Remo Brunschwiler, CEO Swisslog: «Neue Aufträge sind ein sehr wichtiges Signal»

Moneycab: Herr Brunschwiler, Swisslog hat ein schwieriges Geschäftsjahr mit einer umfangreichen Sanierungsaktion hinter sich. Welches waren für Sie die wichtigsten Massnahmen im vergangenen Jahr?

Remo Brunschwiler:
Am wichtigsten war natürlich der erfolgreiche Abschluss der Bilanzsanierung im Mai letzten Jahres, der die Zukunft von Swisslog sicherte und auch den Erhalt der knapp 2000 Arbeitsplätze. Aber wir haben im Rahmen der Refokusierung des Unternehmens auch andere, wichtige Massnahmen umgesetzt. So konnten wir das im April 2003 gestartete Devestitionsprogramm mit dem Verkauf der Transnorm-Firmengruppe im Juni 2004 abschliessen. Zudem konnte ein grosser Teil der operativen Ergebnis-Verbesserungs-Programme umgesetzt werden.


«Wir haben während der Bilanzsanierung keine Kunden verloren. Wir wissen aber, dass wir für Projekte nicht mehr angefragt wurden»
  Remo Brunschwiler, CEO Swisslog



Den Weg aus den roten Zahlen hat das Unternehmen noch nicht gefunden. Den Reingewinn von 1,9 Mio. Franken verdankt Swisslog einem einmaligen buchungstechnischen Finanzertrag. Sind Sie mit dem Resultat in Anbetracht der massiven Verluste der Vorjahre dennoch zufrieden?

Nein, die operativen Resultate sind nicht wirklich zufriedenstellend. Das aufgrund der Unsicherheiten über die Zukunft von Swisslog angeschlagene Kundenvertrauen hat vor allem den Auftragseingang und den damit verbundenen Auftragsbestand stärker beeinträchtigt als erwartet. Auch war die Produkteinführung unseres Medikamenten-Kommissioniersytems PillPick schwieriger als erwartet und hat zu einer entsprechenden negativen Ergebnisbelastung geführt.

Swisslog litt im vergangenen Jahr unter der verhaltenen Nachfrage. Was hat sich hier mehr ausgewirkt: Die generell zurückhaltenden Investitionen im Logistik-Sektor oder die finanziellen Unsicherheiten bei Swisslog?

Das ist schwierig zu sagen, da wir nicht genau beziffern können, wieviel auf die finanzielle Unsicherheit von Swisslog zurückzuführen ist. Wir haben während der Bilanzsanierung keine Kunden verloren. Wir wissen aber, dass wir für Projekte nicht mehr angefragt wurden. Dies können wir aber nicht quantifizieren. Schlussendlich ist es die Kombination der beiden Faktoren, die sich in unseren Resultaten niederge¬schlagen hat.

Für das Gesamtjahr waren sowohl Auftragseingang wie auch Auftrags- bestand rückläufig. Im 4. Quartal 2004 hat Swisslog jedoch neue Aufträge von Grosskunden wie Wal-Mart und AMAG erhalten. Wie werten Sie diese Aufträge?


Diese Aufträge, insgesamt drei 3 von Wal-Mart, einer von Amag und jetzt im 1. Quartal 2005 noch von einem norwegischen Buchhändler sind ein sehr wichtiges Signal. Es zeigt, dass die Kunden wieder Vertrauen in Swisslog fassen und signalisieren dem Markt, dass wir wieder zurück sind. Auch für die Mitarbeiter sind solche Erfolgserlebnisse wichtig.

Wie optimistisch sind Sie, dass weitere Aufträge von Wal-Mart folgen? Oder haben Sie bereits weitere Zusagen? Es würde für den US-Giganten ja auch Sinn machen, seine neuen Verteilzentren nach demselben Muster zu erstellt.

Wir rechnen in den nächsten Jahren mit weiteren Aufträgen von Wal-Mart.

Wie sehen die Erwartungen von Swisslog punkto Umsatz, Auftragseingang und Gewinn für das Geschäftsjahr 2005 aus?

