Dies teilte der französische Arzneimittelhersteller am Mittwoch mit. Demnach verringert der Pharmakonzern seine Abhängigkeit von wenigen «Blockbustern» mit Milliardenumsatz und baut – wie im Februar angekündigt – das Geschäft mit Generika und Impfstoffen aus. Unter den Kernprodukten verbuchte Sanofi-Aventis mit dem in Frankfurt-Hoechst hergestellen Diabetesmittel Lantus ein kräftiges Umsatzplus. Die Aktie gewann im frühen Handel rund 3,5 Prozent.
«Drei gute Erwerbungen»
«Impfstoffe sind die beste Investition, die Gesundheitsämter machen können» sagte Viehbacher in Paris mit Blick auf die Schweinegrippe. Mit dem Kauf der Generika-Hersteller Zentiva (Tschechien), Medley (Brasilien) und Kendrick (Mexiko) habe Sanofi-Aventis seit Januar «drei gute Erwerbungen gemacht». Es gilt in der Branche als sehr wahrscheinlich, dass sich die Franzosen auch die zum Verkauf stehende Generikafirma rathiopharm anschauen werden. Viehbacher selbst wollte zuletzt zu möglichen Übernahmezielen keine Angaben machen. 2009 soll das bereinigte Ergebnis pro Aktie bei konstanten Wechselkursen um mindestens 7 Prozent zulegen. Im ersten Quartal hatte Sanofi-Aventis die Kennzahl um 9,8 Prozent auf 1,67 Euro gesteigert.
Auf dem Weg zum «Gesundheitskonzern»
Sanofi-Aventis orientiert sich unter der Ägide des Deutsch-Kanadiers Viehbacher zusehends an Konkurrenten wie Novartis oder Bayer, die sich als «Gesundheits-Konzerne» verstehen und sich über das Geschäft mit patentgeschützten Originalmedikamenten hinaus auch bei rezeptfreie Arzneien, Diagnostika oder Nachahmermedikamenten (Generika) engagieren. Auch die Geschäfte in den Schwellenländern sollen gestärkt werden. Mit Akquisitionen bis maximal 15 Milliarden Euro Marktwert will der Manager die nach den jüngsten Milliardenübernahmen in der Branche auf den zweiten Platz vorgerückte Sanofi-Aventis stärker diversifizieren. Der Vorteil der Diversifizierung besteht vor allem darin, dass Pharmakonzerne damit die Abhängigkeit von einzelnen Forschungserfolgen in der Medikamenten-Entwicklung mindern.
Antworten auf Patentablauf gefragt
Für Sanofi-Aventis stellt sich die Frage, wie das «Patent-Cliff» umschifft werden kann. Bis 2013 verlieren mehrere Sanofi-Bestseller wie das Krebsmittel Taxotere oder der Blutverdünner Plavix, ihren Patentschutz. Im ersten Quartal verdrängte Lantus mit einem Umsatz von 747 Millionen Euro (+27,1%) den Kassenschlager Plavix (+3,6%) mit einem Umsatz von 685 Millionen Euro vom zweiten Platz der wichtigsten Medikamente. Im Extremfall können durch die Konkurrenz von Generika in kürzester Zeit bis zu 80 Prozent des Umsatzes des Originalmittels wegfallen. Insgesamt ist nach früheren Sanofi-Angaben rund ein Fünftel des Umsatzes bedroht. Das umsatzstärkste Medikament Lovenox verbuchte nur noch ein Wachstum von 1,3 Prozent auf 762 Millionen Euro. In den USA verliert das Medikament Ende 2011 seinen lukrativen Patentschutz.
Umsatzanstieg von 2,5 Prozent im Q1
In den ersten drei Monaten verbuchte Sanofi-Aventis ein Plus beim operativen Ergebnis aus dem laufenden Geschäft von 14,9 Prozent auf 2,898 Milliarden Euro. Analysten hatten im Schnitt mit 2,598 Milliarden Euro gerechnet. Während Branchenprimus Pfizer am Vortag – auch wegen negativer Währungseffekte – einen Umsatzrückgang von 8 Prozent verbucht hatte, vermeldete Sanofi-Aventis einen Umsatzanstieg von 2,5 Prozent auf 7,11 Milliarden Euro. Dabei profitierte der Konzern nach eigenen Angaben nicht nur von dem in Frankfurt hergestellten Diabetesmittel Lantus, sondern auch von dem gestiegenen Umsatz in den USA, den Schwellenländern und Japan.
14 Entwicklungsprojekte eingestellt
Chris Viehbacher drückt bei Sanofi-Aventis aufs Tempo: Der Deutsch-Kanadier will den Konzern zu einem der produktivsten in der Branche machen und so auch das Wachstum für die Zeit nach 2012 sicher stellen. Mit der Mitteilung gab Sanofi-Aventis auch die Einstellung von 14 Entwicklungsprojekten bekannt, die die Erwartungen nicht erfüllt hätten, sagte Viehbacher. (awp/mc/ps/12)