Retail-Banken am Golf setzen auf IT-Effizienz und Kostenoptimierung
von Gérard Al-Fil
Zwischen Banken wie der Doha Bank aus Katar und den Dubaier Geldhäusern Emirates NBD oder Noor Islamic Bank liegen Welten in der Geschäftstätigkeit. Gemeinsam haben die drei Institute einen Stopp bei der unbekümmerten Expansion in alle Himmelsrichtungen. «Die Kosten zu optimieren und die eBanking-Sicherheit zu erhöhen, das ist derzeit unsere Hauptaufgabe», sagt Mohammed Ali Sha, Leiter Electronic Banking bei der grössten Bank im Mittleren Osten Emirates NBD. Die Doha Bank setzt ihre Pläne für neue Auslandsfilialen in Indien auf Eis und entwickelt dafür neue Versicherungsprodukte.
Nach Angaben des kuwaitischen Vermögensverwalters Merkaaz werden die Gewinne der 150 Banken in den arabischen Golfstaaten 2009 infolge der weltweiten Wirtschaftsflaute um 24 Prozent schrumpfen.
Mehr Service gefragt
Noor Islamic Bank, erst seit Anfang 2008 operativ tätig, verschiebt den geplanten Sprung nach Europa auf unbestimmte Zeit, konzentriert sich stattdessen auf den Mittleren Osten, wo sie jüngst eine Zweigstelle auf den Malediven eröffnete. Bis Ende 2009 soll es 17 Noor-Filialen in der Region geben. In Dubai betreibt die Noor Islamic Bank die bislang einizge 24/7-Retail Bank.
«Entgegen einiger Berichte vergeben wir weiterhin Konsumentenkredite», sagt Sundar Parthasaraty von der Abu Dhabi Commercial Bank (ADCB), die Nummer zwei in dem Golfstaat. ADCB setzt auf Partnerschaften mit Retail-Grössen wie die Supermarktkette Carrefour und auf Bonusprogramme, um Kreditkarten-Halterbei Laune zu halten.
Neue Banken-Lösungen gefragt, Avaloq setzt auf Golfregion
Unterdessen nutzen die 51 Retail-Banken (23 inländische / 28 Auslandsbanken) in dem Golfstaat VAE die Krise, um ihre internen Prozessabläufe zu optimieren. Dabei greifen sie verstärkt auf Drittanbieter zurück. Ein Novum am Golf, wo die Kernbankensoftware noch mehrheitlich hausintern produziert wird. Dies ist Grund für die Avaloq Evolution AG aus Zürich, die Nummer eins der Schweizer Bankensoftwarehersteller, für ihre Produktpalette vor Ort zu werben. «Wir entwickeln auch eine Scharia-konforme Bankensoftware für islamische Banken», sagt Peter Schöpfer, Chief Marketing Officer bei Avaloq auf der 4. Flemming-Jahreskonferenz Retail Banking in Dubai, die am Mittwoch zu Ende ging. Bis 2010 dürfte ein Viertel des Anlagevermögens von 88 Mrd. Dollar in den VAE zinslos und auf Basis der Scharia verwaltet werden, schätzt Sarasin-Alpen in Dubai.
Die Kostenoptimierung ist für die 28 Auslandsbanken in den VAE noch wichtiger, weil sie 20 Prozent Unternehmensteuer auf den Gewinn abführen müssen und nur 8 Zweigstellen betreiben dürfen. Lokale Banken sind von dieser Steuer befreit, und sie unterliegen keiner numerischen Begrenzung bei der Anzahl ihrer Filialen.