SBB steigert Halbjahresergebnis um 13 Prozent
SBB Cargo erzielte in den ersten sechs Monaten 2008 einen Verlust von CHF -8.2 Mio. (1. Halbjahr 2007: CHF -35.5 Mio.). Belastet wurde das Ergebnis durch die steigenden Energie- und Materialkosten. Die Euro 2008 brachte der SBB europaweit viel Lob ein; finanziell ergab die Euro 2008 bei der SBB ein Defizit von CHF -2 Mio.
SBB Cargo erneut mit Verlust
Der SBB Konzern steigerte im ersten Halbjahr 2008 das Konzernergebnis gegenüber der Vorjahresperiode um 13.4% auf CHF 104.7 Mio. Positiv geprägt wurde die Geschäftsperiode durch ein nochmals um 12% verbessertes Segmentergebnis im Personenverkehr von CHF 101.8 Mio. sowie durch deutliche Verbesserungen im Güterverkehr: Zwar schloss SBB Cargo die Geschäftsperiode abermals mit einem Verlust ab, doch fiel dieser mit CHF -8.2 Mio. deutlich geringer aus als in der Vorjahresperiode (CHF -35.5 Mio.). SBB Immobilien steigerte das Segmentergebnis um 3.9% auf CHF 18.7 Mio., während SBB Infrastruktur ein Defizit von CHF -27.4 Mio. auswies (1. Hälfte 2007: CHF +10 Mio.): Steigende Energie- und Materialkosten belasteten das Ergebnis von SBB Infrastruktur und des ganzen Unternehmens spürbar. In der Konzernrechnung nahmen die Materialkosten und die Aufwendungen für Energie deutlich zu.
Öffentliche Hand leistet 1’029.8 Millionen Franken
Die Leistungen der öffentlichen Hand betrugen in der Berichtsperiode insgesamt 1’029.8 Mio. (+9,2%): Während die Abgeltungen (Regionalverkehr, kombinierter Güterverkehr, Trassenpreissubventionen) mit CHF 335 Mio. praktisch unverändert blieben (+0,3%), nahmen die Leistungen des Bundes für die Infrastruktur um 14,2% auf CHF 694.8 Mio. zu.
SBB schafft zusätzliche Stellen
Im ersten Halbjahr 2008 arbeiteten durchschnittlich 27 695 Mitarbeitende für das Unternehmen; das sind 195 Vollzeitstellen mehr als im ersten Halbjahr 2007. Namentlich im Informatikbereich schuf die SBB in den letzten Jahren massiv zusätzliche Stellen: 2005 lag der Personalbestand der IT SBB bei 254 Vollzeitstellen, 2007 waren es durchschnittlich 366 Stellen. Im ersten Halbjahr 2008 stieg die Zahl der Vollzeitstellen auf 480. Dieser Stellenausbau erfolgte im Rahmen eines Stelleninsourcings: Es wurden Schlüsselpositionen intern besetzt, die zuvor von externen Partnern wahrgenommen wurden. Damit sichert die SBB Schlüssel-Knowhow und stärkt längerfristig ihre Handlungsfähigkeit im IT-Bereich und reduziert die Abhängigkeit von Lieferanten. Gleichzeitig werden dadurch Kosten reduziert: Per Saldo lagen die entsprechenden Aufwendungen um CHF -2.6 Mio. unter Vorjahr.
