SAP will im Schweizer Insurance-Markt mitspielen
Die meisten Schweizer Versicherungen arbeiten heute noch mit 30 bis 40 Jahre alten, selbst entwickelten Kernsystemen, die oft in Cobol programmiert worden sind und auf Hostrechnern laufen. «Spätestens wenn der letzte Cobol-Programmier pensioniert worden ist, müssen diese Versicherungen auf eine moderne Lösung migrieren,» sagte uns neulich der Chef eines Software-Herstellers. Damit stehen die Versicherungen heute vor einer ähnlichen Situationen, wie viele Banken vor ungefähr 10 Jahren: Sie müssen sich entscheiden, ob sie ihre Systeme aus eigener Kraft modernisieren wollen oder ob sie ein System «ab Stange» kaufen wollen.
Obwohl der Markt für Kernversicherungssysteme äusserst lukrativ ist, hat die Anbieterlandschaft noch wenig Konturen. Einzig im Markt für Krankenkassen-Software hat sich mit der St. Galler AdCubum ein Leader herauskristallisiert.
SAP will mitspielen
Heute nun stellten Christian Knechtle, bei SAP für das Geschäft mit der Finanzindustrie verantwortlich sowie der Versicherungsspezialist Roland Blösch die neue, auf Schweizer Verhältnisse angepasste Lösung «SAP for Insurance» in Regensdorf den Medien vor.
Noch keine CH-Kunden für Kernversicherungslösung
Viele Schweizer Versicherungen setzen heute SAP im Finanzbereich oder in anderen Teilbereichen (etwa In- und Exkasso) ein, doch konnte SAP bisher keinen Kunden für seine Kernversicherungslösung gewinnen. Dies wollen die Regensdorfer nun ändern, wie Knechtle betonte. Ein Mittel dazu ist das «Process Lab» am Schweizer Hauptsitz, in dem Versicherungsmanager die Software anschauen und mit ihren heutigen Prozessen vergleichen können.
Durchgängig, prozessorientiert, mit BI auf allen Ebenen
Drei Eigenschaften stechen an «SAP for Insurance» hervor. Das System ist einerseits zwischen verschiedenen Komponenten (CRM, Produktion, Buchhaltung, …) durchgängig. Macht ein Verkäufer (oder Broker, oder Internet-Kunde) beispielsweise Einträge im CRM, so werden die entsprechenden Informationen sofort in die weiteren Systeme weiter gegeben. Damit könne die «Dunkelverarbeitungsquote» (Anteil der automatisch ablaufenden Geschäftsprozesse) entscheidend erhöht werden, so Knechtle.
Zudem ist «SAP for Insurance», dass auf SAPs SOA-Plattform Netweaver aufgebaut wurde, prozessorientiert. So lassen sich kleinere Veränderungen an Geschäftsprozessen
vornehmen, ohne dass man neuen Programm-Code schreiben müsste. Zudem hat SAP BI-Funktionalitäten (BI = Business Intelligence) nicht nur in den Buchhaltungs-Systemen, sondern auch im CRM und im Kern-Produktionssystem (Policenverwaltung) eingebaut.
Geeignet für die 20 grössten Versicherungen
«SAP for Insurance» wurde in der «eingeschweizerten» Version Anfang dieses Monats freigegeben, so Knechtle. Gerade rechtzeitig, denn sehr viele Versicherungen stecken in oder vor einem Evaluationsprozess für neue Systeme. Knechtle schätzt, dass sich das Paket für die 20 grössten Schweizer Versicherungen eignen würde. Einen Pilotkunden gibt es aber noch nicht. (inside-it.ch/mc)