Für das Geschäftsjahr 2005 erwarten wir ein leicht positives Nettoergebnis, trotz dem Wegfall des einmaligen Finanzertrags von 29 Mio. Franken. Beim Auftragseingang und Umsatz erwarten wir ein leichtes Wachstum.


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An der Bilanz-Medienkonferenz haben Sie erklärt, Swisslog sei auf gutem Weg, «wieder eine ganz normale Firma zu werden». Wie definieren Sie «normale Firma»?

Eine «normale» Firma ist eine Firma, welche sich auf einem profitablen Wachstumspfad befindet und über eine gesunde Bilanz verfügt.

Ihr Unternehmen hat schwere Zeiten hinter sich. Was für Erfahrungen haben Sie auf persönlicher Ebene im Kontakt mit Kunden und Mitarbeitern in dieser Zeit gemacht?

Ich bin dankbar, dass uns viele Kunden auch in diesen turbulenten Jahren das Vertauen geschenkt haben. Bei den Mitarbeitern war ich zutiefst beeindruckt, wie motiviert sie sich für die Weiterentwicklung der Swisslog eingesetzt haben.

Letzte Frage: Sie haben Ihr Amt als CEO von Swisslog vor etwas mehr als zwei Jahren angetreten. Ist Ihnen bei Ihrem Amtsantritt die Komplexität der Schwierigkeiten, die da auf Sie zukommen würden, bekannt gewesen? Oder anders gefragt, haben Sie den Schritt an die Swisslog-Spitze nie bereut?

Als ich die Stelle hier bei Swisslog angefangen habe, konnte ich die Komplexität und den Umfang der Schwierigkeiten die auf das Unternehmen zu kommen würden noch nicht vollumfänglich abschätzen. Wir mussten das Unternehmen in einer ersten Phase operativ neu ausrichten. In der zweiten Phase haben wir dann die finanzielle Restrukturierung des Unternehmens eingeleitet. Das volle Ausmass der schlechten finanziellen Verfassung von Swisslog wurde uns erst dann klar. Wir alle haben zwei sehr intensive Jahre hinter uns, aber ich habe es nie bereut, diese Stelle angenommen zu haben.






Der Gesprächspartner
Remo Brunschwiler ist seit dem 1. März 2003 Chief Executive Officer von Swisslog. Von 1996 bis 2003 stand er der Eurocargo Division von Danzas vor. Von 1989 bis 1996 war er als Berater für Logistik- und Pharmaunternehmen bei McKinsey in der Schweiz und in Deutschland tätig. Seine berufliche Laufbahn startete er als strategischer Planer bei der Ciba-Geigy AG in Basel und als Produktmanager für pharmazeutische Produkte bei Ciba-Geigy in Italien. Remo Brunschwiler studierte Wirtschaftswissenschaften an der Universität Basel und schloss ein MBA am INSEAD Fontainebleau, Frankreich ab.

Swisslog
Swisslog ist ein weltweit tätiges Unternehmen und bietet integrierte Logistiklösungen zur Optimierung der Produktions- und Distributionsprozesse an. Mit den Lösungen von Swisslog werden Flexibilität, Reaktionsfähigkeit, und Serviceleistungen der Unternehmen erhöht sowie zugleich Logistikkosten minimiert.

Die Leistungspalette umfasst den Bau von komplexen Lagerhäusern- und Verteilzentren inklusive der Implementierung von eigener Software, innerbetriebliche Logistiklösungen für Spitäler und Apotheken sowie Beratungsleistungen im Bereich des Supply Chain Management. Swisslog verfügt über ein breites Know-how und langjährige Planungs- und Realisierungserfahrung in mehr als 50 Ländern auf allen Kontinenten.

Swisslog mit Hauptsitz in Buchs/Aarau, Schweiz, beschäftigt in 23 Ländern derzeit rund 1850 Mitarbeiter. Die Muttergesellschaft der Gruppe, die Swisslog Holding AG, ist an der SWX Swiss Exchange gelistet (Valorennummer: 1 232 462, Telekurs: SLOG, Reuters: SLOGn.S).

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