Am 26. April nehmen die frustrierten SAirGroup-Aktionäre den Verwaltungsrat in die Zange. Ob sie sich mit all ihren Forderungen durchsetzen können, ist fraglich.
Von Christof Moser
19’000 Aktionäre haben sich angemeldet, rund 10’000 werden an der Generalversammlung der SAirGroup tatsächlich erwartet: Swissair steht die grösste Aktionärsversammlung ihrer Geschichte bevor. Aus der Werft III auf dem Flughafengelände Zürich wurden weitere Flugzeuge gerollt, damit Aktionäre und Journalisten genug Platz haben.
Für die SAirGroup ist die Versammlung eine Herausforderung. Ein Redemarathon wird erwartet, zur Stärkung werden den Aktionären Lunchboxen abgegeben. Man befürchtet, dass der Verkehr vor Beginn der Generalversammlung im Umkreis des Flughafens zusammenbrechen könnte.
Die GV ist auch ein Ereignis für die Medienschaffenden: Wie schon an der Bilanzpressekonferenz werden auch an der Generalversammlung hunderte Journalisten anwesend sein. Tele24 überträgt die Versammlung live.
Verwaltungsrat unter massivem DruckDas Wichtigste in KürzeSAirGroup: Am 25. April um 15 Uhr beginnt die GV. 10’000 Aktionäre werden erwartet. Der Druck auf den VR ist gross: alle wollen Antworten.
Die Zuschauer können sich auf einen Showdown gefasst machen. Der Verwaltungsrat ist unter Druck. Es wird offen über Verantwortlichkeitsklagen gesprochen, der Bund und mehrere Kantone haben bereits angekündigt, dass sie dem Verwaltungsrat die Décharge nicht erteilen wollen. Mit Spannung wird verfolgt, ob auch wirklich alle Verwaltungsräte an dieser heiklen Versammlung auftauchen werden.
Mario Corti hat sich auf einiges vorbereiten müssen. (Foto: pd)
Ein Thema werden auch die Abgangsentschädigungen an ehemalige SAirGroup-Bosse sein. Zwar konnte die SAirGroup die Situation etwas entschärfen, indem sie die Einigung mit ihrem Ex-Verwaltungsratspräsidenten Eric Honegger verkünden konnte. Die Aktionärsschutzvereinigung rund um den Anwalt Hans-Jacob Heitz hat aber schon angekündigt, dass sie auch genau wissen wollen, wie viel Geld Jeffrey Katz und Philippe Bruggisser erhalten haben.
Zudem verlangt die Aktionärsschutzvereinigung eine richterlich eingesetzte Sonderprüfung. Das wird der Verwaltungsrat mit aller Kraft zu verhindern versuchen.
Frust bei Aktionären ist grossAber die Unzufriedenheit unter den Aktionären ist gross. Ihre Aktien sind an der Börse abgetaucht. Der Konzern ist mit 2,9 Milliarden Franken tief in die roten Zahlen gerutscht, die Expansionsstrategie des Flugkonzerns ist gescheitert.
Entscheidend wird sein, wie umfassend und genau der neue Verwaltungsratspräsident Mario Corti auf die drängenden und bisher unbeantworteten Fragen antworten wird. Die Aktionäre erwarten Klarheit, wie er die SAirGroup wieder auf Kurs bringen will. Wie sieht die zukünftige Strategie aus? Wird es einen Arbeitsplatzabbau geben? Schnüren die Banken ein Sanierungspaket? Droht ein möglicher Kapitalschnitt?
Klare Entscheidungen hat Corti zu den beiden französischen Partnergesellschaften Air Liberté und AOM angekündigt. Der Financier und Mehrheitsaktionär dieser beiden Gesellschaften, Ernest Antoine Seillière, rechnet damit, dass die SAirGroup rund 115 Millionen Franken zuschiessen wird. Er habe am Montag abend mit der SAirGroup gesprochen und sei sich zu 70 oder 80 Prozent sicher, sagte er gegenüber Europe1.