SAP gab Urheberrechtsverletzungen zu, bestritt aber einen Datendiebstahl. SAP war bereit, 40 Mio. Dollar als Wiedergutmachung zu zahlen, Oracle verlangte nach einigem Hin und Her aber 1,7 Mrd. Dollar. Laut US-Medien handelt es sich bei der von der Jury festgelegten Summe um die höchste in einem Fall um Urheberrechtsverletzung.
Keine Industriespionage
Damit sei «der Wert des von SAP gestohlenen geistigen Eigentums» erkennbar, sagte Oracle-Anwalt Geoffrey Howard nach der Entscheidung. Er hatte ursprünglich von Industriespionage gesprochen, später dann nur noch von Datenklau. SAP-Anwalt Robert Mittelstaedt sagte in der Schlussanhörung des seit dem Jahr 2007 laufenden Verfahrens, SAP sei nicht stolz auf den Vorfall. SAP war auf Oracle zugegangen. «Es tut mir leid», sagte Co-Konzernchef Bill McDermott vergangene Woche als Zeuge vor Gericht. Er räumte Fehler ein. SAP habe die Zügel bei der kleinen US-Tochter TomorrowNow schleifen lassen.
SAP-Plan nur von mässigem Erfolg gekrönt
Oracle-Anwalt David Boise hatte vor den Geschworenen mehrmals betont, Millionen Dokumente seien so aggressiv abgegriffen worden, dass die Oracle-Server in die Knie gegangen seien. Das Geschäftsmodell von TomorrowNow war, günstige Wartung für Unternehmenssoftware anzubieten. Oracle hatte die Software-Hersteller, deren Produkte TomorrowNow betreute, nacheinander aufgekauft. SAP wollte die Wartungsfirma danach als Türöffner nutzen, um Oracle-Kunden abzuwerben. Nach Darstellung der Deutschen war dieser Plan jedoch nur von mässigem Erfolg gekrönt: Nur 86 von 358 TomorrowNow-Kunden hätten SAP-Software erworben. SAP hatte bereits das Fehlverhalten der TomorrowNow-Mitarbeiter zugegeben und in dem Prozess ging es nur noch um die Schadenssumme. Der Konzern hatte die erst 2005 gekaufte TomorrowNow 2008 geschlossen.
SAP: Jahresprognose nicht in Gefahr
SAP sieht seine Jahresziele nicht vom milliardenschweren Gerichtsurteil im Datenklaustreit mit Oracle in Gefahr. «Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig, wir könnten noch in Berufung gehen», sagte ein SAP-Sprecher am Mittwochmorgen. Zudem gingen solche Kosten nicht in die Non-IRFS-Zahlen ein, die Grundlage der Jahresprognose seien. Für dieses Jahr stellen die Walldorfer in Aussicht, dass der Umsatz mit Software und softwarebezogenen Dienstleistungen ohne den Beitrag des jüngst gekauften Unternehmens Sybase den Vorjahreswert von 8,2 Milliarden Euro um sechs bis acht Prozent übertreffen wird. Die Ziellatte für die Marge des Gewinns vor Zinsen und Steuern liegt bei 30 bis 31 Prozent. (awp/mc/ps/32)