Rudolf Roth, Kendris private: «Den Bereich Financial Planning wollen wir in der Schweiz markant ausbauen»
Von Helmuth Fuchs
Moneycab: Herr Roth, in einem Management Buy-Out mit acht weiteren Partnern haben Sie aus der KPMG Private die KENDRIS private gemacht. Was waren die Beweggründe zu diesem Schritt?
Rudolf Roth: Der Hauptgrund für den Management Buy-Out ist eine Stärkung der Unabhängigkeit. Dank dem Management Buy-Out kann sich KENDRIS uneingeschränkt auf die Bedürfnisse der Kunden ausrichten und ihnen zum Beispiel weiterhin die Einsitznahme in Verwaltungsräten anbieten. Wie bisher setzen wir auf hohe Qualität, persönliche Beziehungen zu den Kunden und den Netzwerk-Gedanken. Zuvor war es KPMG private nicht mehr möglich, gewisse Dienstleistungen aus der KPMG heraus zu erbringen. Im Zentrum stand dabei die Problematik, dass Kunden von KPMG private in ihren Portfolios Aktien von Gesellschaften halten oder rein theoretisch halten könnten, die von KPMG geprüft werden, zum Beispiel Nestlé, Roche etc.
«Die grösste Chance von KENDRIS sehe ich darin, als bankenunabhängige Erbringerin von qualitativ hochstehenden Vermögensberatungsdienstleistungen zum «Partner of Choice» von Finanzinstituten zu positionieren.» Rudolf Roth, CEO KENDRIS private AG
Wo in der schon dicht besiedelten Schweizer Landschaft von Banken, Vermögensverwalter und Vermögensberatern hat die KENDRIS Platz, was macht Ihr Unternehmen speziell und nötig?
Wir unterscheiden uns von anderen Anbietern darin, dass wir selber keine Vermögensverwaltung erbringen. Mögliche Interessenkonflikte sind bei KENDRIS somit von vornherein ausgeschlossen. Genau diesen Vorteil bringen wir im Slogan «The Wealth of Independence» zum Ausdruck. Ebenfalls wichtig: KENDRIS ist im vollen Besitz des Management, das heisst, wir denken und handeln unternehmerisch. Last but not least: KENDRIS ist die grösste banken-unabhängige Schweizer Erbringerin von Dienstleistungen in den Bereichen Wealth Management und Financial Planning für vermögende Privatpersonen und verfügt über ein Netzwerk von ausgewählten Finanzinstituten und Vermögensverwaltern. Wie KPMG private ist KENDRIS private AG eine vertrauenswürdige, professionelle Partnerin für vermögende Privatpersonen sowie Banken, Vermögensverwaltern und Anwaltskanzleien.
Auch nach der Loslösung gibt es weiterhin eine Zusammenarbeit mit KPMG. Wie sieht diese genau aus und was versprechen sich die beiden Partner von dieser Kooperation?
Die Kooperation mit KPMG Schweiz gibt KENDRIS die Möglichkeit, weltweit auf die Spezialisten von KPMG zurückzugreifen. Ferner bleiben die rund 80 Mitarbeitenden von KENDRIS in den angestammten Räumlichkeiten von KPMG. Die räumliche Nähe schafft ideale Voraussetzungen für eine erfolgreiche Zusammenarbeit auf Mandatsbasis.
Von Angestellten werden Sie und Ihre Kollegen jetzt Unternehmer. Wie konnten Sie sich auf diesen Schritt vorbereiten und wo sehen Sie die grössten Chancen und Risiken, die mit diesem Schritt verbunden sind?
Die grösste Chance von KENDRIS sehe ich darin, als bankenunabhängige Erbringerin von qualitativ hochstehenden Vermögensberatungsdienstleistungen zum «Partner of Choice» von Finanzinstituten zu positionieren. Wenn es uns zudem gelingt, unsere angestammten Geschäftsaktivitäten, z.B. komplexe Nachfolgeregelungen oder steueroptimierte Lösungen für vermögende Privatpersonen, weiterhin massgeschneidert auf die Bedürfnisse der Kunden auszurichten, bin ich überzeugt, dass wir unsere Wachstumsziele erreichen. Als gewisses Risiko haben wir die Reaktion unserer Kunden auf eine solche MBO-Änderung eingestuft. Da der Weg zum Management Buy-Out jedoch absehbar war, haben wir uns diesbezüglich sehr sorgfältig vorbereitet.
Sie hatten bei KPMG etwa 2’000 Kunden. Neue Geschäftssituationen können die Kunden verunsichern. Wie haben Ihre Kunden auf die neue Situation reagiert, wie viele der Kunden können Sie auch mit KENDRIS weiter betreuen?
Alle Kunden von KPMG private haben uns die Treue gehalten und sind jetzt Kunden von KENDRIS private AG. Unsere Kunden sehen die Vorteile des MBO und haben deshalb mit viel Verständnis reagiert. Seit Anfang April sind sogar schon neue Kunden zu uns gekommen. Wir können deshalb mit Fug und Recht behaupten: Der Start von KENDRIS ist geglückt.
