Reto Gurtner, CEO Weisse Arena Gruppe AG: «Was den Bereich Wintertourismus angeht sind wir sicher Trendsetter in der Branche»

von Patrick Gunti


Herr Gurtner, trotz deutlich weniger Gästen hat die Weisse Arena Gruppe AG den Umsatz um 5,2 % auf 73,7 Mio. Franken erhöht. Welche Faktoren waren dafür verantwortlich?


Zu dieser positiven Entwicklung hat die Integration der Mountain Adventures AG (Ski- und Snowboardschule) in die Unternehmensgruppe beigetragen. Ausserdem konnten wir in den Bereichen Hotellerie/Gastronomie, Sportartikelverkauf und Direktreservation die Vorjahresumsätze wiederum steigern.


Vom Bau und dem Betrieb von Bergbahnen, Hotels und Restaurants über Verkauf und Vermietung von Sportausrüstungen bis hin neu zur Ski- und Snowboard-Fahrschule führt die Weisse Arena alles in Eigenregie. Wie haben sich die einzelnen Segmente entwickelt?


Die einzelnen Segmente ergeben sich logisch aus den Bedürfnissen unserer Kunden. Wir bieten unseren Gästen alles vor Ort an, was zu einem unbeschwerten Winterurlaub dazugehört. Die einzelnen Segmente entwickeln sich weiterhin sehr gut. Insbesondere die Zuwächse im Bereich Ski/Snowboardvermietung und -verkauf sind sehr erfreulich.


Die schlechten Witterungsbedingungen waren hauptsächlich für den Gäste-Rückgang von verantwortlich. Gibt es weitere Erklärungen?


Nein, aus unserer Sicht gibt es keine weiteren Erklärungen. Wir haben Einbrüche in den Stammmärkten wie Deutschschweiz und Süddeutschland, weil sich diese Gäste natürlich sehr kurzfristig und wetterabhängig entscheiden ob sie zu uns nach Flims Laax Falera kommen. Wohingegen wir erfreuliche Steigerungen in unseren weiter entfernten Wachstumsmärkten verzeichnen.



«Für uns stehen die Servicequalität und die Einfachheit für den Gast im Mittelpunkt, daran orientieren wir uns konsequent und setzen damit auch Entwicklungen in Gang.» (Reto Gurtner, Vorsitzender der Geschäftsleitung Weisse Arena Gruppe AG)


Strukturell sei nun der Schritt zum vollkommen integrierten Dienstleister von Freizeiterlebnissen im Winter gemacht, haben Sie erklärt. Wo sind Sie dabei generellen touristischen Entwicklungen gefolgt, wo denken Sie, haben Sie dabei selbst eine Entwicklung in Gang gesetzt?


Die generelle touristische Entwicklung ist sicher eine hin zum individuellen, massgeschneiderten Angebot. Dieser Entwicklung tragen wir Rechnung. Bei uns kann sich der Gast sein ganz persönliches Paket aus Liftticket, Hotel oder Ferienwohnung, Vermietung und Unterricht zusammenstellen, dabei wird er auch auf Wunsch persönlich von unseren Call-Center-Mitarbeitern beraten. Was den Bereich Wintertourismus angeht sind wir sicher Trendsetter in der Branche. Für uns stehen die Servicequalität und die Einfachheit für den Gast im Mittelpunkt, daran orientieren wir uns konsequent und setzen damit auch Entwicklungen in Gang.


Teil Ihrer Zukunftsstrategie sind Designhotels: Welche Zielgruppe wollen Sie damit ansprechen?

Auch unsere Designhotels bzw. unser Designkonzept ist innovativ: Design bedeutet nicht immer gleich exklusiv und teuer. Mit unserem Designhotel Riders Palace z.B. sprechen wir eine sehr junge Zielgruppe, also vor allem Jugendliche und junge Erwachsene. Unser neues Hotelresort The Rocks wird auch einem besonderen Design folgen. Das Konzept sieht aber Hotelzimmer mit Rundum-Service ebenso wie Ferienwohnun-gen vor, also dieses Design können sich Doppelverdiener genauso leis-ten wie eine Familie mit zwei Kindern.


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Aus welchen geographischen Märkten kommen heute die Gäste hauptsächlich?

