Regierung und Aktionäre drängen auf Verkauf der Deutschen Postbank
Bundesfinanzminister Peer Steinbrück und das Kanzleramt wollten die Postbank nach Möglichkeit noch in diesem Jahr verkaufen, berichtet das «Handelsblatt» (Montagausgabe) unter Berufung auf Regierungskreise. Wunschkandidat für einen Zusammenschluss mit Deutschlands grösster Filialbank, an der die Deutsche Post 50 Prozent und eine Aktie hält, sei die Commerzbank. Ziel sei es, neben der Deutschen Bank eine zweite starke und international wettbewerbsfähige Geschäftsbank in Deutschland aufzubauen.
Post-Aktie legt zu
An der Frankfurter Börse stieg die Post-Aktie nach Kursaufschlägen in den vergangenen Tagen um 1,11 Prozent auf 22,75 Euro. Der Leitindex DAX legte um 1,6 Prozent auf 6.960 Punkte zu. Die Postbank gehörte mit einem Plus von 3,3 Prozent auf 62,45 Euro erneut zur Spitzengruppe im DAX. In den vergangenen zehn Tagen stieg die Aktie von 52 Euro auf 64 Euro. Die Bundesregierung führe bereits seit mehreren Monaten intensive Gespräche mit der Commerzbank, berichtet das Handelsblatt. Commerzbank-Chef Müller habe sich mehrmals mit Bundeskanzlerin Angela Merkel getroffen und für einen Zusammenschluss seines Hauses mit der Postbank geworben.
Chancen für Verkauf gestiegen
Nach dem Rücktritt von Post-Chef Klaus Zumwinkel seien die Chancen für einen Verkauf der Postbank deutlich gestiegen, verlaute aus Verhandlungskreisen. An diesem Montag trifft der Aufsichtsrat um 18.00 Uhr zusammen, um über das Rücktrittsgesuch Klaus Zumwinkels zu beraten. Am Freitag hatte der Präsidialausschuss des Aufsichtsrats dem Kontrollgremium empfohlen, dem Wunsch Zumwinkels nach Niederlegung seines Amtes zeitnah nachzukommen. Auch Grossaktionäre der Post setzen den Bonner Konzern unter Druck, die Postbank zu verkaufen. Laut einem Bericht der Tageszeitung «Die Welt» vom Montag drängen sie auch auf eine baldige Lösung des grössten Sorgenkindes des Konzerns, dem defizitären amerikanischen Expressgeschäfts.
HSBC und Royal Bank of Scotland an Postbank interessiert
Bei einem Verkauf der Postbank wären nach einem Bericht der «Westdeutschen Allgemeinen Zeitung» auch grosse ausländische Institute an der Post-Tochter interessiert. Die Royal Bank of Scotland und HSBC hätten Interesse an einer Übernahme signalisiert, berichtet die «WAZ» (Dienstag) und Berufung auf Post-Aufsichtsratskreise. Zudem sei eine niederländische Bank im Kreis der Interessenten vertreten. Bislang haben die beiden grössten deutschen Banken, Deutsche Bank und Commerzbank, Interesse an einer Übernahme signalisiert . (awp/mc/ps)