RWE steigert Gewinn auch in der Krise

Der Überschuss wuchs sogar um 92,2 Prozent auf 2,222 Milliarden Euro. Der Vorjahreswert war durch Abschreibungen auf die inzwischen entkonsolidierte US-Wassertochter American Water und vorübergehende negative Effekte aus Gas-Absicherungsgeschäften belastet. Das um diese Effekte bereinigte nachhaltige Nettoergebnis stieg um 4,7 Prozent auf 2,232 Milliarden Euro und lag damit über den Erwartungen von 2,1 Milliarden Euro. Der Umsatz dagegen lag unter den Erwartungen der Analysten. Er sank aufgrund der niedrigeren Strom- und Gasnachfrage der Industriekunden um 1,4 Prozent auf 24,4 Milliarden Euro. So lag der Stromabsatz um 11,4 Prozent, der Gasabsatz um 8,3 Prozent unter dem Vorjahreswert.


Ausblick fürs Gesamtjahr bekräftigt
RWE bekräftigt seine Prognose. Im Gesamtjahr erwartet der Vorstand, dass der betriebliche Gewinn und das nachhaltige Nettoergebnis «auf Höhe» des Vorjahres liegen. 2008 hatte der Versorger das betriebliche Ergebnis um vier Prozent auf 6,8 Milliarden Euro gesteigert. Das nachhaltige Nettoergebnis lag bei 3,4 Milliarden Euro. Am Mittwoch hatte Konkurrent Eon mit seinen Halbjahreszahlen positiv überrascht. Ein Aktienhändler nannte die RWE-Zahlen «einen Tick» besser als erwartet, allerdings seien sie nicht so gut wie die von Eon. Im vorbörslichen Handel gab die RWE-Aktie ein 0,5 Prozent nach.


Konservatives Risikomanagement
«RWE kann sich vom gesamtwirtschaftlichen Trend weitgehend abkoppeln», schrieb Vorstandschef Jürgen Grossmann in seinem Brief an die Aktionäre. «Das ist keine glückliche Fügung, sondern Resultat unseres konservativ ausgerichteten Risikomanagements.» RWE setzt stärker als andere Energieunternehmen auf langfristige Lieferverträge mit seinen Kunden. Das Unternehmen verkauft seinen Strom schon bis zu drei Jahre vor der Lieferung auf Termin. Das mache das Ergebnis unabhängig von Ausschlägen am kurzfristigen Spotmarkt. So war fast die gesamte Stromproduktion dieses Jahres schon vor Beginn der Krise zu Preisen deutlich über dem aktuellen Marktniveau ausverkauft. Auch für das kommende Jahr sind den Angaben zufolge bereits mehr als 90 Prozent abgesetzt, mehr als die Hälfte für 2011 und mehr als ein Viertel für 2012.


Konzernumbau auf Kurs
Den Konzernumbau sieht der Vorstand auf Kurs. Im September soll die neue Struktur greifen, mit der die Zentrale gestärkt und Doppelzuständigkeiten abgebaut werden. Die beiden Regionalgesellschaften RWE Rhein Ruhr und RWE Westfalen Weser Ems werden zu einer Vertriebs- sowie einer Netz- und Beteiligungsgesellschaft zusammengelegt. Die in Dortmund ansässige Zwischenholding RWE Energy fällt weg. Damit soll RWE effizienter werden. Bis 2012 soll durch die neue Struktur das Ergebnis um 1,2 Milliarden Euro gesteigert werden. Einen Stellenabbau gibt es den Angaben zufolge nicht. Die Mitarbeiterzahl bei RWE ist in den ersten sechs Monaten dieses Jahres um rund 900 auf 66.812 gestiegen. Auch an seinen Investitionspläne von 26 Milliarden Euro bis 2012 will RWE festhalten.


Essent-Übernahme im Q3 abgeschlossen
Wie geplant soll die Übernahme des niederländischen Versorgers Essent fest im laufenden Quartal abgeschlossen werden. Sämtliche Essent-Anteilseigner hätten dem Verkauf inzwischen zugestimmt, teilte RWE mit. Die Genehmigung der EU-Kommission liegt seit Ende Juni vor. Offen ist allerdings noch, ob RWE auch die Essent-Anteile am Atomkraftwerk Borssele übernehmen kann. Dagegen läuft derzeit eine Klage vor einem niederländischen Gericht. In den Statuten der Betreibergesellschaft ist festgelegt, dass die Kontrolle über das Kernkraftwerk zu 100 Prozent in öffentlicher Hand bleiben muss. Essent gehört bislang niederländischen Kommunen. Eine Lösung für diesen Streitpunkt werde vorbereitet, teilte RWE nun mit. Die Essent-Übernahme lässt sich RWE 9,3 Milliarden Euro kosten. (awp/mc/ps/05)

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