Anfang Jahr hat das Schweizer Rüstungs- und Technologieunternehmen Ruag die beiden rentablen Teile «Services» und «Structures» des konkursiten deutschen Flugzeugbauers Fairchild Dornier übernommen. Rund neun Monate später zieht Ruag-CEO Toni Wicki Bilanz.
Ruag-CEO Toni Wicki: «Die deutschen Töchter entwickeln sich besser als erwartet». (keystone)
Wie machen sich die neuen Ruag-Töchter in Deutschland?
Toni Wicki: Wir sind sehr glücklich, wie sich die Situation in Deutschland entwickelt hat. Wir haben eine gute, motivierte Mannschaft angetroffen. Vieles ist in Bewegung und die Resultate sind sogar eher ein wenig besser, als wir erwartet hatten. Dann hat sich der Kauf gelohnt?
Über den Preis hat man noch nichts erfahren. Darüber schweigt des Sängers Höflichkeit…
Von der Krise in der Luftfahrt sind die neuen Unternehmensteile nicht betroffen?
Die Krise hat uns weniger als andere getroffen, und zwar aus zwei Gründen: Erstens läuft die Geschäftsfliegerei mehr oder weniger stabil und entsprechend konstant sind die Aufträge im Service-Geschäft. Zum Zweiten laufen die Aufträge durch die deutsche Bundeswehr im gewohnten Rahmen weiter. Im Strukturbau wiederum arbeiten wir für den Airbus 319/320/321. Dieser Flugzeugtyp hat den Einbruch weniger gespürt, weil er stark von Billigfluglinien nachgefragt wurde.
Mit ihrem deutschen Standbein stehen sie mitten im Zentrum der deutschen Luftfahrtindustrie mit entsprechender Infrastruktur und Know-how. Droht die Verlagerung von Arbeitsplätzen aus der Schweiz in diesen Raum?
Nein, das ist kaum denkbar. In der Schweiz und in Deutschland arbeiten wir komplementär. Das heisst, in Deutschland werden primär grössere Baugruppen montiert und in der Schweiz haben wir die Einzelteilfertigung. Und das wird so bleiben?
Das Zusammengehen mit dem Montagebetrieb in Deutschland gibt uns sogar die Möglichkeit, dass wir in der Schweiz die Einzelteilfertigung stärken können. Da die Bundesaufträge stetig zurückgehen, haben Sie sich auch für Drittaufträge geöffnet. Wann geschieht das Gleiche mit dem Aktionariat?
Noch gehören Sie zu 100 Prozent dem Bund…Wir wollen das Aktionariat tatsächlich öffnen, planen aber keinen Börsengang. Aber Partnerschaften?
Die Öffnung des Aktionariats soll vor allem dazu dienen, dass wir auf der Technologieschiene gestärkt werden. Wir sehen die Öffnung also in Richtung strategische Partnerschaften im Bereich Luft-/Raumfahrt und Defence. Wer kommt dafür in Frage?
Alle grossen Konzerne, die in diesen Bereichen in Europa und allenfalls in den USA tätig sind. Als erstes wollen aber wir die Basis konsolidieren, die wir mit den Akquisitionen in Deutschland gelegt haben. Wie werden sich die Bundesaufträge entwickeln?
Wir rechnen damit, dass sich die Bundesaufträge auf rund einem Drittel des Gesamtvolumens einpendeln werden. Je ein weiteres Drittel werden aus Drittgeschäften in der Wehrtechnik sowie dem zivilen Bereich kommen. Martin Stutz (swisscontent)