Sanofi-Aventis gibt Gegenofferte für Generikahersteller Zentiva ab
Sanofi-Aventis ist derzeit bereits Mehrheitsaktionär bei Zentiva. Der Pharmakonzern bietet nun für die ausstehenden Aktien 40,043 Millionen tschechische Kronen oder 1,655 Milliarden Euro, teilte die Gesellschaft mit. Damit zeigt Sanofi-Aventis der Finanzgruppe PPF die Stirn, die pro Zentiva-Aktie 950 tschechische Kronen offeriert hatte. Der tschechische Finanzinvestor hält nach früheren Angaben 19,2 Prozent an dem Unternehmen.
An der Pariser Börse verteuerte sich die Sanofi-Aktie am Mittag um 1,43 Prozent auf 42,65 Euro, während Zentiva-Titel mit einem Kursplus von 7,02 Prozent von dem Bieterwettbewerb profitierten. Mehr als fünf Prozent zogen die Aktien von Deutschlands drittgrösstem Generikahersteller STADA an.
Angebot 10,5 % über demjenigen von PPF
Mit der Offerte zahlt Sanofi-Aventis einen Aufschlag von 14,6 Prozent auf den Schlusskurs von Zentiva vom 30. April. Das Angebot liegt um 10,5 Prozent über dem der Finanzgruppe PPF in Höhe von 950 tschechischen Kronen. Der französische Pharmakonzern hält derzeit 24,88 Prozent oder 9,5 Millionen Aktien des Generikaherstellers. Der Angebot bedürfe noch der Zustimmung der Behörden.
Abwehrkampf gegen billigere Generika
Sanofi-Aventis muss sich zudem selbst gegen billigere Generika wehren: Seit längerem streiten sich Sanofi-Aventis und der US-Partner Bristol Myers-Squibb (BMS) mit dem kanadischen Generika-Hersteller Apotex über eine billigere Version des Blutverdünners Plavix. Im Auftaktquartal 2008 hatte Sanofi-Aventis wegen der Generikakonkurrenz für das Krebsmittel Eloxatin in Europa und für das Schlafmittel Ambien in den USA sowie wegen des starken Euro einen Rückgang bei Umsatz und operativem Ergebnis verbucht.
Sanofi-Aventis könnte Angebot nachbessern
Sanofi-Aventis hat nach Einschätzung von Analysten bei diesem Preis auch die Möglichkeit, auf ein Gegenangebot von PPF zu reagieren und nachzubessern. Sanofi-Aventis «hat die tieferen Taschen» von den beiden, sagte Analyst Oliver Kämmerer von der WestLB in London. Sanofi-Aventis habe die Flexibilität und den Cash-Flow, um gegebenenfalls das Angebot auch nachbessern zu können, urteilt auch sein Kollege Michael Leacock, Analyst bei ABN Amro. Die Analysten von Independent Research sagten: «Wir halten den Übernahmepreis mit Blick auf die historischen Übernahmemultiples und angesichts der Marktführerschaft im tschechischen Heimatmarkt sowie der vielversprechenden Expansion in den russischen und türkischen Markt für angemessen.» Die Zahlen zum ersten Quartal dokumentierten die hohe Profitabilität und Wachstumsdynamik von Zentiva mit einem Umsatzwachstum von 30 Prozent und einer Ebit-Marge von 18,5 Prozent.
Generikamarkt mit grösserer Wachstumsdynamik als Pharmageschäft
Die Entwicklung am Generikamarkt mit zuletzt weltweit knapp 80 Milliarden Euro Volumen erregt immer wieder die Gemüter, weil die Wachstumsdynamik mit geschätzten 9 bis 12 Prozent bis 2012 höher ist als im gesamten Pharmageschäft. Japans drittgrösster Pharmakonzern Daiichi Sankyo hat vor einer Woche mitgeteilt, für umgerechnet 2,2 bis 3 Milliarden Euro eine Mehrheitsbeteiligung zu sichern. Nur einen Tag später machten Spekulationen über ein Interesse von Pfizer für 65-Prozent an dem indischen Unternehmen die Runde.
Während die deutsche Merck ihr Generikageschäft an die amerikanische Mylan für 4,9 Milliarden Euro verkaufte, um mehr Geld zur Stärkung der patentgeschützten Medikamente in die Hand nehmen zu könne, schluckte Teva Pharmaceuticals für 7,4 Milliarden Dollar Ivax. Novartis verleibte sich Hexal zusammen mit Eon Labs für 6,4 Milliarden Euro ein und schwang sich damit 2005 zum weltweit zweitgrössten Generikahersteller auf. (awp/mc/pg)