Moneycab: Herr Schwarz, Tele2 hat in Zürich sein eigenes Mobilfunknetz in Betrieb genommen: «Tele2 Mobile City». An wen richtet sich das Angebot in erster Linie und wo liegt der Vorteil der Nutzer gegenüber anderen Mobile-Angeboten?
Tele2 Mobile richtet sich in erster Linie an die Bewohnerinnen und Bewohner des Millionen-Zürichs, welche sich auch innerhalb des Grossraumes bewegen. Unter dem Millionen-Zürich verstehen wir die Region von Baden bis Winterthur sowie das rechte und linke Zürichseeufer. Tele2 Mobile-Nutzer telefonieren untereinander gratis und ein Anruf aufs Festnetz ist mit 8 Rappen pro Minute billiger als bei allen anderen Anbietern. Dank der tiefen Monatsgebühr von Fr. 14.90 kann sich jeder Kunde überlegen, ob er noch einen Festnetzanschluss nötig hat. Besonders interessant ist unser Mobile-Angebot für KMU im Grossraum Zürich. Rüsten sie ihre Mitarbeiter mit Tele2 aus sparen sie enorm an Kosten – wie gesagt sind Anrufe innerhalb des Tele2-Netzes gratis.
Wir planen weitere Netze in Basel, Bern, Genf und Lausanne. Zurzeit laufen die Eingaben und wir werden in der Stadt beginnen, in welcher die Bewilligungsverfahren am schnellsten zum Erfolg führen. Roman Schwarz, CEO Tele2
Tele2 konnte sich mit keinem der drei übrigen Anbieter – Swisscom, Orange, Sunrise – auf die Mitbenutzung ihrer Netze einigen. Woran sind die Verhandlungen gescheitert?
Wir bedauern es ausserordentlich, dass uns kein nationales Roaming ermöglicht wird, haben wir doch von keinem der drei Anbieter bis heute ein kommerzielles Angebot erhalten. Es scheint, dass ein vierter Anbieter echte Konkurrenz in den Markt bringt. Dass es anders ginge, zeigte Swisscom beim Markteintritt von Orange. Das Unternehmen erhielt von der Swisscom die notwendige Starthilfe und konnte dank einem nationalen Roaming von Beginn an flächendeckende Abdeckung bieten.
Das fehlen dieses nationalen Roaming-Partners führt dazu, dass Gespräche ausserhalb Zürichs zu internationalen Roaming-Konditionen abgerechnet werden. Gespräche in alle nationalen Netze kosten dann 99 Rappen, ein SMS 50 Rappen. Ist Tele2 mit diesem Angebot konkurrenzfähig, gerade jetzt, wo auf dem Schweizer Mobilemarkt die Preise endlich sinken?
Natürlich würden wir gerne tiefere Preise verlangen. Aber wie gesagt richtet sich unser Angebot an Kunden, welche sich im Grossraum Zürich bewegen und diese telefonieren viel billiger als bei den Mitbewerbern. Ausserhalb der Abdeckung sind sie dank dem internationalen Roaming immer erreichbar (eingehende Anrufe kosten nichts).
Wenig kundenfreundlich erscheint, dass die Kunden zwar ausserhalb von Zürich telefonieren können, allerdings zuerst ihr Handy abstellen und beim Einschalten einen anderen PIN eingeben müssen. Kommt man wieder in die Stadt, beginnt das Prozedere von vorne. Ist dieses Verfahren nicht viel zu mühsam für die Nutzer?
Wir wollen nicht, dass unsere Kunden unbewusst internationale Roamingtarife bezahlen müssen, deshalb das Prozedere mit dem PIN. Die wenigsten Kunden werden täglich das City-Netz verlassen.
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«Tele2 Mobile City» ist in Zürich gestartet – bald sollen weitere Städte folgen. Wie sieht die Planung von Tele2 diesbezüglich aus?
Wir planen weitere Netze in Basel, Bern, Genf und Lausanne. Zurzeit laufen die Eingaben und wir werden in der Stadt beginnen, in welcher die Bewilligungsverfahren am schnellsten zum Erfolg führen.
Wann erwarten Sie mit dem City-Angebot schwarze Zahlen zu schreiben?
Den Break-even erwarten wir in drei Jahren und schwarze Zahlen werden in sieben Jahren erwartet.
Welchen Marktanteil streben Sie mit Ihrem Angebot an?
Sie verstehen, dass ich mich dazu nicht äussere.
Vor einem Jahr haben Sie in einem Interview Moneycab-Interview gesagt, Sie wünschten sich, dass sich die Eidg. Räte bei der Beratung des neuen Fernmeldegesetzes FMG für einen wirklich freien Zugang zur «letzten Meile» entscheiden. Ihr Wunsch scheint nun in Erfüllung zu gehen, jedenfalls will der Ständerat eine komplette Öffnung der letzten Meile. Was für Auswirkungen hätte ein solcher Entscheid für Tele2?
