Rieter verzeichnete einen Umsatzeinbruch um 50% auf 899,8 (VJ 1’806,6) Mio CHF (Lokalwährungen -48%), wobei sich die Unternehmensleistung um 52% auf 837,4 (1’742,8) Mio CHF reduzierte. Der Bestellungseingang fiel um 46% auf 840,0 (1’559,3) Mio CHF (LW -44%) zurück, wie der Textilmaschinenbauer und Autozulieferer am Mittwoch mitteilte. Immerhin fiel der Umsatz im zweiten Quartal um 20% höher aus als im ersten.
Einbruch «von noch nie dagewesenem Ausmass»
Bereits am Dienstag vergangener Woche, anlässlich der Bekanntgabe der Entlassung des langjährigen CEOs Hartmut Reuter, hatte Rieter angekündigt, dass der Umsatz im ersten Halbjahr um rund 50% eingebrochen sei. Es sei zudem mit einem Reinverlust von rund 150 Mio CHF zu rechnen. Das Unternehmen habe einen Einbruch «von noch nie dagewesenem Ausmass» zu verkraften gehabt, hiess es dabei vor gut einer Woche zur Begründung der Änderungen in der Konzernleitung.
Analystenerwartungen verfehlt
Nun weist denn Rieter auch einen operativen Verlust auf Stufe EBIT von 136,5 (VJ Gewinn 68,9) Mio CHF aus, während sich der Reinverlust auf 145,5 (VJ Gewinn 40,8) Mio CHF beläuft. Damit hat Rieter die Erwartungen der Analysten verfehlt und sowohl mehr Verlust als auch weniger Umsatz ausgewiesen als erwartet. Der AWP-Konsens für den Umsatz lag bei 948 Mio CHF, für den EBIT bei -107 Mio CHF und für den Reinverlust bei 126 Mio CHF. Die Kosten für das bereits laufende Restrukturierungsprogramm beliefen sich im ersten Semester auf 18,1 Mio CHF, was allerdings bereits vollständig der Jahresrechnung 2008 belastet wurde. Die 2008 gebildeten Rückstellungen für die Restrukturierungen liegen per Ende Juni 2009 noch bei 166,3 Mio CHF.
Textile Systems: Bestellungseingang erholt sich
In der Division Textile Systems, wo der Bestellungseingang im ersten Semester gegenüber dem Vorjahr um 55% auf 189,6 Mio CHF zurückfiel, hätten sich die Bestellungen im Vergleich zum zweiten Halbjahr 2008 wieder deutlich erholt. Dies hauptsächlich wegen einer Belebung der Nachfrage im zweiten Quartal vor allem in China. Ob diese Tendenzen nachhaltig seien, lasse sich jedoch noch nicht abschätzen. In der Division Automotive Systems resultierte im ersten Halbjahr ein Umsatzrückgang um 43% und auch gegenüber der zweiten Jahreshälfte 2008 resultierte nochmals ein Minus von 26%. Im Quartalsvergleich resultierte jedoch vom ersten zum zweiten Quartal ein Umsatzplus von 20%.
Zurückhaltender Ausblick
Zum Ausblick auf das Gesamtjahr 2009 äussert sich Rieter zurückhaltend. Mit einer signifikanten Erholung der Märkte für Textilmaschinen und Automobilzulieferer sei im zweiten Semester nicht zu rechnen. Die Volumina dürften aber über dem Tiefststand vom ersten Quartal zu liegen kommen. Der Umsatz im zweiten Halbjahr dürfte deshalb saisonal bedingt etwa auf das Niveau des ersten Semesters zu liegen kommen. Ausserdem sollte sich der Verlust aufgrund der eingeleiteten Kostensenkungs- und Restrukturierungsmassnahmen im zweiten Halbjahr verringern.
Weitere 1’500 Stellen bis Ende 2010 gestrichen
Rieter geht weiter davon aus, dass sich die Marktvolumen nicht so rasch wieder auf das Niveau der Jahre 2006 bis 2008 erholen werde, weshalb die Strukturanpassungsmassnahmen fortgesetzt werden. Bis Ende 2010 will Rieter weitere 12% des Personalbestandes oder 1’500 Stellen abbauen.
Turnaround soll 2010 geschafft werden
Um der einbrechenden Nachfrage entgegenzuhalten, hatte Rieter bereits im vergangenen Jahr ein Restrukturierungsprogramm eingeleitet. Per Ende Juni 2009 beschäftigte Rieter noch rund 12’600 Mitarbeiter, was einem Rückgang innert der vergangenen zwölf Monate von 2’700 oder 18% entspricht. Rieter zeigt sich weiterhin zuversichtlich, 2010 den Turnaround zu schaffen und 2011 ein positives Betriebsergebnis zu erreichen. (awp/mc/ps/03)