Fortschritte im Güterverkehr
Die seit letzten Herbst eingeleiteten Massnahmen zur Restrukturierung des defizitären Güterverkehrs zeitigen Wirkung: SBB Cargo verbesserte das Segmentergebnis deutlich. Zwar gingen die Verkehrsleistungen im Vorjahresvergleich um 3,3% auf 6’600 Mio. Nettotonnenkilometer zurück. Gleichzeitig wurde aber der Leistungseinkauf bei Dritten um 63% reduziert; die im Auftrag von SBB Cargo von Dritten erbrachten Transportleistungen lagen im ersten Halbjahr 2008 noch bei 144 Mio. Nettotonnenkilometer gegenüber 387 Mio. Nettotonnenkilometern in der Vergleichsperiode des Vorjahres. Die durchgeführten Preiserhöhungen trugen ebenfalls zur Verbesserung des Ergebnisses der Gütersparte bei. Im Binnenverkehr konnten die Verkehrsleistungen gesteigert werden. Die seit Mitte 2007 im engen Kontakt mit den Kunden verstärkten Anstrengungen um maximale Kundennähe zeigten erste positive Auswirkungen.
Streik in Bellinzona kostet über 2,5 Millionen Franken
Belastet wurde SBB Cargo und das ganze Unternehmen durch den Streik der Mitarbeitenden des Industriewerks Bellinzona im März/April 2008. Die Kosten des Streikes belaufen sich für die SBB auf über CHF 2,5 Mio.; gleichzeitig belasten die Arbeitsrückstände namentlich beim Güterwagenunterhalt als Folge des Streikes das ganze Unternehmen massiv. Seit Ende des Streikes laufen die Verhandlungen am Runden Tisch. Ziel ist es, die Produktivität des IW Bellinzona kurzfristig um jährlich mindestens CHF 10 Mio., mittelfristig um mehr zu verbessern. Ohne diese Verbesserungen ist das Werk existenziell gefährdet.
Erfolgreicher Personenverkehr
In der Berichtsperiode vermochte die SBB im Personenverkehr die Leistungen weiter zu steigern. Die Zahl der zurückgelegten Personenkilometer stieg um 6.9% auf 7’874.5 Mio. Personenkilometer. Die Zahl der Reisenden nahm um 5.8% auf 158,1 Mio. zu. Die Nachfrage nahm auf den Strecken Lausanne-Genf (+10.8%), Zürich-Sargans-Chur (+11%), Zofingen-Bern (+15%) und durch den Lötschberg (+24.6%) überproportional zu Veränderungen nach Personenkilometer. Dies ist einerseits auf die regionale Entwicklung und andererseits auf verbesserte Angebote der SBB zurückzuführen.
Anhaltender Erfolg auch im Stammkundengeschäft
Die Zahl der sich im Umlauf befindenden Generalabonnements (GA) stieg im Vergleich zur Vorjahresperiode um 8.3% auf 352’186 GA. Bei den Halbtaxabos betrug der Zuwachs 3.6% auf insgesamt 2’158’564 Halbtaxabos per Ende Juni 2008. Mehr Leistung heisst mehr Kosten: In der Segmentrechnung von SBB Personenverkehr nahm der Betriebsertrag im Vorjahresvergleich um 7,1% zu. Gleichzeitig stieg der Betriebsaufwand um 7,9%, dies vor allem wegen erhöhter Energie- und Materialkosten. Zudem belasteten die zusätzlichen Aufwendungen für vorgezogene Revisionen wegen der Euro 2008 die Halbjahresrechnung; dieser Effekt wird sich in der zweiten Jahreshälfte ausgleichen.
Immer mehr Leistung auf dem SBB-Netz
Die Belastung des gut 3’000 Kilometer langen SBB-Schienennetzes hat auch im ersten Halbjahr 2008 weiter zugenommen. SBB Infrastruktur verkaufte in den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres insgesamt 79 Mio. Trassenkilometer. Das sind 3.2% mehr als in der Vergleichsperiode des Vorjahres. Damit festigte die SBB ihren Ruf als das Bahnunternehmen mit dem weltweit am dichtest genutzten Schienennetz. Das starke Verkehrswachstum und die überaus hohe Belastung des Netzes erhöht die Kosten des Bahnbetriebs und die Aufwendungen für den Unterhalt beträchtlich (höhere Abnutzung, kürzere Unterhaltsintervalle etc.). Entsprechend nahm der Betriebsaufwand der Infrastruktur in den letzten Jahren deutlich zu. Im ersten Halbjahr 2008 lag er bei CHF 1’659.4 Mio.; das sind 11.5% mehr als in der Vergleichsperiode des Vorjahres.