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Kunden, die Ihre Beratungsdienstleistungen beanspruchen haben wahrscheinlich eher komplexe Fragestellungen. Da Sie keine Vermögensverwaltung anbieten, welche Art von Unterstützung benötigen Ihre Kunden und in welcher Grössenordnung liegt das Vermögen Ihrer Kunden?
Wir unterstützen unsere Kunden in den folgenden vier Bereichen: Trust- und Corporate Administration, Trustee- und Directorships, Tax und Estate Planning sowie Family Office. Konkret geht es dabei etwa um die Gründung und Verwaltung von Trusts, Stiftungen und Offshore-Gesellschaften, Konsolidierung und Strukturierung von Portfolios, güterrechtliche- und Erbschafts-Planungen, Willensvollstreckungen und Erbschaftsverwaltungen, Unterstützung bei der Ausarbeitung von Nachfolgereglungen, Steuerplanung, Beratung bei Domizilfragen und Pauschalbesteuerungen usw. Was die Grössenordnung des Vermögens betrifft, so entscheiden wir grundsätzlich mit Blick auf die Komplexität der Vermögenssituation. Unsere Türen stehen deshalb auch Kunden mit «kleineren» Vermögen offen. Da wohlhabende Privatpersonen in der Regel über Vermögenswerte in verschiedenen Ländern und Jurisdiktionen verfügen, nimmt der länderübergreifende Ansatz bei uns einen hohen Stellenwert ein.
Aktuell betreuen Sie etwa 70 Prozent ausländische Kunden in Ihrem Portfolio. Wo sehen Sie für KENDRIS weiteres Wachstumspotential und wie wollen Sie dieses realisieren?
Den Bereich Financial Planning wollen wir in der Schweiz markant ausbauen. Unser Ziel ist es, der bevorzugte Partner für vermögende Privatpersonen mit komplexen Steuer- und Rechtsfragen zu sein. Um dieses Ziel zu erreichen, wollen wir künftig die hohe Fachkompetenz unserer Experten im Markt noch stärker unterstreichen.
In der Schweiz wird heftig über das Mass an Vorsorge gegen Geldwäscherei und die Beibehaltung des Bankgeheimnisses diskutiert. Wie wird diese Diskussion von Ihren ausländischen Kunden wahrgenommen und wie beeinflusst der Ausgang der Diskussion Ihre Arbeit in der Beratung?
Die Geldwäschereiproblematik und das Bankkundengeheimnis sind zwei verschiedene Themen. Erstens zur Geldwäscherei: Eine international anerkannte Regulierung zur Bekämpfung und Verhinderung von Geldwäscherei ist im Interesse des Finanzplatzes Schweiz, aller seriösen Finanzintermediäre, unsere Kunden miteingeschlossen. Zweitens zum Bankkundengeheimnis: Ausländische Kunden verfolgen die Diskussion um ihr Diskretionsrecht mit viel Interesse und wir werden von unseren Kunden auch regelmässig darauf angesprochen. Diskretion ist für viele Kunden wichtig, genauso wichtig ist allerdings konstante hohe Qualität.
Oft werden Management Buy-Outs aus einer finanziell schwierigen Situation heraus gemacht. Wie sah die finanzielle Situation für KPMG Private aus und wie konnten Sie den Buy-Out finanzieren?
KPMG private gehörte zu den gut rentierenden Dienstleistungen von KPMG Schweiz. Der Management Buy-Out erfolgte aus Unabhängigkeitsgründen, da die zunehmend strengeren gesetzlichen Anforderungen an Wirtschaftsprüfer unsere Dienstleistungspalette unnötig einschränkte. Die Finanzierung des MBO erfolgte primär aus den persönlichen Portemonnaies der Partner. Was mich persönlich besonders freut: Auch andere Mitarbeitende von KENDRIS haben die Gelegenheit beim Schopf gepackt und sind ebenfalls Aktionäre geworden. Wir verfügen damit über eine breite Basis und können auf den vollen Einsatz der Mitarbeitenden zählen.
Wie sehen Ihre Ziele für die nächsten zwei Jahre mit KENDRIS finanziell und organisatorisch aus?
KENDRIS will die nächsten Jahre über dem Branchendurchschnitt wachsen. Das wird ein kontrolliertes Wachstum sein, bei dem wir die Bottom-Line immer im Auge behalten. Zudem wollen wir die Marke KENDRIS als grösste bankenunabhängige und institutionelle Erbringerin von Vermögensberatungsdienstleistungen in der Schweiz erfolgreich positionieren.
Sie haben zwei Wünsche frei, wie sehen diese aus?
Wunsch Nr. 1: Möge ich weiterhin gesund sein; denn Gesundheit ist Voraussetzung für so vieles, das ich in nächster Zeit vorhabe.
Wunsch Nr. 2: KENDRIS ist in zwei Jahren DER bevorzugte Geschäftspartner für vermögende Privatpersonen, Finanzinstitute, Vermögensverwalter und Anwaltskanzleien, insbesondere in der Schweiz.