Vertreter von VPOD und Gewerkschaftsbund haben am Donnerstag die Genfer Regierung für ihre Rolle im Genfer Streik des Flugzeugreinigungspersonals angegriffen. In diesem Konflikt nehme der Staat bisher eine «skandalöse Rolle» ein, sagte VPOD-Präsidentin Katharina Prelicz-Huber vor den Medien in Bern.
Hintergrund der Vorwürfe
FDP-Staatsrat François Longchamp präsidiert die Genfer Flughafengesellschaft AIG. Und in dieser Funktion – so die Haltung der Gewerkschaften – hätte er für korrekte Löhne zu sorgen. Stattdessen habe sich die Gesellschaft bisher gegen diejenigen Mitarbeitenden gestellt, die seit 35 Tagen gegen die Kündigung ihres Gesamtarbeitsvertrags (GAV) per Ende Juni 2010 und sinkende Löhne streiken. «Damit unterstützt Longchamp das staatliche Lohndumping», so Prelicz-Huber.
Gewerkschaften und ISS Aviation widersprechen sich
Was die Unterschiede zwischen dem alten GAV und den neuen Einzelarbeitsverträgen betrifft, widersprechen sich Gewerkschaften und die Firma ISS Aviation, die das Reinigungspersonal beschäftigt. Laut Gewerkschaften wurden die neuen Löhne teilweise unter das Existenzminimum gedrückt und die Maximallöhne heruntergesetzt. Je nach Alter lägen die neuen Löhne zwischen 200 und 1300 CHF pro Monat unter den bisherigen GAV-Löhnen.
Gewerkschaft betreibe ein «falsches Spiel«
Die ISS Aviation wehrte sich am Donnerstag in einem Communiqué gegen die Vorwürfe. Die Gewerkschaft betreibe ein «falsches Spiel», schrieb sie. «Es hat keine Lohnsenkungen für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von ISS Aviation gegeben und es wird auch keine solchen geben.» So hätten unter anderem jene Beschäftigten, für die bisher der ehemalige Swissair-GAV galt, seit 1. Juli einen Einzelarbeitsvertrag, der ihre bisherigen Bedingungen vollständig garantiere. Zudem streike nur ein kleiner Tag der Angestellten.
Im Parlament zur Sprache bringen
Aus den Lohntabellen, die ISS Aviation mit dem Communiqué verschickt hat, lassen sich jedoch jene Löhne errechnen, mit denen die Gewerkschaften operieren: So hat beispielsweise ein 45-jähriger Mitarbeiter mit 15 Dienstjahren bisher bis zu 4709 CHF pro Monat verdient (Jahresgehalt von 61’217 CHF bei 13 Monatslöhnen). Neu sind es maximal 3350 CHF (Jahreslohn 46’150 CHF). VPOD-Präsidentin Katharina Prelicz-Huber will das Thema in ihrer Funktion als grüne Zürcher Nationalrätin in der Septembersession im Parlament zur Sprache bringen, wenn sich bis dann keine Lösung des Konflikts abzeichnet. (awp/mc/gh/27)