Die Reisebüros machen mobil gegen die Benachteiligung bei der Buchung der billigen Swiss-Europatickets. Etliche Reisebüros empfehlen die Swiss nicht mehr. Nun prüft der Reisebüro-Verband, ob er der Swiss das Vertrauen entziehen will.
Swiss hat die Reisebüros verärgert. (keystone)
Der Schweizerische Reisebüro-Verband (SRV), mit 75 Prozent der wichtigste Vertriebspartner von Swiss, forderte letzte Woche in einem Brief an Swiss-Chef André Dosé, die Missstände zu beheben. SRV-Geschäftsleiter Walter Kunz bestätigte am Freitag einen entsprechenden Artikel in der «Schweizer Touristik».
25 Franken Zuschlag
Bereits kurz nachdem das neue Billig-Konzept der Swiss in Europa Ende August bekannt wurde, liefen die Reisebüros Sturm, weil ihre Kunden für Buchungen über ihre Reservationssysteme 25 Franken mehr bezahlen müssen als direkt über das Internet. «Viele unserer tausend Mitglieder empfehlen die Swiss nicht mehr, einige sprechen von Boykott», sagte Kunz.
Für den Verband selber sei ein offizieller Boykott kein Thema. Doch die Swiss sei aufgefordert worden, die tiefen Ticketpreise über die Reservationssysteme zugänglich zu machen. Der SRV habe die Swiss immer unterstützt, doch jetzt konkurrenziere die Swiss den Verband mit ihrem direkten Absatzkanal, kritisiert Kunz. Vertrauensentzug
«Wir prüfen, ob wir der Swiss das Vertrauen entziehen», sagte Kunz weiter. Diese Massnahme wird erwägt, obwohl dem Verband bekannt ist, dass die Swiss Lösungen zu testen plant. Reisebüros könnten bei einigen anderen Airlines bereits zu Internettarifen über die konventionellen Reservationssysteme buchen, so Kunz. Nicht darunter seien reine Billigairlines wie EasyJet. «Die Reisebüros wollen gleich lange Spiesse», so Kunz. Die Verbandsmitglieder seien auch verärgert darüber, dass die Swiss wieder einmal ein Konzept eingeführt habe, ohne vorher die Partner darüber zu kontaktieren. Machtmissbrauch?
Laut dem Präsidenten des Westschweizer Reisebüroverbandes (APR), Jacques Lathion, missbraucht die Swiss ihre Marktposition. Die Reisebüros würden von der Swiss nicht wie Partner behandelt. Der neuste Coup der Swiss habe das Fass entgültig zum Überlaufen gebracht. Seine Verbandsmitglieder empfehlten die Swiss ihren Kunden nicht mehr. Wie Lathion weiter sagte, hatte die Swiss eine Lösung versprochen, das den Reisebüros kommissioniertes Buchen erlauben solle. Er befürchte, das seien leere Versprechungen. Swiss prüft Massnahmen
Die Swiss prüft derzeit verschiedene Lösungen, wie Kommerzchef William Meaney gegenüber «Travel Inside» vom Freitag sagte. Eine der Lösungen, bei der die Reservationsgebühren wegfallen – der sogenannte GDS-Bypass – solle ab Anfang November im Schweizer Markt eingeführt werden, führte Elton D´Souza, verantwortlich für Direct Sales bei Swiss, in dem Reisemagazin aus. Bis zum Nachmittag konnte die Swiss-Pressestelle dazu keine Auskunft geben. (afx/scc/blf)