/ab)

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