Richemont hat im 2001/02, wie befürchtet, weniger gut abgeschnitten als in der Vorperiode. Die Erwartungen der Analysten konnten trotzdem erfüllt werden. Der Luxusgüterkonzern verlegt seinen Sitz nach Genf.
Von Patrick Imper
Im ersten Semester brillierte Richemont noch mit glänzenden Zahlen, und dann kam der 11. September, der den Konsumenten die Lust auf Luxus vermieste. Der schlechte Geschäftsgang im zweiten Halbjahr des Geschäftsjahres 2001/02 schlug sich denn auch auf die Jahreszahlen nieder: Der Luxusgüterkonzern steigerte die Erlöse um lediglich 5 Prozent auf 3,86 Mrd. Euro. Ohne die Akquisitionen in der Uhrenindustrie (IWC, Jaeger-LeCoultre, A. Lange) hätte gar ein Umsatz-Minus von 1 Prozent resultiert. Der Betriebsgewinn auf Stufe Ebit brach gar um 32 Prozent auf 482 Mio. Euro ein, und der Reingewinn sank um 37 Prozent auf 331 Mio. Franken. Trotzdem will Richemont den Aktionären eine höhere Dividende von 0,32 Euro pro Aktie auszahlen. Im vergangenen Jahr hatte die Ausschüttung je Anteilschein noch 0,3 Euro betragen.
Über Erwarten gutes ResultatTrotz des im Vergleich zum Vorjahr deutlich schlechteren Resultat dürfte die Finanzgemeinde mit dem Jahresresultat zufrieden sein. So übertraf Richemont etwa die Umsatzschätzungen der Analysten deutlich, und auch der Reingewinn fiel am oberen Rand der Erwartungen aus, während der nun ausgewiesene Ebit die Schätzungen ziemlich präzise zu treffen vermochte.
Erstaunlicherweise höhere Umsätze in Japan
Der Geschäftsgang Richemonts war im vergangenen Jahr stark vom Konjunkturabschwung und der Konsum-Unlust im Nachgang des 11. Septembers geprägt. Dies zeigt sich auch in den Erlösen nach Regionen: So musste Richemont in Amerika etwa eine Umsatzeinbusse von 6 Prozent hinnehmen. Überraschenderweise stiegen dafür die Erlöse in Japan, trotz des konjunkturell äusserst schwierigen Umfelds, um 3 Prozent. Auch Europa konnte zulegen, um 13 Prozent auf 1,7 Mrd. Euro. Der grösste Teil dieses Wachstums verdankt Richemont allerdings den erstmals voll konsolidierten Uhrenmarken IWC, Jaeger-LeCoultre und A. Lange.
Weniger Umsatz im Bijouterie-Geschäft
Dem Umsatzanstieg von 9 Prozent bei den Uhren stand laut Communiqué ein leichter Rückgang im Bijouterie-Geschäft (-2 Prozent), vor allem bei Cartier, gegenüber. Grundsätzlich hätte sich der Geschäftsgang bei den teuren Gold- und Edeluhren besser entwickelt als jener bei den Stahluhren. Die Bereiche Schreibinstrumente (+8 Prozent) und Kleidung & Übriges (+7 Prozent) habe sich ebenfalls verbessert, während bei den Lederwaren ein Rückgang um 3 Prozent verzeichnet wurde.
Richemont 2001/02: Kennzahlen im Überblick 2001/022000/01±_in_%Umsatz386036845Ebit482712-32Reingewinn331528-37in Mio. Euro
Richemont zügelt nach GenfRichemont setzt weiterhin auf die Unabhängigkeit seiner Marken und will gleichzeitig die Zentralisierung gewisser Funktionen vorantreiben. Als Teil dieses Ziels werde nun, laut Pressemitteilung, das Schweizer Geschäft restrukturiert: Verschiedene Schweizer Gesellschaften sollen in einer einzigen juristischen Einheit zusammengefasst werden, der Firmenhauptsitz der Gruppe wird von Zug nach Genf verlagert. Bereits heute verfügt Richemont in Genf über eine gute Präsenz. Zudem tritt Nikolaus Senn auf die kommende Generalversammlung hin von seinem Amt als VR-Präsident zurück.
Ungewisse GeschäftsentwicklungBezüglich des laufenden Jahres ist Richemont vorsichtig. In den Monaten April und Mai seien die Umsätze insgesamt praktisch nicht gewachsen. Zwar seien die Umsätze im Detailhandel um 4 Prozent gestiegen, doch das Grosshandelsgeschäft sei schwach geblieben, so Richemont. Das weitere Wachstum für das laufende Jahr sei abhängig von der konjunkturellen Entwicklung in den Hauptmärkten.
Richemont: Was die Analysten erwartet hatten UmsatzReingewinnEbitRatingMerrill Lynch3835306483BuySarasin3804352537HoldVontobel3740313480NeutralDeutsche Bank3820319483UnderperformZKB3810307480Übergewichtenin Mio. Euro