von Patrick Gunti
Herr Noser, die Noser Gruppe hat 2007 ein Rekordjahr verzeichnet. Der Umsatz stieg um 29 % auf 85 Mio. Franken, der Betriebsgewinn um 59 % auf 8,6 Mio. Franken. Wo sehen Sie die Hauptgründe für das gute Abschneiden?
Wir haben 2005 und 2006 viel in die Produkte, den internationalen Marktaufbau und in die Mitarbeiter investiert. Diese Investitionen haben sich nun im letzten Jahr ausbezahlt und dieses überdurchschnittliche Wachstum ermöglicht. Dieser Erfolg ist in erster Linie nur möglich, weil es uns gelungen ist, die besten Mitarbeiter auf dem Arbeitsmarkt zu rekrutieren. Wir verfügen über die Denkkraft von 400 ausgezeichneten Ingenieuren. Ihr Know How erlaubt es uns, Spitzenprodukte auf dem Weltmarkt zu positionieren.
Die Tochtergesellschaften Noser Engineering und Bucher + Suter erzielten die höchsten Wachstumsraten. Noser Engineering hat 2007 einen prestigeträchtigen Auftrag von Google im Zusammenhang mit dessen offener Handy-Entwicklungsplattform «Android» erhalten. Was umfasste der Auftrag?
Die Ingenieure der Noser Engineering AG entwickelten für Andriod wichtige Kernfunktionalitäten. Ein Teil des Teams arbeitete vor Ort am Hauptsitz in Mountain View mit dem Entwicklungsteam von Google zusammen. Noser Engineering ist es in den letzten Jahren vermehrt gelungen, auch international Kunden zu gewinnen. Google ist nur einer davon, aber sicherlich jener mit dem grössten Prestige.
Welche Folgen hatte die Zugehörigkeit zur Open Handset Alliance für Noser Engineering?
Noser Engineering ist stolz darauf, dass wir als eine der wenigen europäischen Firmen zur exklusiven OHA gehören, das hilft uns neue Kunden zu gewinnen – einerseits direkt aus Folge- und Customizingprojekten im Zusammenhang mit Android, andererseits aber auch durch den damit erworbenen Status. Perspektiven, an Projekten von internationalen Grosskonzernen teilhaben zu können, stärkt natürlich auch unsere Position auf dem Stellenmarkt im Kampf um die besten Köpfe.
«…Doch bin ich überzeugt, dass sich die Wachstumdynamik in diesem Jahr auch bei Nexus zeigen wird.» Ruedi Noser, VR-Präsident Noser Gruppe
Welches waren die Eckpfeiler 2007 bei Bucher + Suter, die Systeme für Contact Center auf Basis von IP-Telefonie entwickelt und installiert?
Bucher & Suter realisiert auf der Basis der Cisco Technologie und eigener SW Kontaktcenter weltweit. Bucher & Suter ist der grösste CC Integrator für Cisco weltweit. Diesen Umsatzpfeiler wollen wir in den kommenden Jahren weiter ausbauen. Das Wachstum ist auf keinen Fall am Ende.
Nexus Telecom bleibt der stärkste Umsatzträger der Gruppe, auch wenn das Unternehmen 2007 tiefere Wachstumsraten als Noser Engineering und Bucher + Suter zu verzeichnen hatte. Wie beurteilen Sie den Geschäftsverlauf von Nexus im letzten Jahr?
Wir haben wie in die anderen Firmen viel in Nexus investiert. Aufgrund der Markt- und Konkurrenzsituation in der sich Nexus bewegt, braucht diese Saat etwas länger, bis sie aufgeht. Doch bin ich überzeugt, dass sich die Wachstumdynamik in diesem Jahr auch bei Nexus zeigen wird. Nexus ist das internationalste Unternehmen der Gruppe und hat Kunden in über 100 Ländern. Unser klar definiertes Ziel ist es, auf diesem Gebiet der Netzüberwachung zum Marktführer zu avancieren. Momentan sind wir die Nummer 3 oder 4.
$$PAGE$$
Die AKROS AG wurde Mitte 2006 übernommen. Haben sich die damit verbundenen Erwartungen im ersten vollständigen Geschäftsjahr in der Noser Gruppe erfüllt?
Wir sind zufrieden, auch wenn sich das Geschäft noch etwas dynamischer entwickeln könnte. 2007 haben wir einen neuen Geschäftsführer angestellt,der diese Dynamik bringen sollte.
Wie hat sich das Angebot der Gruppe für Finanzdienstleister entwickelt?
Die Noser Gruppe ist nur am Rande im Markt der Finanzdienstleister tätig. Wir sind eine Gruppe von Hochtechnologiefirmen die technologische Lösungen realisert. Von den Buisnessanwendungen im Finanzsektor haben wir, ausser bei Akros, nicht all zuviel Know How. Dies wollen wir mittelfristig etwas korrigieren. Nicht zuletzt deshalb haben wir Akros gekauft.
FROX communications hat 2007 mit Atiras ein neues Telefonie-Management-Produkt lanciert. Was ermöglicht Atiras und welche Erwartungen sind damit verbunden?
Atiras erlaubt es grossen Firmen klassische und IP- Telefonie in einem System zu verwalten. Das ermöglicht grossen Organisationen sicher, Schritt für Schritt in die IP- Technologie zu migrieren. Das Produkt wird denn auch rege nachgefragt und wir sind überzeugt, damit den künftigen Umsatztreiber gefunden zu haben. Die grosse Herausforderung besteht nun darin das Produkt auch international zu positionieren.
