Sanofi geht bei Genzyme-Übernahme in die Offensive
«Wir sind überzeugt, dass unser Angebot für die Aktionäre unwiderstehlich ist», sagte Sanofi-Chef Christopher Viehbacher. Eine spätere Erhöhung schloss er allerdings nicht aus. «Wenn uns jemand davon überzeugt, weshalb das Unternehmen mehr wert ist, wären wir bereit, das zu überdenken», sagte er in einer Telefonkonferenz. Der vorgelegten Offerte zufolge bieten die Franzosen den Genzyme-Aktionären zunächst – wie bereits früher angekündigt – 69 Dollar je Anteilsschein. Das Angebot bewertet das US-Unternehmen mit insgesamt 18,5 Milliarden Dollar. Zuvor hatte es Spekulationen gegeben, das Sanofi den Preis erhöhen könnte. Die Aktie des französischen Konzerns rutschte bis zum Mittag in die Verlustzone und notierte am späten Vormittag mit 0,60 Prozent im Minus bei 48,00 Euro.
Genzyme leistet Widerstand
«Wir glauben, dass unsere Offerte die mögliche Wertsteigerung von Genzyme und die derzeitigen Herausforderungen im Geschäft reflektiert», sagte Sanofi-Chef Viehbacher. Mit 69 Dollar liege das Gebot 31 Prozent über dem Genzyme-Aktienkurs vom 22. Juli, einen Tag bevor erste Spekulationen über die geplante Übernahme an die Öffentlichkeit drangen. Viehbacher beteuerte erneut, mit dem Verwaltungsrat von Genzyme zu einer einvernehmlichen Lösung kommen zu wollen. «Ein Treffen zwischen den beiden Vorstandschefs am 20. September erwies sich als unergiebig», resümierten die Franzosen. Jetzt setzt Sanofi auf die Grossaktionäre. Den Angaben zufolge haben die Franzosen bereits mit Anteilseignern gesprochen, die zusammen über mehr als die Hälfte der Genzyme-Aktien verfügen. Die Aktionäre seien frustriert darüber, dass das US-Unternehmen das Angebot weiterhin ablehne.
Grösste Übernahme seit Aventis
Genzyme wäre seit dem Kauf von Aventis die grösste Übernahme für Sanofi. Zu den am meisten verkauften Produkten von Genzyme zählt ein Medikament gegen eine seltene genetische Krankheit, bei dem das Risiko eines Nachahmermedikaments relativ gering ist. Das Unternehmen hat mehr als 12.000 Mitarbeiter. Biotech-Unternehmen stehen bei den internationalen Pharmakonzernen schon seit längerem ganz oben auf der Wunschliste für Übernahmen. Wegen auslaufender Patente und zunehmender Konkurrenz durch Nachahmerprodukte (Generika) stehen neben Sanofi-Aventis auch viele andere Pharmaunternehmen unter Konsolidierungsdruck. Daher kam es in dieser Branche bereits in den vergangenen Jahren immer wieder zu Milliardenübernahmen.
Generika sorgen für Konkurrenz
Die Konkurrenz durch Generika hat sich auch bei den Geschäftserwartungen der Franzosen niedergeschlagen: Sanofi-Aventis erwartet wegen der Konkurrenz eines Nachahmer-Medikaments für den Blutverdünner Lovenox 2010 bestenfalls einen stagnierenden Gewinn je Aktie und schlimmstenfalls einen Rückgang um vier Prozent. Bis 2013 verlieren Sanofi-Bestseller wie das Krebsmittel Taxotere, der Blutverdünner Plavix, der Gerinnungshemmer Lovenox und auch Eloxatin ihren Patentschutz. Sanofi-Aventis ist selbst das Ergebnis einer Übernahme. Der Konzern entstand 2004 aus dem Kauf des deutsch-französischen Konkurrenten Aventis, im dem einst die Frankfurter Hoechst-Gruppe aufgegangen war, durch den französischen Pharmakonzern Sanofi-Synthélabo. (awp/mc/ps/03)