SBB: 7,5 Prozent mehr Passagiere – Qualität soll verbessert werden

«Wir können nicht zufrieden sein», sagte Benedikt Weibel, Vorsitzender der SBB-Geschäftsleitung, am Freitag vor den Medien in Bern in seiner Bilanz über das erste Jahr nach dem grossen Fahrplanwechsel für die Bahn 2000 am 12. Dezember 2004.


Kein optimales Störungsmanagement

Die SBB hatte im Jahr 2005 mit grösseren Betriebsstörungen zu kämpfen – etwa während der Kältewelle Anfang Jahr oder nach dem Stellwerkausfall im Raum Zürich am 7. Februar. Tiefpunkt bildete die Strompanne am 22. Juni, die zum Zusammenbruch des gesamten SBB- Netzes führte.

Das Störungsmanagement der SBB sei oft nicht optimal gewesen, sagte der SBB-Chef. Er betonte aber, die verschiedenen Pannen hätten mit dem neuen Fahrplan und der Bahn 2000 nichts zu tun gehabt.


Ungenügende Pünktlichkeit

Nicht zufrieden war Weibel mit der Pünktlichkeit, die auf wichtigen Strecken ungenügend sei. Man führe hier aber eine Diskussion auf hohem Niveau: Die Gesamtpünktlichkeit lag von Januar bis November bei 95,64%. Als pünktlich galten dabei Züge, die mit weniger als 5 Minuten Abweichung vom Fahrplan am Ziel sind.

Gewisse Linien liegen regelmässig darüber, etwa die Ost-West- Achse zwischen Zürich und Bern und zwischen Bern und Genf. Im Oktober wurde eine Task Force eingesetzt, um die Qualität auf der stark befahrenen Strecke Bern-Zürich zu verbessern.


Optimierung des Fahrplans

Der Leiter der Infrastuktur-Abteilung bei der SBB, Hansjörg Hess, sagte, zur Erhöhung der Pünktlichkeit könnten eine intensivere Wartung der Züge und die Optimierung des Fahrplans beitragen. Hess räumte ein, dass das System bei Störungen empfindlicher reagiere als früher. Ein weiterer Ausbau des Angebots sei deshalb kaum mehr möglich ohne eine Erweiterung des Netzes.

Eine Fahrzeitreduktion erhoffe sich die SBB mit der Einführung des Zugsicherungssystems ETCS auf Ende 2006. Bereits sind 470 Fahrzeuge in der Testphase mit ETCS ausgerüstet.


Betriebsertrag über dem Vorjahr

Die SBB konnte 2005 die Zahl der gefahrenen Personenkilometer um 9,4% steigern. Auf der Neubaustrecke wurden bis zu 12,7% mehr Fahrgäste verzeichnet. Vor dem Fahrplanwechsel bewegten sich die jährlichen Wachstumsraten jeweils lediglich zwischen 2 und 4%. Dennoch seien die Erträge des zusätzlichen Angebots hinter den Mehrkosten zurückgeblieben, sagte Paul Blumenthal, Leiter der Abteilung Personenverkehr. Weil aber die Nachfrage insgesamt gestiegen sei, werde der Betriebsertrag über dem Vorjahr liegen.

Aus den Krisen gelernt

Die Bahn 2000 habe sich deutlich positiv auf die Verkäufe ausgewirkt. Dies zeige sich besonders bei den Stammkunden: Bis November waren über 290 000 Personen in der Schweiz im Besitz eines Generalabonnement, und nahezu 2 Millionen hatten ein Halbtaxabonnement. SBB-Chef Weibel sagte zum Abschluss, die SBB habe aus den Krisen gelernt und befinde sich auf gutem Weg. Am kommenden Sonntag folgt die nächste Nagelprobe: Dann wird der neue Fahrplan eingeführt. (awp/mc/ab)
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