Rieter: Gewinn deutlich erhöht

Für 2008 zeigt sich Rieter allerdings nicht mehr so optimistisch. Aufgrund der sich eintrübenden Wirtschaft und wegen des Aufbau von Kapazitäten rechnet Rieter sowohl mit einem Umsatz- als auch mit einem Ergebnisrückgang. Rieter hat den EBIT um 54% auf 278,7 (180,6) Mio CHF gesteigert, die EBIT-Marge verbesserte sich auf 7,3 (5,2)%. Der Reingewinn stieg um 34,4% auf 211,5 (VJ 157,4) Mio CHF, wie das Unternehmen am Donnerstag mitteilte. Es soll eine unveränderte Dividende von 15,00 CHF je Aktie ausgeschüttet werden.


Analystenerwartungen nicht erfüllt
Damit hat der Textilmaschinenbauer und Automobilzulieferer die Erwartungen der Analysten verpasst. Der AWP-Konsens lag für den EBIT bei 295,2 Mio CHF und für den Reingewinn bei 226,0 Mio CHF. Bereits anfangs Februar hatte Rieter ein Umsatzplus um 12% auf 3’930,1 Mio CHF sowie eine Zunahme des Auftragseingangs um 7% auf 4’066,4 Mio CHF bekanntgegeben.


Unterschiedliche Entwicklung
Die Weltwirtschaft habe sich insgesamt positiv entwickelt, schreibt Rieter zum Geschäftsjahr. Die beiden Divisionen hätten allerdings unterschiedlich zum operativen Ergebnis beigetragen. Die Marge von Textile Systems sei auf einem Rekordniveau, wogegen die Marge der Automobildivision durch das herausfordernde Umfeld beeinträchtigt worden sei.


Defizitäres Chemiefasergeschäft veräussert
Textile Systems erwirtschaftete bei einem Betriebsergebnis von 200,7 (92,7) Mio CHF eine EBIT-Marge von 13,1%, nach 7% im Vorjahr. Dazu hätten ein vorteilhafter Produktemix, die gute Auslastung der Kapazitäten, Kostendisziplin sowie der Wegfall der mit dem Verkauf des defizitären Chemiefasergeschäftes verbundenen Sonderkosten beigetragen.


Automotive Systems mit tieferem Betriebsergebnis
Die grössere Division Automotive Systems musste beim Betriebsergebnis einen Rückgang auf 91,6 (94,7) Mio CHF hinnehmen. Bei steigenden Umsatz ergab sich eine Verschlechterung der EBIT-Marge auf 4% von 4,4% im Vorjahr. Das laut Rieter «verhaltene» Ergebnis wird mit stärkerem Preisdruck der Kunden auf die Zulieferer und mit steigenden Material- und Energiekosten begründet. Die Kosten hätten nur teilweise an die Kunden weitergegeben werden können und die Kostensenkungsprogramme hätten dies nur teilweise kompensiert. Ausserdem belasteten Mehrkosten in England im Zusammenhang mit Produktionsverlagerungen.


«Solide und gesunde Finanzlage»
Die eigenen Finanzlage und Bilanz bezeichnet Rieter als «solid und gesund». Ende 2007 verfügte Rieter über eine Nettoliquidität von 144,5 (147,3) Mio CHF bei einer Eigenkapitalquote von 48,3% (47,7%). Das im vergangenen September gestartete Aktienrückkaufprogramm werde plangemäss bis zur Generalversammlung 2009 weitergeführt.


Zurückhaltender Ausblick
Für 2008 zeigt sich Rieter zurückhaltend, die wirtschaftliche Entwicklung für das laufende Jahr sei aufgrund der von den Finanzmärkten ausgehenden andauernden Unsicherheiten schwer einzuschätzen. Die Nachfrage nach Textilmaschinen dürfte sich auf niedrigerem Niveau entwickeln als in den beiden Vorjahren. Für die Fahrzeugproduktion prognostiziert Rieter weltweites Wachstum, für Nordamerika dagegen einen Rückgang.


«Wachstumsperspektiven unverändert positiv»
Der währungs- und devestitionsbereinigte Umsatz dürfte das Niveau von 2007 halten können. Auf Basis der aktuellen Wechselkurse dürften die Währungseinflüsse den Umsatz in Schweizer Franken dagegen um 5 bis 10% nach unten drücken, heisst es. Aufgrund der zunehmend schwächeren Wirtschaftslage und aufgrund von Zusatzkosten durch einen Kapazitätsaufbau in den wachsenden Märkten beider Divisionen sei mit einem «etwas tieferen» Ergebnis als 2007 zu rechnen. Die Wachstumsperspektiven bezüglich Umsatz und Ergebnis seien jedoch mittel- und langfristig in beiden Divisionen «unverändert positiv».


Rieter hält an langfristigen Zielsetzungen fest
Rieter zeigt sich zwar für den weiteren Verlauf des Geschäftsjahres 2008 vorsichtig und rechnet mit einem Rückgang von Gewinn und Umsatz. An den langfristigen Zielen, 5% organisches Wachstum, eine EBIT-Marge von 8% sowie eine Reingewinnmarge von 5%, hält das Unternehmen aber fest. «Für die EBIT-Marge von 8% für den Konzern muss vor allem die Division Automotive Systems wieder besser werden», sagte CEO Hartmut Reuter am Donnerstag an der Bilanzmedienkonferenz in Winterthur gemäss Redetext.


Produkteinnovation an erster Stelle
An erster Stelle stehe dabei die Produkteinnovation, wobei der Fokus vor allem auf die Bereiche Akustik, Umwelt und Kosten gerichtet sei. Am wichtigsten sind gemäss Reuter jedoch weitere kontinuierliche Verbesserungen auf der Kostenseite. Reuter erwähnt unter anderem die Erhöhung der Produktivität von Mitarbeitern und Maschinen, besseren Materialeinsatz oder die Bildung von Einkaufspools. Dies sei zwar schon früher gemacht worden, nun würden aber noch mehr Spezialisten für diese Verbesserungsprozesse und für die Überwachung der Umsetzung eingesetzt.


Strukturelle Massnahmen
Nebst den operativen Massnahmen seien aber auch strukturelle Massnahmen notwendig. In Europa und in Nordamerika soll das Produktionsnetzwerk optimiert werden. Konkret sei der Aufbau eines oder zweier Werke in Osteuropa sowie eines Werkes in Mexiko geplant. Im Bereich Textile Systems seien fast alle Kapazitäten bis ins dritte Quartal 2008 gut ausgelastet. Dennoch werde der Vorjahresumsatz währungs- und devestitionsbereinigt wohl nicht ganz erreicht. Der CEO rechnet aber erneut mit einer «sehr guten» operativen Marge. (awp/mc/ps)

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