Roland Eberle, CEO sia Abrasives
von Patrick Gunti
Herr Eberle, sia Abrasives blickt auf das umsatzstärkste Jahr seiner Geschichte zurück. Mit einem Plus von 5,7 % erreichte der Umsatz 2007 fast 300 Mio. Franken. Wovon hat sia Abrasives am meisten profitiert?
Verschiedene Innovationen trugen zum Umsatzwachstum bei, aber auch bewährte Produkte wie beispielsweise die Schleifschwämme von sia Abrafoam im Holzbereich. Als innovatives Unternehmen ist es für uns unabdingbar, für die sich ständig ändernden Marktbedürfnisse stets die richtigen Schleiflösungen zu entwickeln. Das ist uns auch 2007 gelungen.
Umsatztreiber war der Bereich Metall, wo das rein organisch erzielte Wachstum 12,6 % betrug. Was hat das Geschäftsjahr in diesem Bereich geprägt?
Der Metallbereich ist – historisch betrachtet – der jüngste Anwendungsbereich, den sia Abrasives abdeckt. Entsprechend hoch waren unsere Anstrengungen, in diesem Markt weiter Fuss zu fassen. Dies hat sich gelohnt. Es ist uns gelungen, bei Produkten für die Metallbarbeitung qualitativ an die Spitze vorzustossen und High-End-Kunden mit hohen Ansprüchen nachhaltig zu bedienen. Beispielsweise bedienen wir Zulieferer der Automobil- und Flugzeugindustrie, unter anderem Hersteller von Triebwerkteilen für den neuen Airbus A-380.
«In Mittel- und Südamerika konnten wir unsere Stellung jedoch ausbauen, so auch in Mexiko, wo wir eine lokale Konfektion in Betrieb genommen haben.» (Roland Eberle, CEO sia Abrasives)
Das Segment Metall erreicht mittlerweile einen Umsatzanteil von 30 % am Gesamtergebnis. Wie verlief das Geschäft in den Bereichen Holz- und Naturwerkstoffe sowie Kunststoffe und Coatings?
Holz- und Naturwerkstoffe machen nach wie vor den höchsten Umsatzanteil aus. Entsprechend ist die Umsatzzunahme von 3.1% positiv zu werten. Etablierte Produkte wie die eingangs erwähnten Schleifschwämme verkauften sich gut. Aber auch unser Fokus auf eine serviceorientierte Kundenbetreuung machte sich bezahlt. Speziell zu erwähnen ist hier das innovative Schleifschuhsystem siaslide, das sich im Plattenbereich durchgesetzt hat.
Der Bereich Kunststoffe und Coatings steigerte den Umsatz ebenfalls. Als besonders erfolgreich erwies sich die Produktneuheit siacarat velvet, ein mit hochwertigen Diamantminerialien beschichtetes Schleifmittel, das ein sehr effizientes Mattieren von Lacken erlaubt. Auch die Zusammenarbeit mit Sika AG, Baar, ist gut vorangekommen.
Zwei Drittel des Gesamtumsatzes und ein Plus von 7,1 % generierte sia Abrasives in Europa. Wie präsentierte sich die Situation in den anderen Regionen?
sia Abrasives steigerte ihre Umsätze in allen Märkten, mit Ausnahme von USA. In Mittel- und Südamerika konnten wir unsere Stellung jedoch ausbauen, so auch in Mexiko, wo wir eine lokale Konfektion in Betrieb genommen haben. In Asien erzielten wir ebenfalls Fortschritte. Vor rund einem Jahr hat sia Abrasives ihre Präsenz vor Ort verstärkt, indem wir in Singapur eine Repräsentanz mit einem Trainingszentrum eröffnet haben. Dieser Standort soll natürlich auch helfen, in den nächsten Jahren die Marktdurchdringungung weiter voranzutreiben.
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In Deutschland hat sia Abrasives zusammen mit der Sika AG eine Vertriebsgesellschaft eingeführt. Wie ist diese Kooperation angelaufen?
Wie bereits erwähnt, sind wir auf gutem Wege. In Deutschland erzielten wir im ersten vollen Jahr sehr gute Verkäufe, weshalb wir das Vertriebsmodell in weitere europäische Länder übertragen werden.
