SAirGroup: Liquidator klagt erneut gegen SAirGroup-VR

Es geht um eine Finanzspritze vom Februar 2001 für die Sabena.Der SAirGroup sei daraus ein Schaden von 150 Mio EUR entstanden. Die nunmehr dritte Klage Wüthrichs richtet sich gegen prominente Wirtschaftsführer wie den früheren Credit-Suisse-Präsidenten Lukas Mühlemann, den früheren Holcim-Präsidenten Thomas Schmidheiny und den letzten Swissair-Chef Mario Corti.


Lage der SAirGroup war bekannt

Sie hatten der Rekapitalisierung der Sabena zugestimmt, obschon ihnen die desolate Lage der SAirGroup bekannt war, wie Wüthrich am Wochenende mitteilte. Demnach wussten sie auch, dass die belgische Gesellschaft überschuldet war. Selbst der kurzfristige Finanzbedarf hätte mit dem Geld vom Balsberg nicht gedeckt werden können.

Finanzielle Mittel fehlten

Bereits im Dezember 2000 habe der Verwaltungsrat der SAirGroup erkannt, dass die finanziellen Mittel zum Aufbau eines weiteren grossen Players im europäischen Fluggeschäft fehlten. Laut Wüthrich hätte der Verwaltungsrat die Hunter-Strategie aufgeben müssen.

Weitere Klagen sind hängig

Im Zusammenhang mit der Sabena-Beteiligung sind weitere Klagen hängig: So reichte Wüthrich in Brüssel eine Strafanzeige gegen die Sabena ein. Auch die Gegenseite kämpft vor Gericht. Zuletzt kündigte der belgische Staat eine Klage an. – Die SAirGroup hielt seit 1995 einen Anteil von 49,5% an der Sabena.

Strafklagen gegen frühere Verantwortliche

Parallel zur zivilrechtlichen Aufarbeitung des Zusammenbruchs der SAirGroup bereiten die Justizbehörden des Kantons Zürich die ersten Strafklagen gegen frühere Swissair-Verantwortliche vor. Sie sollen demnächst eingereicht werden.

Swiss zahlt 19,5 Mio CHF

Aussergerichtlich einigen konnte sich Wüthrich unterdessen mit der Swiss. Die von der Lufthansa übernommene Gesellschaft zahlte Forderungen in der Höhe von 19,5 Mio CHF zurück. Im Gegenzug wurde eine Klage gegen die Swiss beim Handelsgericht des Kantons Zürich zurückgezogen.

Umstrittene Zahlung an Crossair

Streitpunkt war unter anderem eine Zahlung von 10 Mio CHF, die die damalige Crossair im September 2001 von der SAirGroup erhalten hatte. Die Gesellschaft war in einem finanziellen Engpass- und sie brauchte dringend Geld zur Bezahlung von drei Flugzeugen.

Darlehenszins verweigert

Als die SAirGroup Zinsen für das Darlehen verlangte, weigerte sich die Crossair, diese zu bezahlen. Ihrer Ansicht nach handelte es sich nicht um ein Darlehen. Vielmehr seien ausstehende Forderungen gegenüber der Swissair beglichen worden.

Fehlende Beweise

Wüthrich räumt zwar ein, dass es trotz einiger Indizien kaum gelungen wäre, zu beweisen, dass zwischen der SAirGroup und der Crossair ein Darlehensvertrag geschlossen wurde. Allerdings seien die Chancen für eine allfällige Anfechtung der Zahlung gut gewesen.

Bevorzugt gegenüber anderen Gläubigern

Denn das Crossair-Management habe um die schlechte finanzielle Lage der SAirGroup und der Swissair gewusst. Es konnte daher ohne weiteres erkennen, dass die Crossair durch diese Zahlung gegenüber den anderen Gläubigern der SAirGroup bevorzugt wurde, wie Wüthrich argumentiert.

22 Anfechtungsklagen eingereicht

Wüthrich reichte darüber hinaus insgesamt 22 Anfechtungsklagen mit einer Gesamtsumme von 1,3 Mrd CHF ein. Sie betreffen umstrittene Zahlungen in den letzten Monaten vor dem Grounding der Swissair, beispielsweise an Beratungsfirmen und Banken.

Forderungen von 51 Mrd CHF

Die Beurteilung der Forderungen an die SAirGroup ist weitgehend abgeschlossen. Der Kollokationsplan soll bis Mai ausgearbeitet sein. Gemäss den Angaben im Gläubigerzirkular gingen Forderungen von 51 Mrd CHF ein. Davon sind 9,5 Mrd CHF anerkannt. (awp/mc/ab)
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