«Wir haben einen grossen Sieg gelandet», sagte Arbeitervertreter Gianni Frizzo anschliessend vor den Medien. Das Thema Privatisierung sei nun ebenso vom Tisch wie die ursprünglich von der SBB-Spitze beschlossenen Restrukturierungsmassnahmen in Bellinzona. Nichtsdestotrotz wolle man die Flamme des Protestes am Brennen erhalten. Denn die Verhandlungen am Runden Tisch in Luzern hätten am Donnerstag kurz vor dem Abbruch gestanden.
«Gesunder Menschenverstand hat gesiegt»
«Es fehlte wenig, und wir hätten den Saal verlassen und uns direkt an Bundesrat Moritz Leuenberger gewandt», sagte Frizzo. Schliesslich habe aber der gesunde Menschenverstand gesiegt. Trotzdem herrschte am Freitag in Bellinzona nicht nur eitel Sonnenschein. Sauer aufgestossen war den 430 Angestellten eine Aussage von Cargo-Chef Nicolas Perrin. Dieser hatte gesagt, dass das Lohnniveau in den Industriewerken in Bellinzona zu hoch sei.
Durchaus Ansätze zum Sparen
Die Angestellten taten diese Aussage als unqualifiziert ab. Es gebe in Bellinzona Mitarbeiter, die zu Löhnen arbeiten würden, die unter denjenigen der Baubranche lägen, sagte Frizzo. Es sei eine Mär, dass in den Werkstätten zu höhe Löhne bezahlt würden. Allerdings gebe es bei den Löhnen durchaus Ansätze zum Sparen. So leuchtet etwa der Betriebskommission nicht ein, weshalb ein Verkaufsberater des Industriewerkes 1850 Franken plus Spesen verdient – pro Tag. Bei solchen Ausgabeposten müsse Perrin den Hebel ansetzen, wenn er die Finanzen seiner stark defizitären Cargo-Abteilung in den Griff bekommen wolle, sagte Frizzo. (awp/mc/gh)