Moneycab: Herr Hadorn, die Ascom hat die Ertragslage im 1. Halbjahr 2004 markant verbessert und schreibt mit einem Konzerngewinn von 22 Mio. Franken wieder schwarze Zahlen. Worauf sind diese erfreulichen Zahlen zurückzuführen?
Rudolf Hadorn: Einerseits konnte der Anteil der margenstärkeren Kernbereiche gesteigert werden, andererseits wurden Verbesserungen auf der Kostenseite in allen Bereichen erzielt.
Wie sieht es in Bezug auf das gesamte Geschäftsjahr aus? Stehen unter dem Strich auch Ende Jahr die angestrebten schwarzen Zahlen?
Wir gehen von einem leichten Wachstum in den Kernbereichen mit einer weiter positiven Ertragsentwicklung aus.
Die Zeichen für einen allgemeinen Wirtschaftsaufschwung stehen nicht schlecht. Merken Sie bei der Ascom auch etwas davon?
Das Klima ist freundlicher, aber noch nicht stark anziehend. Die Situation ist je nach Bereichen unterschiedlich.
Mit dem Verkauf der Ascom Manufacturing Anfang August hatte man im Rahmen des Devestitionsprogramms einen wichtigen Schritt getan. Nun steht aber bereits der nächste Umbau an. Von den 2002 fixierten vier Kernbereichen sollen die Bereiche Transport Revenue und Business Communication verkauft werden. Wieso dieser Schritt? Waren die Synergien zwischen den vier Bereichen zu gering?
Ascom steht heute wiederum auf solider Basis. Der Verwaltungsrat und das Management sind aber nach eingehender Analyse zu dem Schluss gekommen, dass nicht alle bisherigen Kernbereiche in gleichem Masse sowohl organisch als auch akquisitorisch weiterentwickelt werden können. Daher fokussiert Ascom die zukünftigen Aktivitäten auf die Kernbereiche Wireless Solutions und Security Solutions. Für die Bereiche Transport Revenue und Network Integration (Teil Business Communication) werden wir geeignete Partner finden, die diese Geschäfte weiter positiv und auf globaler Basis weiterentwickeln können.
Ascom will die Bereiche Wireless Solutions und Security Solutions geografisch wie auch technologisch profitabel ausbauen. Haben diese beiden Bereiche ein besseres Potential?
Ascom hat mit Wireless Solutions und Security Solutions zwei Kernbereiche, die attraktive Märkte (z.B. Gesundheit und Sicherheit) bedienen und mit denen Ascom in Zukunft wirtschaftlich erfolgreich wachsen kann.
Durch die zahlreichen Verkäufe ist die Ascom bereits heute wieder genügend liquide. Werden im Gegenzug auch Akquisitionen geprüft, wenn diese in die verbliebenen Kerngeschäfte passen würden?
Mit der neuen Strategie haben wir uns das Ziel gesetzt, in den beiden Kernbereichen Wireless Solutions und Security Solutions sowohl organisch wie auch selektiv durch Akquisitionen zu wachsen. Beides benötigt auch neue Mittel.
Die Ascom hat harte Jahre hinter sich, scheint jetzt aber über den Berg zu sein. Worauf legen Sie in nächster Zeit Ihr Hauptaugenmerk und wo sehen Sie den Konzern in fünf Jahren?
Ziel ist, dass Ascom in den für uns relevanten Märkten auch in Zukunft zu den führenden Anbietern zählt und über eine breite Palette an technologisch weit entwickelten Produkten und Lösungen verfügt.
Die beiden Kernbereiche Wireless Solutions und Security Solutions sollen sowohl organisch wie auch durch selektive Akquisitionen wachsen. Damit Transport Revenue und Network Integration auf globaler Basis weiterentwickelt werden können, suchen wir die geeigneten Partner. Dabei wird die beste Lösung im Interesse aller Stakeholder, insbesondere der Mitarbeiter, Kunden und Aktionäre, gesucht.
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Sie sind jetzt etwas mehr als drei Monate im Amt als CEO der Ascom. Wie hat sich Ihr Arbeitsalltag gegenüber Ihrer vorherigen Aufgabe als Ascom-CFO verändert?
Mit dieser neuen Rolle als CEO habe ich die Gesamtverantwortung übernommen. Ich habe dabei den Vorteil, dass ich das Unternehmen aus meiner früheren Tätigkeit bereits gut kenne. Die Ziele sind aber dieselben geblieben. Auch die Arbeitsbelastung ist ähnlich wie vorher. Ich fühle mich jedenfalls in meiner neuen Rolle sehr wohl. Ich gehe mit Respekt, aber auch mit Freude und Ehrgeiz, an die Herausforderungen heran.
Sie haben den CEO-Posten von Juhani Anttila übernommen, der vorher gleichzeitig als CEO und VR-Präsident gewirkt hat. Wie ist das Verhältnis zwischen Anttila und Ihnen und wie gross ist sein Einfluss auf operativer Ebene?
Das Verhältnis zwischen dem Verwaltungsrat und der Konzernleitung ist gut und produktiv. Der CEO ist gemäss der Rollenteilung für das operative Geschäft zuständig und erstattet dazu dem Verwaltungsrat regelmässig Bericht. Der Verwaltungsrat trifft letztendlich die strategischen Entscheide, die die Konzernleitung dann umsetzt.
Letzte Frage: Wie sieht Ihre persönliche Bilanz nach den berühmten rund «100 Tagen im Amt» aus?
Sicher bin ich erfreut, dass Ascom wiederum ertragreich ist. Innerhalb der letzten drei Monate wurden die strategischen Grundausrichtungen neu festgelegt. Wir stehen nun am Anfang der Umsetzung dieser Strategie. Die Arbeit macht mir unverändert Spass.
Der Gesprächspartner
CEO Ascom Gruppe (seit Juni 2004)
Geboren am 13. Februar 1963
Nationalität: Schweizer
Zuvor:
November 2002 ? Mai 2004
CFO der Ascom Gruppe
2000 ? November 2002
CFO der Krone GmbH Deutschland
1989 ? 2000
Verschiedene Funktionen bei General Motors (u.a. Geschäftsführer und Finanzdirektor GM/Opel für Südosteuropa, für Ungarn und
für Österreich)
Ausbildung: Betriebswirtschaftsstudium an der HSG St. Gallen (lic. oec.)
Ascom ist ein internationaler Dienstleistungsanbieter für Telekommunikationssysteme, integrierte Sprach- und Datenkommunikation, drahtlose und drahtgebundene Sicherheitslösungen sowie vernetzte Gebühreneinzugs-systeme mit Sitz in Bern. Das Unternehmen unterhält Niederlassungen in 23 Ländern und beschäftigt weltweit fast 5’000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.