RWE steigert Ergebnis trotz Krise
Die Erwartungen lagen bei 2,5 Milliarden Euro. Als Grund für den Zuwachs nannte RWE einen aussergewöhnlich hohen Beitrag aus dem Handelsgeschäft. Das für die Dividendenberechnung wichtige, um Sondereffekte bereinigte so genannte nachhaltige Nettoergebnis stieg um sechs Prozent auf 1,5 Milliarden Euro. Auch hier übertraf der Konzern leicht die Erwartungen der Analysten, die bei 1,44 Milliarden Euro lagen. Die Zahl der privaten Stromkunden stieg zu Jahresbeginn um 30.000. Bereits im zweiten Halbjahr 2008 hatte der Versorger nach jahrelangem Rückgang 80.000 Kunden gewonnen. Die im DAX notierte Aktie legte in den ersten Handelsminuten zu.
Krise auch bei Versorgern angekommen
Dennoch ist die Wirtschaftskrise nach Einschätzung von RWE-Chef Jürgen Grossmann auch bei den Versorgern angekommen. «In unseren grössten Märkten Deutschland und Grossbritannien ist der Stromverbrauch gegenüber dem ersten Quartal 2008 um fünf beziehungsweise vier Prozent gesunken – so stark wie seit Jahrzehnten nicht», schrieb er im Quartalsbericht. «Diese Zahlen klingen aber noch harmlos verglichen mit dem Nachfrageeinbruch in einzelnen Industriesektoren.»
Stromabsatz sinkt
Zu Gute gekommen sei dem Konzern aber der stabile Verbrauch der Haushalts- und Gewerbekunden. Insgesamt sank der Stromabsatz in den ersten drei Monaten dieses Jahres um 10,2 Prozent auf 77,4 Milliarden Kilowattstunden. Hauptgrund war der Stillstand des Kernkraftwerks Biblis wegen Wartungsarbeiten. Zudem waren weniger Gas- und Kohlekraftwerke am Netz.
Prognose bekräftigt
Der Vorstand bekräftigte seine Prognose. In diesem Jahr sollen der betriebliche Gewinn und das nachhaltige Nettoergebnis «auf Höhe» des Vorjahres liegen. Bis 2012 will der Vorstand das betriebliche Ergebnis durchschnittlich um fünf bis zehn Prozent pro Jahr steigern, der nachhaltige Gewinn jeweils um zehn Prozent. 2008 hatte der Versorger das betriebliche Ergebnis um vier Prozent auf 6,8 Milliarden Euro gesteigert. Das nachhaltige Nettoergebnis stieg um 12,8 Prozent auf 3,4 Milliarden Euro.
Profitable Termingeschäfte
Der Konzern profitiert vom langfristigen Verkauf des Stroms auf Termin. So hat RWE nach früheren Angaben bereits fast seine gesamte Stromproduktion dieses Jahres zu Preisen veräussert, die über dem derzeitigen Kurs an der Strombörse liegen. Für das kommende Jahr sind nach früheren Angaben bereits 80 Prozent verkauft, mehr als 45 Prozent für 2011 und mehr als 20 Prozent für 2012.
Gaspreis sinkt erneut
RWE kündigte eine erneute Senkung des Gaspreises an. Zum 1. Juli sollen die Preise für Haushaltskunden um bis zu 15 Prozent sinken. Es ist die dritte Preissenkung in diesem Jahr. Zusammengerechnet ist Gas damit von Juli an ein Drittel billiger geworden gegenüber 2008. RWE gibt damit nach eigenen Angaben die gesunkenen Beschaffungskosten an die Kunden weiter. Am Investitionsprogramm von 26 Milliarden Euro bis 2012 hält der Konzern aber unbeirrt fest.
Essent-Übernahme kommt voran
Bei der geplanten Übernahme des niederländischen Versorgers Essent sieht sich RWE auf Kurs. Eigner von 56 Prozent der Anteile hätten ihre Verkaufsabsicht bekundet, hatte der Essener Konzern am Mittwochabend mitgeteilt. RWE will alle Anteile, mindestens jedoch 80 Prozent kaufen. Allerdings zögert der mit 30,8 Prozent grösste Essent-Aktionär, die Provinz Nordbrabant, noch mit einer Zusage, weil RWE nicht umweltfreundlich genug produziere. RWE hatte daraufhin einen verstärkten Ausbau der erneuerbaren Energien und höhere Umweltstandards zugesagt. RWE will die auf 9,3 Milliarden Euro taxierte Transaktion im dritten Quartal abschliessen. (awp/mc/ps/01)