Rieter trifft Wirtschaftskrise mit voller Wucht

In Landeswährungen schrumpfte der Umsatz um 17%. Bei den Bestellungen verzeichnete Rieter 2008 einen Rückgang um 37% (Landeswährungen -34%) auf 2,56 Mrd CHF. Rieter hatte die dramatische Umsatzentwicklung bereits im Dezember angekündigt. Anders als in anderen Wirtschaftskrisen trifft es diesmal sowohl das Textilmaschinen- als auch das Autozuliefergeschäft. Die Division Textile Systems setzte 28% weniger um, bei der rund doppelt so grossen Division Automotive Systems schrumpfte der Umsatz um 14%. Trotz der schwierigen Marktbedingungen sei es Rieter gelungen, seine Marktposition in beiden Divisionen zu halten oder gar auszubauen, heisst es in der Mitteilung.


Massiv weniger Textilmaschinen bestellt
Insgesamt erzielte das Autozuliefergeschäft einen Umsatz von 2,02 Mrd CHF, nach 2,36 Mrd CHF. im Vorjahr. Die Division litt an der Krise im Automobilsektor: In den wichtigsten Märkten Nordamerika und Westeuropa produzierten die Automobilhersteller 16% beziehungsweise über 7% weniger Fahrzeuge. Auch der Markt für schwere Nutzfahrzeuge brach ein, wenn auch später, wie Rieter schreibt. Der Umsatz der Textilmaschinen-Division schrumpfte von 1,567 Mrd auf 1,12 Mrd CHF. Die Kunden bestellten massiv weniger als im Vorjahr: Der Bestellungseingang reduzierte sich um 68% auf 539,5 Mio CHF. Besonders aus den grossen Märkten wie Türkei und Indien kamen weniger Aufträge.


Keine Kapitalerhöhung nötig
Für das laufende Geschäftjahr zeigt sich Rieter wenig optimistisch: «Im Bereich Automotive ist keine Besserung zu sehen», sagte Sprecher Peter Grädel auf Anfrage von AWP. Für eine Beurteilung der Lage in der Sparte Textile sei es dagegen noch zu früh. Das Winterthurer Unternehmen kündete bereits im vergangenen Sommer einen Stellenabbau an. Mindestens 2’300 seiner weltweit rund 15’000 Stellen fallen weg. Im Dezember stellte das Unternehmen einen weiteren Abbau in Aussicht, ohne konkrete Zahlen zu nennen. Trotz der schwierigen Situation plant Rieter vorerst keine Kapitalaufstockung: Eine Kapitalerhöhung sei «absolut nicht das Ziel», sagte Grädel.


EBIT noch «leicht positiv» erwartet
Die Gewinnzahlen für 2008 wird Rieter am 24. März präsentieren. «Wir haben einen massiven Einbruch beim Betriebsergebnis», sagte der Sprecher. Vor Sonderbelastungen, Zinsen und Steuern wird die Kennzahl leicht positiv ausfallen, wie es im Communiqué heisst. Allerdings hat Rieter für die Periode bereits Sonderbelastungen von 250 Mio CHF und eine Goodwill-Wertberichtigung von rund 100 Mio CHF angekündigt. Im 2007 hatte Rieter einen Betriebsgewinn vor Zinsen und Steuern (EBIT) von 278,7 Mio CHF erzielt.


Aktie im Plus
Die Rieter-Aktien gewannen an der Schweizer Börse bis kurz vor Mittag 3,95% auf 134,10 CHF hinzu. Der Gesamtmarkt (SPI) stand knapp im Plus mit 0,1%. Die Umsatzzahlen seien wie erwartet ausgefallen, sagten Analysten. Der Auftragseingang bei Textile stelle jedoch die grosse Unbekannte dar, schreibt die Zürcher Kantonalbank (ZKB). Die Auftragsentwicklung bereitet ebenso den Analysten der Bank Vontobel Sorgen. Leider sei in beiden Sparten keine Erholung im 2009 abzusehen. (awp/mc/ps/22)

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