SBB Immobilien weiter auf Erfolgskurs
Auch im ersten Halbjahr 2008 leistete SBB Immobilien einen wesentlichen Beitrag an den Erfolg des Unternehmens. Nach Abzug der Ausgleichszahlungen an die Infrastruktur und Sanierungsleistungen für die Pensionskasse SBB erzielte der Immobilienbereich ein Segmentergebnis von CHF 18,7 Mio. (+3,7%). Der Umsatz in den sieben RailCity-Bahnhöfen wurde abermals gesteigert: In den ersten sechs Monaten 2008 wurde in den RailCities der SBB ein Umsatz von CHF 502 Mio. erzielt; das sind 5,7% mehr als in der Vorjahresperiode.
Euro 2008: Viel Lob und 2 Millionen Franken Defizit
Die Euro 2008, die im Juni in der Schweiz und in Österreich durchgeführt wurde, forderte das Unternehmen in hohem Masse. Insgesamt beförderte die SBB im Rahmen der Euro 2008 gegen zwei Millionen zusätzliche Passagiere und führte 4’700 Extrazüge. Hunderte von SBB-Mitarbeitern namentlich aus dem Kader und den administrativen Bereichen des Unternehmens leisteten zusätzlich zur gewohnten Arbeit Einsätze als Kundenbetreuer in den Austragungsorten. Der Anteil des öffentlichen Verkehrs am Gesamtverkehr rund um die Euro 2008 erreichte in der Schweiz gegen 80%. Insgesamt erhielt die SBB für ihre Leistungen zur Euro 2008 rundherum viel Lob. Ohne den grossen Einsatz der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wäre das vierwöchige Fussballfest niemals gelungen. Die SBB dankt allen Mitarbeitenden für das grosse und professionelle Euro-2008-Engagement. Finanziell schloss die SBB die Euro 2008 mit einem Defizit von CHF -2 Mio. ab. Namentlich die grosse Zahl geleisteter Überstunden belastete die Euro-2008-Rechnung.
Handlungfsbedarf bei Pensionskasse
Die Situation der Stiftung Pensionskasse SBB betrifft das Unternehmen in hohem Masse und bereitet der SBB grosse Sorgen. Aufgrund der Entwicklung an den internationalen Finanzmärkten verschärfte sich die Situation der Pensionskasse SBB im ersten Halbjahr 2008: nachdem der Deckungsgrad dank des Sanierungsbeitrages der SBB im Umfang von CHF 1,5 Mia. per 1. Januar 2007 zwischenzeitlich auf 94,5% angehoben werden konnte, schwand er in den letzten Monaten massiv und lag per Mitte 2008 wieder deutlich unter 90%. Die Pensionskasse SBB muss dringend saniert werden. Der Bundesrat schickte im Juli eine Sanierungsvorlage in die Vernehmlassung mit verschiedenen Varianten. Nur Variante 1 garantiert die nachhaltige Sanierung der PK SBB. Die vom Bundesrat favorisierte Variante 3 vermag das Problem nicht zu lösen: Der Deckungsgrad würde lediglich um wenige Prozentpunkte angehoben.^ SBB und Pensionskasse SBB befürworten daher im laufenden Vernehmlassungsverfahren Variante 1.
Ausblick Personenverkehr: Anhaltende Nachfrage erwartet
Für die zweite Jahreshälfte 2008 geht die SBB von einem weiteren Wachstum im Personenverkehr aus. Die Nachfrage dürfte weiter steigen. Damit verbunden ist ein hoher Investitionsbedarf in das Rollmaterial, um Engpässe möglichst zu vermeiden bis zur Fertigstellung neuer Infrastrukturvorhaben zur Entlastung des SBB-Schienennetzes. (sbb/mc/ps)