Haben Sie ähnliche Kooperationen oder Partnerschaften mit anderen Unternehmen und in anderen Märkten im Visier?
Wir verfolgen den Markt aufmerksam und sind bereit, sich bietende Möglichkeiten rasch anzugehen und umzusetzen.
Mit Abrasivos Saga in Spanien und Premier Abrasive Products in den USA hat sia Abrasives 2007 nur zwei kleinere Akquisitionen getätigt. Woran lag es, dass die für 2007 angestrebte grössere Akquisition nicht zu Stande gekommen ist?
Mögliche Akquisitionsziele müssen umfassend in die Strategie der sia-Gruppe passen. Dabei spielen auch das Preis-Leistungsverhältnis eine wichtige Rolle. Wir akquirieren nicht um der Akquisition willen, sondern nur wenn die entscheidenen Parameter erfüllt sind. Geduld bringt Akquisitionserfolg.
Wie gross ist der Akquisitionsmarkt bei Schleifmitteln?
Die Zahl der lohnenen Objekte ist begrenzt.
In welchen geographischen Märkten wollen Sie akquisitorisch wachsen, wo ist das Potenzial am grössten?
Das hängt von verschiedenen Faktoren ab. Wir äussern uns nicht zu Details unserer Akquisitionsüberlegungen.
«Geduld bringt Akquisitionserfolg.» (Roland Eberle)
Wie beurteilen Sie die Akquisitions-Aussichten für das laufende Jahr?
Auch diese Frage muss unbeantwortet bleiben. In einem beschränkten und überschaubaren Gesamtmarkt hängt die Frage der Akquisitonswahrscheinlichkeit von Verfügbarkeiten ab, die nicht im voraus beurteilit werden können.
sia Abrasives hat ein umfangreiches Investitionsprogramm lanciert. Was sieht dieses vor?
Wir planen eine neue Produktionsanlage, die über höhere Kapazitäten und über eine deutlich grössere Fabrikationsbreite der sogenannten Jumborollen als unsere bestehenden Anlagen verfügt. Diese Investition wird notwendig, damit wir unser künftiges Wachstum bewältigen können. Die neue Anlage ermöglicht uns, neue Marktsegmente zu erschliessen und somit auch künftig gut im Markt positioniert zu bleiben. Wir werden zudem in der Lage sein, dank modernster Technologie den gesamten Produktionsprozess weiter zu optimieren.
Herr Eberle, besten Dank für das Interview.
Zum Unternehmen:
Die sia-Gruppe mit Hauptsitz in Frauenfeld gehört weltweit zu den drei führenden Anbietern von flexiblen Schleifmitteln. Sie entwickelt, produziert und vertreibt komplette, auf spezifische Anforderungen und Anwendungen zugeschnittene Schleifsysteme zur Bearbeitung von Oberflächen von Werkstücken aller Art. Schleifen wird so zur Oberflächentechnologie.
sia Abrasives beschäftigt weltweit rund 1150 Mitarbeitende und hat im Jahr 2007 einen Umsatz von CHF 298 Mio. sowie einen Betriebsgewinn (EBIT) von CHF 30.3 Mio. realisiert. Die sia Abrasives Holding AG ist an der SWX Swiss Exchange kotiert und erwirtschaftet über 90% des Umsatzes im Ausland.
Zur Person:
Roland Eberle, Schweizer (geb. 1953), ist seit dem 1. Januar 2007 Chief Executive Officer (CEO) der sia-Gruppe. Im Weiteren gehört er dem Stiftungsrat der Stiftung Kartause Ittingen an, den er seit dem 1. Januar 2008 präsidiert. Roland Eberle schloss 1983 sein Ingenieurstudium an der ETH in der Fachrichtung Agrarökonomie ab. Nach einer kurzen Assistenzzeit am Institut für Agrarwirtschaft an der ETH übernahm er 1984 die Geschäftsleitung des Thurgauer Bauernverbandes. 1994 trat er sein Amt als Regierungsrat des Kantons Thurgau an und zeichnete zunächst verantwortlich für das Departement für Justiz und Sicherheit. 2000 übernahm er das Departement Finanzen und Soziales und gab dieses als Regierungspräsident 2006 an seinen Nachfolger ab.