Wir freuen uns ausserordentlich über den Entscheid des Ständerates. Folgt ihm auch der Nationalrat, wird die Schweizer Bevölkerung von interessanten Angeboten profitieren, da die Anbieter nicht mehr als Wiederverkäufer der Swisscom auftreten müssen. Frankreich zeigt die Richtung auf. So bietet Tele2 in unserem Nachbarland die doppelte Bandbreite zum halben Preis als in der Schweiz an.
Gemäss dem Ständerat müssten marktbeherrschende Anbieter der Konkurrenz Zugang zum Teilnehmeranschluss, zum schnellen Bitstrom-Zugang, zur Interkonnektion, zu Mietleitungen zu den Kabelkanalisationen zu kosten- deckenden Preisen gewähren. Um Trittbrettfahrer auszuschliessen, würde nach drei Jahren das Recht auf schnellen Bitstrom-Zugang mit Auflagen verbunden. Die marktbeherrschenden Anbieter müssen in eigene Infrastruktur investieren und flächendeckend in allen Landesteilen auftreten. Wie stellen Sie sich zu diesen Einschränkungen?
Wir haben die Absicht, in die Entbündelung zu investieren! In welchem Zeitraum die Investitionen getätigt werden, hängt davon ab, wann die Swisscom die collocation-Räume zur Verfügung stellen wird und welcher Preis für die Leitungen pro Monat zu bezahlen ist. Da wir im Gegensatz zu der EU keine ex ante Regelung kennen (d.h. die Regulierungsbehörde ist vorab für die Genehmigung der Preise zuständig) wird es wohl nicht sehr einfach werden. In Österreich haben wir zum Beispiel 250 Mio., in Frankreich und Italien mehrere 100 Mio. Euro investiert. Dass sich Tele2 zum Wirtschaftsstandort Schweiz bekennt, beweisen wir mit den Investitionen in die Mobilfunk-City-Netze.
Letzte Frage: Die Swisscom hat die so genannten Terminierungsgebühren gesenkt, womit Anbieter wie z.B. Tele2 für die Weiterleitung von Anrufen auf ein Mobilfunknetz nur noch 20 statt 33,5 Rappen bezahlen müssen. Behält Tele2 diese Ersparnis ein oder kommt sie dem Kunden zugute?
In unserem Preisplan haben wir die Senkung der Terminierungsgebühren bereits vorgesehen und werden die Ersparnis ab 1. Juli 2005 voll an unsere Kunden weitergeben.
Roman Schwarz im Moneycab Interview vom 22. Juni 2004: «Die finanzielle Situation in der Schweiz sieht gut aus» In der Telekommunikation herrscht zur Zeit wieder ein erbitterter Preiskampf. Roman Schwarz, Geschäftsführer von Tele2, erklärt im Moneycab Interview, weshalb es für die Kunden Wichtigeres gibt als neueste Gadgets.: Weiter zum Interview… | |
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Roman Schwarz
Geschäftsführer Tele2 Schweiz
Geboren 15. Juli 1947 in Ludwigshafen. Schweizer Bürger.
Abschluss als Diplomingenieur Elektrotechnik an der Universität Karlsruhe.
Berufliche Stationen:
– Seit Mai 1998 Leiter Zentraleuropa Tele2 Deutschland & Schweiz
– 1997 bis 1998 Selbstständiger Berater
– 1996 bis 1997 Verkaufsleiter der Modacom AG
– 1993 bis 1996 Verkaufsleiter British Telecom Schweiz
– 1988 bis 1993 General Manager Info Guard AG
– 1977 bis 1988 Verschiedene Positionen bei Crypto AG
Tele2
Tele2 AB ist ein führender, europaweiter Anbieter von Telekommunikationsdienstleistungen in den Bereichen Festnetz-,Mobiltelefonie und Internetdiensten. In 24 europäischen Ländern nützen beinahe 26 Millionen Kunden die Dienste von Tele2. Tele2 AB ist an der Stockholmer Börse unter Tele2A bzw. Tele2B sowie an der Nasdaq unter TLTO gelistet. In der Schweiz ist Tele2 mit einem flächendeckenden Telefonnetz vertreten und der zweitgrößte alternative Festnetzanbieter. Das Angebot von Tele2 richtet sich an die Kernzielgruppe private Haushalte und kleine Unternehmen.
Neben den Festnetz-Leistungen bietet Tele2 auch Mobile-Services an, hat mit Tele2 Internet eine Gratis-Internet-Lösung und mit Tele2 Internet ADSL einen HighSpeed-Internet-Zugang im Angebot.