Grund dafür sei die Weigerung von Roche, den zuständigen Behörden Daten zur klinischen Wirksamkeit und Kosteneffizienz des Medikamentes zu liefern, schreibt die «Financial Times» (Ausgabe vom 26.6.). «Roche würde eher auf eine Vermarktung des Medikamentes in Grossbritannien verzichten, als einen negativen Bescheid der Behörden hinzunehmen», wird NICE-Chairman Michael Rawlins im Artikel zitiert.
Vermarktung in 14 europäischen Ländern und USA
Dem hält ein für Grossbritannien zuständiger Roche-Sprecher entgegen, dass Roche darauf verzichtete habe, NICE die Kosten-Effizienz-Daten zu Avastin für die beiden Indikationen zu liefern. Es sei zu teuer, die Anforderungen von NICE zu erfüllen, heisst es weiter. Zudem würden Gesundheitsorganisationen in anderen Ländern den Preis des Medikamentes als «fair» ansehen. Avastin wird in 14 europäischen Ländern und den USA vermarktet. In Grossbritannien sind die stark steigenden Kosten für Krebstherapien ein grosser Streitpunkt zwischen den Behörden und internationalen Pharmakonzernen. Letztere sollen die Anzahl klinischer Versuche in Grossbritannien reduziert haben.
Avastin im Zentrum der Meinungsverschiedenheiten
So sei auch eine Zusatzgebühr für Therapien mit Medikamenten im Gespräch, die nicht auf der NHS-Liste stünden, heisst es weiter. Dabei soll Avastin im Mittelpunkt der Meinungsverschiedenheiten stehen. Laut FT koste eine Lungen- oder Brustkrebstherapie mit Avastin durchschnittlich 3’600 GBP pro Monat. Bereits zuvor habe NICE die Behandlung von Dickdarmkrebs mit Avastin als nicht kosteneffektiv bezeichnet. Eine solche Behandlung komme monatlich auf rund 1’800 GBP zu stehen. Allerdings hätten Patienten sich danach das Medikament privat beschafft und habe Roche die jährlichen Kosten auf 24’000 GBP begrenzt.
Blockbuster
Zudem habe NICE auch gegen die Aufnahme des Merck-Serono-Medikamentes Erbitux (Cetuximab) für die Indikation Kolorektalkrebs entschieden. Diese Therapie soll 2’700 GBP monatlich kosten. 2007 hat Roche mit Avastin 4,1 Mrd CHF (+41%) umgesetzt. Das Medikament ist gegen Brust-, Lungen- und Kolorektalkrebs zugelassen. Zudem laufen derzeit rund 300 Studien für weitere 20 Indikationen. (awp/mc/ps)