Aus unseren Stammmärkten Schweiz und Deutschland, die sind aber rückläufig. Unsere wichtigsten Wachstumsmärkte sind Grossbritannien, die Benelux-Staaten und Skandinavien.


Welche Veränderungen erwarten Sie hinsichtlich Gästen aus neuen touristischen Märkten?

Wir stimmen unsere Angebote und unsere Vermarktung laufend auf unsere Gästestruktur ab. Unsere Website beispielsweise wird in insgesamt fünf Sprachen umgesetzt. Wir arbeiten in den Wachstumsmärkten mit erfolgreichen Reiseveranstaltern zusammen, die uns wichtige Insights zu den Kundenwünschen geben. Wir haben z.B. einen Airport Shuttle ab Flughafen Friedrichshafen eingerichtet, der auf die Ankunftszeiten der Ryanair ab London und Stansted abgestimmt ist. Generell wird der Wintertourismus in den Schweizer Alpen sicher aber bei uns in Flims Laax Falera immer internationaler und das ist doch erfreulich.


Sie haben sehr früh auf die moderne Technik gesetzt, bereits 1999 konnten per SMS oder Internet Tickets gebucht werden. Ihrer Alles aus einer Hand-Philosophie entsprechend gilt die Weisse Arena Gruppe heute als «Hightech-Vorzeige-Tourismusdestination» der Schweiz. Welche Möglichkeiten eröffnen sich den Gästen dadurch?


Der Gast kann bei uns seine kompletten Ferien aus einer Hand und von zu Hause aus buchen. Und auch vor Ort bieten wir den Gästen durch neueste Technik viele Annehmlichkeiten. Es geht uns aber nicht um eine «Über-Technisierung», sondern wir denken vom Gast her und setzen die neueste Technik immer nur dann an, wenn sie gleichzeitig mehr Einfachheit und mehr Convinience für den Gast bedeutet.


Die Wintersaison 2007/2008 steht vor der Tür, mit welchen Erwartungen gehen Sie in die neue Saison?


Wir wünschen uns natürlich alle einen besseren Winter mit mehr Schnee als in der letzten Saison. Wir haben im Sommer zahlreiche neue Projekte angeschoben und auf die Saison 2007/08 umgesetzt. Wir haben eine neue Website umgesetzt, unsere Kinderländer erweitert, mit dem Bau von The Rocks begonnen. Und mit der neuen Talabfahrt nach Flims und einer beleuchteten Abfahrt nach Laax bieten wir unseren Gästen jetzt vier schneesichere Talabfahrten. Wir freuen uns einfach auf unsere Gäste und sind gespannt wie unsere Neuerungen und Investitionen bei den Gästen angekommen.


Herr Gurtner, besten Dank für die Beantwortung unserer Fragen.





Zum Unternehmen:
Die Weisse Arena Gruppe besteht aus fünf Tochtergesellschaften, die zu 100 Prozent im Besitz des Unternehmens sind.



Darüber hinaus ist die Weisse Arena Gruppe zu 35 Prozent an der Flims Laax Falera Tourismus AG, zu 33 Prozent an der Startgels AG (Restauration) und zu 20 Prozent an der Finanz Infra AG (Erstellung und Finanzierung der Skipisten und Beschneiungsanlagen) beteiligt. Die Aktien der Weissen Arena AG sind an der Nebenbörse unter der Valorennummer 004179 kotiert. Das Aktienkapital beträgt CHF 4.5 Mio. und ist eingeteilt in 450’000 Namenaktien mit einem Nennwert von je CHF 10.-.


Zur Person
Reto Gurtner (Geb. 1955) ist seit 1999 Präsident und Delegierter des Verwaltungsrates Weisse Arena AG. Ausserdem ist er seit 1983 Präsident des Verwaltungsrates Gurtner Holding AG (Beteiligungen), Gurtner AG Montenaro Fleischwaren (Bündnerfleisch), Gurtner AG (Immobilien) und seit 2006 Mitglied des Vorstandes Graubünden Ferien. 1992 bis 2004 war Gurtner Mitglied in der Beratenden Kommission für Wirtschaftsfragen der Regierung des Kantons Graubünden.


Berufsausbildung:
Studium Betriebswirtschaft und Jura an der University of California, Los Angeles,
Universität St. Gallen und Universität Bern, lic. oec. HSG und lic. iur.

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