Der Terminus «Bundestrojaner» entwickelte sich zum medialen Dauerbrenner. Für anhaltenden Diskussionsstoff sorgte auch das iPhone aus dem Haus Apple, das über Exklusivverträge mit Mobilfunkprovidern in den Handel gebracht wurde. 2007 war jedoch auch das Jahr der Umwelt für die IT-Branche. Getrieben durch steigende Energiekosten entwickelten Hersteller im Serverbereich stromsparende Systeme. Greenpeace wiederum stellte Produzenten von Consumerelektronik an den Umweltpranger. Die Sünder reagierten und versuchten ihr «grünes» Image zu verbessern.
Während 2006 die Gerüchteküche über ein Mobiltelefon aus dem Hause der Macs nicht erkalten wollte, liess Steve Jobs gleich Anfang des Jahres die Bombe platzen. Das tastenlose iPhone im gewohnt innovativen Apple-Design beschritt in der Benutzerführung von Mobiltelefonen neue Wege. Der daraus resultierende Hype zog in Etappen über den Globus. Im Herbst landete das Mobiltelefon auch in einigen Ländern Europas. Eine Neuauflage erlebte zudem das iPod-Sortiment. Neben der Classic-Variante mit grosszügigen 160 Gigabyte Festplattenspeicher, präsentierte der Hersteller den iPod touch, im Prinzip ein iPhone ohne Telefonfunktion.
Microsoft startete Anfang des Jahres sein lang erwartetes neues Betriebsystem Windows Vista. Das System punktet mit einer grafisch aufwendig gestalteten Desktopoberfläche und soll den User mehr Sicherheit sowie eine einfachere Benutzung ermöglichen. Kritik erntete das Unternehmen jedoch aufgrund der hohen Hardwareanforderungen und fehlender Treiber. Immer häufiger geisterte folglich die Downgrade-Option von Vista auf XP durch die Medien. Die Betriebssysteme an sich wurden durch verschiedene technische sowie Softwarelösungen zunehmend flexibler. Einen Anteil daran hatten virtuelle Maschinen, die vor allem im Serverbereich allmählich die Oberhand gewinnen. Im Desktopbereich weichen Applikationen wie Parallels oder VMware Fusion die Grenzen zwischen Mac und Windows zunehmend auf. Mittlerweile sind 3D-Games für Windows auf dem Apple-System spielbar. Splashtop hingegen ermöglicht sogar einen Zugriff auf Web-Anwendungen wie Firefox oder Skype ohne das Betriebssystem starten zu müssen.
Vor 25 Jahren tauchte der erste Computervirus auf. Aus dem Schülerstreich eines 15-jährigen US-Schülers, der seine Freunde erschrecken wollte, entwickelte sich mittlerweile eine ganze Industrie sowie eine Gegenindustrie. Cyberkriminelle versuchen ahnungslose User um Geld zu erleichtern oder deren Rechner als Ausgangspunkt für Angriffe zu missbrauchen, während die AV-Industrie bemüht ist, die Malwareverbreiter zu jagen. Die Regierungen vieler EU-Staaten nahmen sich die Methoden der Kriminellen zum Vorbild und wollen ihren Behörden nun erlauben, Trojaner zur Terrorabwehr in Rechner verdächtiger Personen einzuschleusen. Die staatlichen Spionagetools wurden 2007 auf verschiedenen Ebenen heftig diskutiert. Während sich Securityunternehmen, Datenschützer und Bürgerrechtler vehement gegen den Bundestrojaner wehren, beharren Politiker auf der Notwendigkeit, in Zeiten des World Wide Webs angemessene Massnahmen setzen zu müssen. Zuletzt schaffte es der Bundestrojaner sogar noch zum Wort des Jahres in Österreich.
In Deutschland wählten die Sprachwissenschaftler hingegen «Klimakatastrophe» zum prägenden Wort des Jahres 2007. Als Umweltsünder wurde in diesem Jahr auch die Elektronikindustrie an den Pranger gestellt. Greenpeace veröffentlichte erneut vierteljährlich ein GreenIT-Ranking und knöpfte sich so der Reihe nach alle namhaften Hersteller mit schmutzigen Produktionsmethoden vor. Während sich Konzerne wie Nokia und Sony relativ gut schlugen, bekamen zuerst Apple und schliesslich die Konsolenindustrie, allen voran Nintendo, harsche Worte zu hören. Die Kritik fruchtete jedenfalls und einige der Sünder bemühten sich um eine Imagekorrektur. Das Potenzial von «grünen» IT-Produkten haben auch Hersteller von Server- und sonstiger IT-Ausrüstung erkannt. Vor allem die Kostenexplosion aufgrund des wachsenden Bedarfs sowie der steigenden Energiepreise zwingt Hersteller sowie Kunden zum Umdenken.
Das IT-Entwicklungshilfeprojekt One Laptop per Child hat im November seine ersten Laptops, das Modell XO, ausgeliefert . Dem Namen 100-Dollar-Laptop konnte das Gerät aufgrund des fast doppelt so hohen Preises zwar nicht gerecht werden, immerhin wurden jedoch bislang rund 600.000 Geräte abgesetzt. Über eine Marketingaktion konnten US-Bürger den XO ebenfalls kaufen, wenn gleichzeitig ein Gerät gespendet wurde. OLPC bekam in diesem Jahr aber auch Konkurrenz. Einerseits lancierte Intel mit dem Classmate PC ebenfalls ein Produkt für Kinder in Ländern mit Entwicklungsbedarf, andererseits entwickelte Asus mit dem EeePC einen Mini-Laptop, der für 300 Euro weltweit erhältlich sein wird. Das Weihnachtsgeschäft musste sich Asus aufgrund von Verschiebungen jedoch entgehen lassen.
Das europäische Satellitennavigationssystem Galileo hat ein äusserst turbulentes Jahr hinter sich. Im Frühjahr eskalierte der Streit um die Finanzierung sowie die wiederholt auftretenden Verzögerungen. Das System sollte ursprünglich bereits 2008 gestartet werden. Bisher befindet sich von dem 30 Satelliten umfassenden System jedoch erst ein Testsatellit im All. Ein Durchbruch konnte im Herbst erzielt werden, das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt erhielt den Auftrag für die Phase der In-Orbit-Validierung. Die Aufnahme des Betriebs wird derzeit mit 2012 angegeben. Die gestiegene Verbreitung und Nutzung von Navigationssystemen hat indes nicht nur ihre Vorteile. Durch das grosse Vertrauen auf das GPS-System im Auto werden beispielsweise LKW-Lenker auch auf Strassen geschickt, die nicht für diese Fahrzeuge ausgebaut sind und bleiben auf halber Strecke hängen. Mit speziellen Verkehrsschildern werden LKW-Fahrer in Grossbritannien und Österreich nun gewarnt, sich nicht blind auf das System zu verlassen. (pte/mc/pg)