Unter dem Strich verbuchte Rieter 2008 einen Verlust von 396,7 Mio CHF, wie es in einer Mitteilung heisst. Im Vorjahr hatte der Konzern noch einen Gewinn von 211,5 Mio CHF erwirtschaftet. Der Betriebsverlust (EBIT) betrug 312,1 Mio CHF, verglichen mit einem Betriebsgewinn von 278,7 Mio CHF.
Restrukturierungsmassnahmen und Wertberichtigungen
Rieter begründet den Einbruch mit den im Sommer 2008 eingeleiteten Restrukturierungsmassnahmen, deren Aufwendungen von 237,7 Mio CHF der Rechnung 2008 belastet wurden. Ferner kam es zu Wertberichtigungen beim Goodwill von 96,8 Mio CHF. Diese Sonderbelastungen ausgeklammert ergibt sich ein knapp positiver EBIT von 22,4 Mio CHF, entsprechend einer EBIT-Marge auf der Unternehmensleistung von 0,8%. Ferner belastete das Finanzergebnis: Nach vielen Jahren mit guten Erträgen war es 2008 mit -64,7 Mio CHF negativ.
Auftragseingänge eingebrochen
Bereits anfangs Februar hatte Rieter einen Umsatzrückgang um 20% auf 3’142,5 Mio CHF und einen Einbruch des Auftragseingangs um gar 37% auf 2’561,6 Mio CHF bekanntgegeben.
Optionen statt Dividende
Auf eine Dividendenzahlung soll verzichtet werden, nachdem im Vorjahr noch 15 CHF je Aktie ausgeschüttet worden waren. Dafür will Rieter den Aktionären Optionen zum Kauf von Rieter-Aktien zuteilen, wozu bedingtes Kapital mit maximal 396’312 Aktien oder 9,2% des ordentlichen Kapitals eingesetzt werden sollen. Die Erhaltung einer soliden Bilanz und einer ausreichenden Liquidität hätten höchste Priorität, begründet Rieter den Schritt.
Aktienrückkaufprogramm eingestellt
Ferner hat Rieter sein im Jahr 2007 angekündigtes Aktienrückkaufprogramm per heutigen Datums definitiv eingestellt. Das Programm wurde bereits im letzten Sommer sistiert. Im Rahmen des Programms wurden 167’800 Namenaktien oder 3,77% des Aktienkapitals zurückgekauft.
Textile Systems mit Umsatzrückgang von 28 %
Die Division Textile Systems erlitt einen Umsatzrückgang um 28% auf 1’120,4 Mio CHF und einen EBIT vor Sonderbelastungen von 41,3 Mio CHF. Im Vorjahr waren es noch 200,7 Mio CHF. Auf die Division entfielen Restrukturierungskosten von 42,7 Mio CHF sowie Goodwillabschreiber von 48,1 Mio CHF. Diese Belastungen abgezogen resultierte ein Betriebsverlust von 49,5 Mio CHF.
Automotive Systems mit operativem Minus von 251 Mio. Franken
Der Umsatz der Division Automotive Systems ging um 14% auf 2’022,1 Mio CHF zurück, der EBIT landete bereits vor Sonderbelastungen mit -7,3 Mio CHF im negativen Bereich. Restrukturierungskosten (195 Mio CHF) und Goodwillberichtigungen (48,7 Mio CHF) drückten das operative Ergebnis auf minus 251 Mio CHF.
9 % der Arbeitsplätze abgebaut
Wegen des absehbaren Nachfrageeinbruchs hat Rieter im vergangenen Sommer ein Restrukturierungsprogramm lanciert, in dessen Zuge bereits 9% der Arbeitsplätze abgebaut wurden. Inklusive der 1’500 nicht verlängerten Temporär-Arbeitsverträge sei die Zahl der Arbeitsplätze bereits um über 2’800 oder um 16% verringert worden. Werksschliessungen und Strukturanpassungen wurden in den USA, in Spanien, Deutschland, Italien und Frankreich eingeleitet.
Eigenkapitalquote bei 36 Prozent
Die Eigenkapitalquote von Rieter stand zum Jahresende bei 36%. Bei einer Nettoverschuldung von 37 Mio CHF stehe das Unternehmen also auf einem «guten finanziellen Fundament», heisst es. Die flüssigen Mittel betrugen am Jahresende 283 Mio CHF. Bereits letzte Woche gab Rieter zudem die definitive Vereinbarung mit den Banken bekannt, welche die Finanzierung des Konzern mittel- und langfristig sichern soll. Nach Abschluss dieser Vereinbarung kann nun auch Peter Spuhler sein Engagement auf 17% von 5,3% ausbauen.
Spuhler, Pieper, Tschneider und Schwald sollen in VR Einsitz nehmen
Spuhler soll nach seinem finanziellen Engagement auch im Rieter-VR Einsitz erhalten: Er wurde zusammen mit Michael Pieper, This Schneider und Hans-Peter Schwald der Generalversammlung zur Wahl in das Gremium vorgeschlagen. Alle vier vorgeschlagenen Personen vertreten Firmen und industrielle Investoren, die substanzielle Anteile am Aktienkapital von Rieter halten.
Sehr vorsichtiger Ausblick
Für die weitere Zukunft zeigt sich Rieter sehr vorsichtig. 2009 werde ein «herausforderndes» Jahr, da sowohl die Aussichten in der Automobil- als auch in der Textilmaschinenindustrie wegen der weltweiten Rezession «sehr verhalten und äusserst ungewiss» seien. In beiden Divisionen sei mit rückläufigen Umätzen zu rechnen, weshalb die Produktionskapazitäten und die Kostenstruktur weiter der geringeren Nachfrage angepasst werden sollen. In beiden Divisionen sei aber trotzdem mit operativen Verlusten zu rechnen. (awp/mc/pg/07)