Wie präsentieren sich die Aussichten für die Noser Gruppe im laufenden Geschäftsjahr?
Wir sind oprimistisch das Vorjahresresultat übertreffen übertreffen zu können, vorausgesetzt, die Konjunktur bricht im zweiten Halbjahr nicht massiv ein.
«Auch bei den Bundesprojekten wollen wir in Zukunft darauf achten, dass sie nicht durch die Vorgaben aus der Verwaltung derat verkompliziert werden, dass sie im freien Markt kaum mehr Erfolg haben können.» Ruedi Noser
Sie sind Mitgründer und Angehöriger des Kernteams der parlamentarisch-wirtschaftlichen Initiative «ePower für die Schweiz». Welche Bilanz ziehen Sie für das letzte Berichtsjahr?
In der Politik darf man nicht pro Jahr Bilanz ziehen. Was in einer Firma ein Jahr ist, entspricht in der Politik einer Legislatur von vier Jahren. Das stimmt in etwa auch mit dem Geschwindigkeitsunterschied zwischen Politik und Wirtschaft überein.
Dank ePower hat die IT-Branche zum ersten Mal in der Politik einen wirksamen Einfluss, um ihre Themen wie etwa eHealth oder eGovernment zu positionieren. Wir konnten Erfolge im Bereich der Gesundheitskarte und im Bereich der digitalen Identität verzeichnen und wir machen auch Vorstösse zur IT des Bundes. Leider weiss fast niemand in diesem Land, dass der Bund für die Implementierung von SAP ca. 800 Mio. Franken ausgegeben hat, bzw. noch wird. Diese unvorstellbare hohe Summe beinhaltet nicht einmal alle effektiven Ausgaben. Dieses Geld ist sicher nicht produktiv ausgegeben worden. Auch bei den Bundesprojekten wollen wir in Zukunft darauf achten, dass sie nicht durch die Vorgaben aus der Verwaltung derat verkompliziert werden, dass sie im freien Markt kaum mehr Erfolg haben können. Denn unser Branche ist auf erfolgreiche, auch international vermarktbare, Projekte angewiesen und nicht nur auf Projekte, mit denen man viel Geld verdient, aber keinen nachhaltigen Mehrwert erzeugen kann.
Die aktive Lancierung und Begleitung von Umsetzungsvorhaben wurde aus dem Aufgaben-Portfolio gestrichen, weshalb?
ePower konzentriert sich auf das Lobbing und nicht auf das Realisieren von Projekten, da fehlt uns schlicht und ergreifend die Kraft und das Geld dazu. Dazu bräuchte es einen starken Branchendachverband für die IT. Aber der scheint in den nächsten Jahren noch nicht am entstehen zu sein.
Herr Noser, vielen Dank für die Beantwortung unserer Fragen.
Zum Unternehmen:
Die Schweizer Unternehmensgruppe übernimmt seit 1984 den koordinierten Einsatz der zugehörigen Firmen. Dabei handelt es sich um die Noser Engineering AG, Bucher + Suter AG, Nexus Telekom AG, FROX Communications und die AKROS AG. Im Sinn eines Monitorings werden aus der übergeordneten Perspektive die Markterfordernisse, die technologische Entwicklung, der Innovationsbedarf und die unternehmerischen Chancen erkannt und gewichtet. Insbesondere wird der internationale ICT Technologie-Transfer innerhalb der Gruppe sichergestellt und das betriebswirtschaftliche Controlling geführt. Weiter hält die Noser Gruppe Minderheitsbeteiligungen an der awtec AG und der bitGate data systems GmbH.
Zur Person – Ruedi Noser:
– 2006-2007 Verwaltungsratspräsidenten der ESMERTEC
– 2000-2006 Zentralpräsident von Swissengineering STV
– seit 1997 VR-Präsident der Noser Gruppe
– seit 1996 Alleininhaber der Noser Gruppe
– ab 1988 Mitinhaber Noser AG, Winterthur
– 1985-1987 Tätigkeit als Entwicklungsingenieur, Weiterbildungen an den Universitäten St. Gallen und Zürich
– 1982-1985 Fachhochschule Rapperswil, Abschluss als dipl. El. Ing. HTL
Politisches Engagement
– 2005-2006 Geschäftsprüfungskommission des Nationalrates
– seit 2004 Nationalrat FDP
& Mitglied Kommission für Wissenschaft, Bildung und Kultur (WBK)
& Mitglied Legislaturplanungskommission
– seit 2003 Vizepräsident der FDP Schweiz
– 2003-2004 Präsident a.I. der FDP Kanton Zürich
– 2001-2003 Mitglied der ZKB-Spezialkommission
– 2000-2003 Vizepräsident der FDP des Kantons Zürich
– 1999-2003 Kantonsrat des Kantons Zürich (FDP)
nbsp; Mitglied ZKB-Aufsichtskommission
nbsp; Mitglied Arbeitsgruppe WAK (Kommission f. Wirtschaft und Abgaben)
– seit 1999 Mitglied der Geschäftsleitung FDP Schweiz
– 1997-2004 Vorstandsmitglied FDP des Kantons Zürich